In Weitensfeld
Geforderte Schließung von Asylunterkunft schlägt weiter hohe Wellen

- Petar Rosandić, Obmann von SOS Balkanroute, und Elisabeth Steiner, Betreiberin des "Bärenwirts" beziehen klare Stellung.
- Foto: OTS
- hochgeladen von Katja Pagitz
Die Diskussion um die Schließung der Asylunterkunft „Bärenwirt“ in Weitensfeld im Gurktal hat in den letzten Tagen für Wirbel gesorgt: Weitensfelder Gemeinderat forderte per Brief die Schließung, "Bärenwirt"-Betreiberin Elisabeth Steiner wehrt sich.
WEITENSFELD. Der Bärenwirt gilt seit über einem Jahrzehnt als Vorzeigeprojekt gelungener Integration in Kärnten. Aktuell sind dort 22 Geflüchtete untergebracht – das entspricht rund 1,1 Prozent der Bevölkerung der 1.998-Einwohner-Gemeinde.
Elisabeth Steiner, Betreiberin des Bärenwirts, hat das Gasthaus seit 2014 als Unterkunft für Asylsuchende aus Syrien, Afghanistan und dem Irak geöffnet. Ihr Ziel war es, ein „offenes Haus“ zu schaffen, in dem Einheimische und Flüchtlinge einander begegnen können. In einem Brief des Gemeinderats von Weitensfeld wird jetzt die Schließung des Integrationshofs „Bärenwirt“ gefordert. Laut Steiner gab es im Vorfeld keinerlei Gespräche mit ihr, der einstimmige Beschluss des Gemeinderats habe sie überrascht. Der Bürgermeister der Gemeinde, Franz Sabitzer, betont jedoch, dass es im Vorfeld sehr wohl Gespräche gab.
Schon vor rund zehn Jahren, als das Flüchtlingsquartier in Weitensfeld im Raum stand, gab sich der Gemeinderat, insbesondere die FPÖ, skeptisch und sammelte Protestunterschriften. Am Ende wurde das Projekt im Gemeinderat dennoch einstimmig unterstützt.
"Konfliktherde führen zu keiner guten Stimmung"
Als Begründung wurde in der jetzigen Forderung unter anderem eine angeblich zunehmende Radikalisierung von Fremden in Deutschland und Österreich angeführt, im Brief lesen sich zudem weitere Passagen wie: "Leider mussten wir in den letzten Jahren immer öfter feststellen, dass ein Miteinander immer schwieriger wurde" oder "Die vielen kleinen Konfliktherde führen sowohl bei den Bewohnern von Weitensfeld aus auch den Asylwerbern zu keinem guten Stimmungsbild" und "Viele WeitensfelderInnen fühlen sich in ihrer Art zu leben eingeschränkt."
Bürgermeister Franz Sabitzer bezieht auf Anfrage von MeinBezirk klar Stellung: "Als Bürgermeister dieser Gemeinde ist es meine Aufgabe, ein offenes Ohr für die Anliegen der Bevölkerung zu haben. Die Sorgen und Ängste, die an uns herangetragen wurden und werden, haben wir der Betreiberin auf sachlicher Ebene mitgeteilt – nicht mehr und nicht weniger."

- Der umstrittene Brief mit Aufforderung zur Schließung des Bärenwirts.
- Foto: Facebook/Steiner
- hochgeladen von Katja Pagitz
Öffentliche Meinung
Steiner reagierte öffentlich auf Facebook mit den Worten: "Jeder der uns und unser unermüdliches Bemühen um Miteinander und Integration kennt, möge sich selbst ein Bild über den Weitensfelder Gemeinderat machen, der uns vorwirft, im Ort eine Parallelgesellschaft mit unseren Flüchtlingen errichtet zu haben und damit die Ortsbevölkerung zu verängstigen."
Petar Rosandić, Obmann von SOS Balkanroute, besuchte Elisabeth Steiner und die dort untergebrachten Geflüchteten und Mitarbeitenden. „Wenn eine Gemeinde Geflüchtete und jene, die ihnen helfen, pauschal kriminalisiert, ist es unsere Pflicht, Haltung zu zeigen. Wir stehen an der Seite von Elisabeth Steiner. Der Bärenwirt bleibt“, so Rosandić.
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