Wie der Klettverschluss erfunden wurde...
GROSSE KLETTE. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 128

In der heutigen Geschichte nehme ich die große Klette unter die Lupe. Ein tolles Kraut, dessen starke Wurzeln ähnliche Eigenschaften besitzen, wie der Löwenzahn. Mit ihm zusammen wird auch seit dem 13. Jahrhundert  "Dandelion and Burdock" - eine Art englisches Root Beer hergestellt. Die jungen Blätter der großen Klette wirken kühlend. Karl der Große hat sie um 812 bereits in seiner Hofgüterverordnung unter dem Namen Parduna als Nutzpflanze empfohlen. In Naturheilkunde und Kosmetik wird gerne ein aus den Wurzeln der großen Klette gewonnenes Pflanzenöl angewendet. Was mich aber am meisten beeindruckt hat ist, dass die Große Klette das Vorbild für unseren heutigen Klettverschluss war. Da ist mir natürlich gleich eine Geschichte dazu eingefallen... Viel Spaß beim Lesen!

Die Große Klette, die Rose und die Brennnessel

Es war einmal ein verwilderter Garten, der einst wunderschön war. Zwischen Mauerresten und abgeschlagenen florentinischen Figuren wuchs ein duftender alter Rosenbusch in dessen Nähe sich auch allerlei andere Pflanzen angesiedelt hatten. Am größten und imposantesten wucherten Brennnesseln und eine große Klette gleich anbei. Dem Rosenbusch gingen die neuen Mitbewohner, die immer mehr Raum in SEINEM Habitat einnahmen, mächtig auf die Nerven. „Seht euch nur an!“ fauchte er seine Mitbewohner an. „Ihr seid hier doch völlig fehl am Platz. Das hier war einst ein herrschaftlicher Garten. Edle Damen und Herren in feinen Gewändern wandelten auf diesen Pfaden, schnupperten vornehm an meinen duftenden Blüten und erfreuten sich auch im Haus an meinen wunderschönen Rosenbouquets!“ „Warum?“ Antwortete die Brennnessel mit einem breiten Grinser. „Ich bin hier aus gutem Grund. Auf Schuttplätzen, Geröllhalden und Ruinen bringe ich die Natur in ihren Urzustand zurück. Helfe, den Boden wieder zu sanieren!“ „Aber die Menschen mögen dich nicht!“ mokierte sich die stolze Rose. „Sieh mich an! Ich trage spitze Dornen, trotzdem lieben und verehren mich die Menschen!“ „Aber geh!“ konterte die Brennnessel. „Mensch weiß längst, dass meine Samen stärken, anregen und sogar den Blutdruck senken. Im Garten preisen sie Brennnessel Jauche als wertvollen Dünger!“. Da fiel ihnen die große Klette ins Auge, die momentan gar nicht mehr so groß wirkte. „Und du? Was ist mit dir?!“ riefen sie unisono. Die Klette wurde noch kleiner. Es stimmte schon, die Kinder setzten sich die großen Blätter als Hüte auf und machten im Hochsommer Kletten Schlachten mit ihren Früchten. Ansonsten war sie bei den Menschen relativ unbeliebt. „Na, was hast du zu bieten, Struppelklos? Du bist den Menschen doch irrsinnig zu wider, weil du dich überall anhängst. Eine richtige Klette eben. Ungut und nicht mehr loszuwerden.“ Au das tat weh. Dass sie auch Heileigenschaften besaß, traute sie sich gar nicht mehr sagen. Da meldete sich doch ein kleiner Stachel der Widerborstigkeit, den die Klette tief in ihrem Herzen in sich trug. „Bla bla bla! Redet nur! Wisst ihr was, wir machen eine Wette! Wetten dass…. Ich es bis zur Herbsttagundnachtgleiche schaffe die Aufmerksamkeit eines Menschen auf mich zu ziehen… positiv meine ich natürlich! UUUUUUUnnnnnd… wetten dass ich es schaffe noch richtig berühmt zu werden!“ Zuerst waren Rose und Brennnessel baff und sprachlos, dann prusteten sie aus vollem Blütenhälsen drauflos. Okay, du Spinner, eingeschlagen! Aber wenn du verlierst, dann musst du dich für immer aus dem alten Garten verziehen, hörst du!“

Kurze Zeit später spazierte der Schweizer Elektroingenieur George de Mestral mit seinem Hund durch den alten Garten. Er war hier noch nie lang gegangen. Nachdem sich aber Tags zuvor sein Hund losgerissen hatte, um einem Hasen nachzujagen, hatte er vorsichtshalber seine gewohnte Route geändert, denn drüben waren ihm zu viele Jäger unterwegs, die wildernde Hunde gar nicht mochten. 

"Das ist ja ein wildes Gestrüpp", dachte George. Trotzdem gefiel ihm, was er sah und er beschloss, öfter hier lang zu gehen. Zuhause angekommen bemerkte er allerdings, dass sich unzählige Klettensamen auf seinem Mantel und im Fell seines Hundes verfangen hatten. Soviel er sich auch abmühte, das widerhakige Zeug war kaum ab zu bekommen. "Wie kann es nur möglich sein, dass diese Samen so fest halten?" Nachdenklich musterte der Techniker die kleinen Samen mit den winzigen Widerhaken, zuerst unter der Lupe, dann unterm Mikroskop. Was er sah faszinierte ihn. Wie konnte ein so kleiner Gegenstand nur so große Kraft ausüben? Unter dem Mikroskop konnte er sehen, dass die Spitzen der Klettenfrüchte, die mit bloßem Auge steif und gerade wirkten, winzige Haken besaßen, die sich an den Fasern der Kleidung "festfressen" konnten. Langsam wurde ihm bewusst, dass er dieses geniale Erfindung von Mutter Natur irgendwie den Menschen zunutze machen musste! Wenn er es schaffte das Hakensystem der Klette nachzubilden, müsste sich ein genialer Verschluss herstellen lassen!

Immer und immer wieder wanderte de Mestral in den Garten, um die Große Klette und ihre Samen zu untersuchen. Rosenbusch und Brennnesseln waren längst verstummt. Welcher Mensch besuchte schon 14 Jahre lang immer wieder dieselbe Pflanze?! Denn - so hartnäckig wie seine Klette forschte auch George de Mestral an den Klettensamen - bis er 1955 tatsächlich den Klettverschluss zum Patent anmeldete. 

Die Große Klette war mächtig stolz auf sich - immerhin war sie das Vorbild dieser bahnbrechenden Erfindung, die vom Schuhverschluss bis hin zur Raumfahrtindustrie zum Einsatz kam. 

Dass nur wenige Menschen wussten, wer das Vorbild des Klettverschlusses war, kratze die Klette kaum. "Irgendwann wird schon so ein Geschichtenschreiberling kommen, der es den Menschen wieder erzählt" grinste sie.  "Und bis dahin ist ein bisschen noble Anonymität gar nicht mal so schlecht..."

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