Interview
Auch Schönberg hält an Tunnellösung fest
SCHÖNBERG.Der Schönberger Bürgermeister und Stubaier Planungsverbandsobmann Hermann Steixner bildet den Schlusspunkt unserer "Halbzeitinterviews" mit den Ortschefs aus dem Stubai- und Wipptal.
BEZIRKSBLATT: Herr Steixner, Sie sind seit 2010 Ortschef von Schönberg und haben zuvor schon 24 Jahre Erfahrung im Gemeinderat gesammelt. Ist das vielleicht mit ausschlaggebend dafür, dass das Klima im Gemeinderat recht gut ist, obwohl Sie keine Mehrheit innehaben?
Steixner: Vielleicht. Insgesamt sind bei uns drei Fraktionen vertreten, meine Liste hält sechs der 13 Mandate. Eine Absolute wäre natürlich bequem und vielleicht ginge manches schneller weiter, aber ich bin auch so bisher immer ganz gut gefahren. Es ist mir ohnedies stets ein Anliegen, alle zu informieren und in Entscheidungen einzubinden und so sind wir eben zu Kompromissen gefordert.
Wenn Sie zurückschauen, was hat sich in Ihrer Zeit als Bürgermeister alles getan?
Wir haben in den letzten Jahren insbesondere für elementare Aufgaben der Daseinsfürsorge beträchtliche Budgetmittel aufgewendet. Für den Bürger ist es selbstverständlich, sauberes Wasser, geordnete Abwasser- und Müllentsorgung sowie ausgebaute und beleuchtete Gemeindewege vorzufinden. Für Schönberg – mit den Ortsteilen Gleins, Unterberg und Sillwerk – als nicht gerade finanzstarke Kommune stellt das allerdings durchaus große Kostenpunkte dar. Auch die Kinderkrippe, den Kindergarten, die schulische Tagesbetreuung und den Mittagstisch konnten wir räumlich und personell passabel aufstellen.
Sie haben sich also noch kein "Denkmal" gesetzt.
Nein. Für mich sind das Zusammenführen von Menschen, ein gutes Miteinander, gelebte Solidarität und überörtliche Zusammenarbeit mindestens so wichtig wie die Bauwerke, die im Volksmund gerne als die "Denkmäler der Bürgermeister" bezeichnet werden. Konkret wurden beispielsweise umgesetzt: das jährliche Vereinsobleutetreffen, Mithilfe zur Gründung der Vinzenzgemeinschaft, Initiative zum Internationalen Schönbergtreffen, Beitritt zum Klimabündnis Tirol oder die Aufnahme von Flüchtlingen. Ja und als Modell für andere Regionen sticht sicher das gemeinsame Bauamt mit Mieders hervor.
Wie sieht es auf Planungsverbandsebene aus? Hier haben sich Tätigkeit und Aufgabenfelder ebenfalls multipliziert.
Richtig. Die Planungsverbände haben sich weiterentwickelt zum Informationsaustausch, zur Meinungsbildung, zur Planung, Koordination und Kooperation in größeren regionalen und kommunalen Zusammenhängen. Ich sehe den PV Stubai als eine "Goodwill-Organisation", die bei allen finanziell relevanten Aktivitäten von der Zustimmung jedes Gemeinderats abhängig ist. Dieser Wille hat sich im Stubaital durch unseren Regionalentwicklungsprozess mit breiter Bürgerbeteiligung gefestigt. Im Detail konnte der PV Stubai die Glasfaserhauptleitung Stubai realisieren, war Geburtshelfer für das Klimabündnistal und den FC Stubai, ist Partner des TVB Stubai für das Radwegeprojekt und hat die talweiten, sehr engagierten Arbeitsgruppen Raumordnung, Mobilität, Soziales und Generationen installiert. Mit Roland Zankl wurde eine kompetente Person zur Umsetzung unseres Leitgedankens – das Stubai als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum zur ausgeglichenen Vorzeigeregion zwischen Stadt und Gletscher voranzubringen – gefunden. Darüber hinaus steht die Vorbereitung zur Bewerbung als Leaderregion gemeinsam mit unseren Nachbarn im Wipptal bevor.
Was wird sich in Schönberg in den nächsten Jahren tun?
Vor uns liegen der etappenweise Ausbau der Glasfaserleitung und die aufwändige Sanierung des Domanig-Daches. Der neue, regional ausgerichtete Markt an der Europabrücke ist bereits in Bau. Mich freut freilich auch die funktionierende Nahversorgung im Dorf und damit der Ortskern noch attraktiver wird, ist dessen Umgestaltung gerade als Bürgerbeteiligungsprozess mit Unterstützung der Dorferneuerung Tirol in Planung.
Wie sieht das Vorhaben im Detail aus?
Wir denken an die Errichtung eines zentralen Parkdecks, eine verkehrsfreie Zone zwischen Widum und altem Gemeindehaus – die Bushaltestelle wird umgebaut – und schließlich soll mitten im Ort mittels eines Neubaus von Einheiten für betreubares Wohnen Platz speziell für Senioren geschaffen werden. Ein Ideenwettbewerb für Architekten wird 2020 ausgeschrieben.
Wie begegnet Schönberg dem "Dauerbrenner" Verkehr?
Seitens der Gemeinde erwarten wir uns, dass die digitale Maut für Pkw weiter forciert wird. Dann hätten wir wenigstens weniger Stop-and-go-Lärm zu verkraften. Im besten Fall folgt überhaupt ein europaweites Maut- und Vignettensystem! Zugleich halten wir weiterhin an einer Tunnellösung fest. Das heißt, da, wo jetzt die berühmte Schönberg-Kehre ist, würde mittelfristig direkt in den Berg hinein gefahren. Vorgespräche dazu gab es bereits, technisch wäre das Vorhaben relativ problemlos realisierbar. Bleiben noch die politischen und finanziellen Fragen ...
Werden Sie 2022 nochmal kandidieren?
Nein, ich mache meinen Platz frei. Es gibt auch ein Leben nach der Gemeindepolitik. Mit 2022 erreiche ich das reguläre Pensionsalter, meiner Meinung nach ist es dann auch an der Zeit für einen neuen Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin.
www.meinbezirk.at
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