Gesundheit und Physiotherapie
Kein unbekanntes Wesen: Der Beckenboden

- Lisa Radinger, Physiotherapeutin in St. Veit, über Beckenbodengesundheit
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- hochgeladen von Astrid Siebert
Eine gut gestärkte Beckenbodenmuskulatur hilft sowohl Frauen als auch Männern fit durch den Alltag zu kommen. Trotzdem ist darüber zu sprechen noch oft ein Tabuthema.
Zu Lisa Radinger, Physiotherapeutin in St. Veit, kommen oft Menschen, die Probleme mit Harninkontinenz oder mit der Sexualität haben. Da kommt dann immer der Beckenboden ins Spiel. Dabei handelt es sich um Muskulatur, die mit regelmäßigen Übungen gestärkt werden kann. Oft fehtl es aber an der Verbindung zwischen Gehirn und Beckenboden, dabei kann die Physiotherapeutin behilflich sein.
Betrifft auch Männer
"Ein gut gestärkter Beckenboden, ist maßgeblich für eine gute Lebensqualität. Frauen kommen spätestens im Rahmen der Schwangerschaft mit ihren zentralen Muskelschichten in Berührung und dürfen sich oft nach der Geburt bei Rückbildungskursen genauer mit Funktion und Aufgaben auseinandersetzen," erklärt die Expertin. Bei Männern geht die Thematik „Beckenboden“ sehr oft erst mit der Diagnose Prostata-Krebs einher. Dieser zählt mittlerweile zur häufigsten Krebsdiagnose Österreichs.
Komplikationen vorbeugen
Vorsorgeuntersuchungen werden ab dem 45. Lebensjahr empfohlen und sollten aufgrund der steigenden Inzidenz (Rund 6.000 Neuerkrankungen jährlich in Österreich*) ernst genommen werden. Ein präoperatives Training ist sehr wichtig um Komplikationen vorzubeugen und eine schnellstmögliche Kontinenz wiederherzustellen. Weitere negative Einflüsse in der Beckenbodengesundheit sind zum Beispiel Übergewicht, Dauerstress, Bewegungsmangel oder starkes Pressen am WC.
Symptome erkennen
Sowohl in der Frauen- als auch Männergesundheit gibt es Aufholbedarf in der Aufklärung. Nach wie vor stellt es für viele Patienten eine große Hürde dar über ihre Kontinenzprobleme offen zu sprechen. Das Schamgefühl ist groß und so auch die Wissenslücke um gezielte Übungen. Symptome, die zum Beispiel auf eine Dysfunktion im Beckenbodenbereich hinweisen können sind zum Beispiel: Sehr häufiges WC gehen, ständiger Druck auf die Blase, Harnverlust im Sport oder beim Husten und Niesen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Erektile Dysfunktion
Therapie möglich
Durch eine genaue Anamnese und anschließender Diagnostik kann der Urologe oder die Frauenärztin eine Überweisung für ein Beckenbodentraining bei einem Physiotherapeuten ausstellen. Mit dem Patienten werden anschließend gemeinsame Therapieziele beim Ersttermin definiert. Im Laufe der Serie werden die Schwachstellen mittels gezielten Übungen wieder gekräftigt bzw. Patienten lernen einen bewussten Umgang mit An- und Entspannung. Man profitiert nicht nur von einer stärkeren Mitte, sondern verfeinert auch die Wahrnehmung für diesen meist unbekannten Bereich. Schmerzen können somit reduziert werden und die Kontrolle über Sexualität, Harn- und Stuhlgang wird zurückgewonnen.




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