Der vierte Heilige König. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kind gebliebene - Teil 53

In der Vorweihnachtszeit stieß ich heuer immer wieder auf ein und die selbe Geschichte - nämlich die böhmische Weihnachtsgeschichte vom 4. Heiligen Drei König von Michael Haas. In Anlehnung daran hat sich in meinen Hirnwindungen heute Vormittag folgende Geschichte zusammengesponnen...

Es war einmal vor langer langer Zeit, da lebten im fernen Morgenland drei gelehrte Sternforscher. Obwohl sie einander nicht kannten, waren sie alle vom gleichen Ziel getrieben: irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, würde dort oben am Firmament ein Komet erscheinen, der den neuen König ankündigen sollte. Alle drei wollten sie die Ersten sein, die beim Anbruch des neuen Zeitalters höchstpersönlich mit dabei waren.So forschten sie unabhängig voneinander Jahrzehnte lang in den alten Schriften und Prophezeiungen und beobachteten Tag für Tag unermüdlich das Himmelszelt. Später sollten die drei als die Heiligen Drei Könige in die Geschichte eingehen.

Nicht weit von ihnen entfernt lebte ein junger Nomadenfürst. Obwohl er - und da waren sich alle einig - zu etwas Besserem bestimmt war, widmete er sich Tag für Tag seiner Lieblingsbeschäftigung: der Herstellung neuer Käsesorten aus der herrlichen Schaf- und Ziegenmilch, die sein Volk gewann. Gerade heute war ihm etwas ganz besonderes geglückt. Der neue Käse stank zwar zum Gotterbarmen, aber er hatte einen einzigartig köstlichen Geschmack und war von einer noch nie dagewesenen Konsistenz. "Ich werde ihn Quargel nennen" entschloss er sich und fühlte sich tief drinnen, als ob er soeben sein erstes Kind aus der Taufe gehoben hätte.

Während er noch freudestrahlend vor seinem Zelt saß, fiel ihm ein großer Stern mit Schweif auf am Himmelszelt. Hmmm, die Gestalt kam ihm irgendwie bekannt vor. Der Stern erinnerte ihn an eine Zeichnung auf einer Schriftrolle, die ihm sein alter Lehrer Mesuth immer so gerne gezeigt hatte. "Sieh junger Fürst", hatte der alte Schriftgelehrte gesagt, "wenn du diesen Stern am Himmel siehst, so folge ihm ohne zu zögern. Denn er kündigt einen viel größeren Herrscher an, als man ihn je auf Erden gesehen hat, ein Herrscher dessen Reich für die Ewigkeit sein wird!"

Also packte der junge Fürst seine wertvolle Käsekreation mit dem unverwechselbaren Aroma in eine Schatulle, ließ Wasser und etwas Proviant kommen, schwang sich auf sein Kamel und ritt durch die Nacht davon. Immer dem Stern nach. Bald schon traf er auf 3 andere hohe Herren, die ebenfalls auf ihren Kamelen dem Stern folgten. "Wir sind 3 Sternforscher aus dem Morgenland und sind gekommen, um dem neuen König unsere gaben darzubringen. Seht her, wir haben Gold, Weihrauch und Myrrhe im Gepäck. Gaben, die eines so großen Herrschers würdig sind. Aber nun sagt uns, wer seid Ihr?"

Da stellte sich unser junger Nomadenfürst vor und zeigte den Herren sein Geschenk, das übrigens seiner Meinung nach, das Wertvollste von allen war, immerhin kam es von ganzem Herzen und war ihm das Wichtigste, das er im Moment besaß. Die drei Herren aber, rümpften die Nase und zogen blasiert die Augenbrauen hoch. Da aber der junge Fürst der Ranghöchste unter ihnen war, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihn trotzdem in ihrer Gruppe aufzunehmen.

Allerdings hatte keiner von ihnen mit der chemischen Reaktion der neuen Erfindung gerechnet. Je wärmer der Käse nämlich wurde, desto mehr begann sich sein Aroma auszubreiten. Bald schon trennte den jungen Fürsten ein ansehnlicher Abstand vom Rest der Reisegruppe.

