Mini Med Spittal
Welche Maßnahmen bei Herzinfarkt?

- Die Ärztinnen Anna Rab und Edeltraud Lenhard
- hochgeladen von Michael Thun
Zum Abschluss des Wintersemesters 2019/20 von Mini Med Spittal ging es um Ursachen und Maßnahmen bei Herzinfarkt.
SPITTAL. 42 Prozent aller Todesursachen sind auf kardiovaskulärer Erkrankungen zurückzuführen, also auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, "nur" 27 Prozent auf Krebs. Darauf hat Anna Rab, Oberärztin am LKH Villach, hingewiesen. Im gut besuchten Vortrag im Ahnensaal von Schloss Porcia referierte die Ärztin von der Abteilung für innere Medizin über das Thema "Wenn das Herz rasch Hilfe braucht - Welche Maßnahmen bei einem Herzinfarkt wichtig sind". Viele der Mini-Med-Studenten waren zwar schon von der Medizinerin behandelt worden, doch verwies sie ob des hohen Infarktrisikos - jeder neunte betroffene Mann ist jünger als 65! - darauf, wie wichtig die Prävention sei.
20 Jahre Mini Med
Moderatorin Edeltraud Lenhard informierte eingangs, dass das - auch von der WOCHE unterstützte - Mini Med Studium in Österreich heuer sein 20. Jubiläum feiere. Allein in Spittal, wo seit 2008 die kostenlosen Gesundheitsvorträge angeboten werden, hätten die 67 Veranstaltungen mehr als 6.000 Interessierte aufgesucht.
Die wichtigsten Ursachen
Die wichtigsten Ursachen, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, sind nach Angaben der Kardiologin Rauchen, Bluthochdruck (Hypertonie) und schlechte Blut- bzw. Cholesterinwerte. Nur: Das Infarktrisiko steige nicht mit der Addition, sondern mit der Potenz dieser Faktoren! Das heißt: Rauchen und zu hoher Blutdruck erhöhen den Risikofaktor um das Viereinhalbfache, Rauchen und Cholesterin um das Sechsfache, Hypertonie und Cholesterin um das Neunfache, alle drei Faktoren sogar um das 16-fache.
Frauen sind gefährdeter
Frühe Warnsignale für einen Herzinfarkt, meist verursacht von einem Blutgerinnsel in den Herzkranzgefässen, sind starke Brustschmerzen und Begleitbeschwerden wie Atemnot, Schweißausbruch, Todesangst und Bewußtlosigkeit. Allerdings sind Frauen ab 50 einem höheren Herzinfarktrisiko ausgesetzt als Männer, warnt die Medizinerin, weil die Symptome unterschiedlich auftreten und mithin falsch interpretiert würden. Neben den klassischen Anzeichen klagen Frauen über Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Rücken- oder Nackenschmerzen, Kiefer- und Halsschmerzen sowie Beschwerden im Oberbauch. Anna Rab: "Frauen haben meist eine übersoziale Rolle inne, kümmern sich mehr um Angehörige als um sich selbst. Deswegen muss ein Umdenken in diesem falschen Pflichtbewusstsein erfolgen!" Wegen der Fehlinterpretation dieser Symptome kommt es oft zu lebensbedrohlichen Zeitverlust beim Aufsuchen ärztlicher Hilfe.
Sofort handeln!
Deshalb gilt: Nicht (aus falscher Rücksichtnahme) zögern, beim Auftreten erster Symptome sofort die Ambulanz (Telefon 112) verständigen. Dabei zählt jede Viertelstunde, da die besten therapeutischen Erfolge in den ersten ein bis sechs Stunden nach Schmerzbeginn erzielt werden. Wenn jemand, beispielsweise auf der Straße, einen Herzinfarkt erleidet, ist die erste Maßnahme der Wahl ein heftiger Schlag auf den Thorax (Brustkorb). Optimal ist in diesen Fällen ein Defibrillator (Schockgeber) - ein technisches Medizinprodukt, das die Aufgabe hat, das Herz mit elektrischen Impulsen zu versorgen. In immer mehr Gemeinden, auch in Oberkärnten, sind sie an öffentlichen Plätzen stationiert.
Betroffene Besucher
Unter den Mini Med Studenten waren viele, die schon einschlägige Erfahrungen gemacht haben. Helmut Kühr aus Möllbrücke berichtete, als unmittelbar Betroffener seien ihm nach zwei Herzinfarkten schon mehrere Stents implantiert worden. Und der Spittaler Reinhard Stuettler gab an, die Dozentin habe auf dem OP-Tisch in Villach nur 30 Sekunden Zeit gehabt, ihm das Leben zu retten. Sieglinde Liebhart aus Obervellach wiederum ist nach ihren Worten immer wieder fasziniert, wie die Mediziner komplexe Themen auch für Laien verständlich vortragen.
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