Gott sei Dank hatten sie da auch schon das Ziel der weiten Reise erreicht. Der Stern hatte über einem alten, halb verfallenen Stall nahe Bethlehem Halt gemacht. Zuerst wollten sie ihren Augen nicht trauen. Wo aber ein ganzer Engelschor am Dach trällerte und jubilierte und die Besucher Schlange standen, dort mussten sie schon richtig sein.

Das Warten und Anstellen dauerte allerdings noch lange und die drei Sternenforscher hätten um ein Haar die mitgebrachte Wasserpfeife ausgepackt, als endlich ein Cherubim erschien, um sie in die Hütte zu geleiteten. Endlich konnten auch sie einen Blick auf das Wunder in der Krippe werfen.

Da standen sie nun - alle vier - küsten die hübsche junge Mutter verzückt auf die Wangen, betrachteten das Kindlein, um sich schließlich ein jeder seine eigenen Gedanken zu machen und holten zu guter Letzt die mitgebrachten Geschenke hervor. "Die wird die Arme Familie hier im Stall sicher gut brauchen können!" dachten sie. "Ob uns der Stern tatsächlich zum richtigen Ort geführt hat?" Doch wohlerzogen wie sie waren, ließen sie sich ihre Zweifel nicht anmerken.

Als aber der 4. König an der Reihe war sein Geschenk auszupacken, geschah eine schreckliche Panne. Der Ochse hinter ihm produzierte ein lautes Geräusch, dass sich fast wie das Entweichen menschlicher Gase anhörte. Als zeitgleich der passende Geruch aus der Schatulle mit dem Quargel entfuhr, musste sogar die Mutter Gottes verstört ihr Gesicht abwenden. Nur das Kindlein in der Krippe lächelte noch ungeniert und streckte unserem jungen Fürsten quietschvergnügt die molligen Händchen entgegen.

Für die 3 Sternenforscher war dieser Fauxpass unverzeihlich. Sie machten kehrt und beschlossen, diesen Rohling nicht nur aus ihrer Reisegruppe auszuschließen, sondern ihn mit der Höchststrafe zu versehen: "Wir werden dieses unverbesserliche Kretin einfach aus dem Weihnachtsevangelium wegradieren! Wer sich nicht benehmen kann, hat auch in der Geschichtsschreibung nichts verloren, schließlich sind wir keine Barbaren! Und weil sich negative Nachrichten bekanntlich mal 14 multiplizieren, während sich positive nur 3x pro Erzählung weiterverbreiten kam es, dass der einzige Heilige König der diesen Titel aufgrund seiner Herkunft wirklich verdiente, mir nichts dir nichts aus der Erzählung weggelassen wurde.

Der Himmel jedoch dürfte da schon etwas anders rechnen und das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass die Sternsinger heutzutage meist trotzdem zu viert an der Haustüre klingeln.


Anzeige
Foto: IV
Video

Industriellenvereinigung
Wirtschaftsliberalismus, weil weniger mehr bringt!

Weniger ist mehr – und bringt jedem mehr! Vor allem, wenn es um die Einmischung des Staates geht. Wirtschaftsliberalismus reduziert die Rolle des Staates in der Wirtschaft und setzt auf freien Wettbewerb. Wie gut es funktioniert, zeigen Länder wie die Schweiz, Australien oder Kanada. Weniger Staat hilft der WirtschaftIn Österreich und Europa erleben wir einen „Trend zur Staatsintervention“ mit hohen Steuern, Überregulierung und Subventionen mit der Gießkanne. Für die Menschen lohnt sich...

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Steyr & Steyr-Land auf MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land

Neuigkeiten aus Steyr & Steyr-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk Steyr & Steyr-Land auf Facebook: MeinBezirk Steyr & Steyr-Land

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Veranstaltungs-Tipps, Partyfotos und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.