Stern-Gruppe sucht wieder Lehrlinge
Karl Neumann: "Wir sind leistungsbereit!"

- Das Management-Team der Stern-Guppe
- Foto: Stern-Gruppe
- hochgeladen von Kerstin Müller
GMUNDEN. Die Stern-Gruppe mit Sitz in Gmunden beschäftigt 700 Mitarbeiter. Das Unternehmen war in den letzten Wochen sehr gefordert, jetzt wird die gesamte Kraft für die Zukunft gebündelt.
Die BezirksRundschau Salzkammergut hat mit CEO Karl Neumann über die jüngste Vergangenheit und die Zukunftsaussichten gesprochen.
Wie waren die ersten Wochen der Corona-Krise für Sie?
Neumann: Ich war anfangs stark gefordert, auch als Mensch. Das sind und waren außergewöhnliche Zeiten, die ich auch erstmals erlebt habe. Es wurde immer diskutiert: Gesundheit oder Wirtschaft. Ich sage: Gesundheit und Wirtschaft muss einher gehen.
Welche Maßnahmen wurden bei der Stern-Gruppe getroffen?
Am 15. März haben wir entschieden, das Unternehmen am 16. März runter zu fahren. Einige Bereiche wurden zugemacht, es gab einen Journaldienst. In dieser ersten Woche wurden wichtige Entscheidungen getroffen – wie schützen wir die Mitarbeiter, wie sichern wir Arbeitsplätze. Man hat ja gesehen, was im Ausland los war und jeder hat sich gefragt, ob das auch zu uns kommt. Wir haben nun, seitein paar Wochen, durch die aktuellen Zahlen einen Lichtblick, darüber sind wir sehr froh. In den meisten Bereichen arbeiten wir wieder "voll", das wird im Laufe der Woche ausgeweitet. Wir sind jetzt sogar so weit, dass wir wieder Lehrlinge suchen. Wir freuen uns auf viele Bewerbungen!
Wie geht es weiter?
Wir arbeiten wie gesagt wieder voll und sind komplett leistungsbereit. Es hat sich in den vergangenen Wochen viel positives bewegt. Wir haben nun ein ganz anderes Arbeiten, das hätte sich vor drei Wochen niemand gedacht. Im Bau etwa halten wir natürlich alle Sicherheitsauflagen ein. Das geht vom sicheren Transport, über Sichtschutz bis zum Tragen von Masken auf den Baustellen. Wir fürchten uns nicht, haben aber Respekt. Ich fühle auch eine große Wertschätzung in der gesamten Stern-Gruppe. Wir halten Abstand und passen aufeinander auf. Auch in der Verwaltung ist das sicher Arbeiten garantiert, so sind Büros nur mehr einzeln belegt.
Welcher Unternehmensbereich war am meisten betroffen?
In der ersten Woche, ab 16. März, waren alle Bereiche in irgendeiner Form betroffen. Das war eine aktive und bewusste Entscheidung von uns. Natürlich traf es den öffentlichen Verkehr mit der Reduktion der Fahrpläne. Der öffentliche Verkehr musste aber an sich aufrecht erhalten werden, das ist ein wichtiger Beitrag in die öffentliche Infrastruktur. Wir mussten immer schauen, wir wir das alles aufrecht erhalten können und dabei die Arbeitsplätze der einzelnen Unternehmen sichern. Die Gmundner Fertigteile konnten nach einer Woche bereits wieder zu 100 Prozent arbeiten. Am Bau hat es eine halbe Woche länger gedauert, da wurden vor allem zuerst in kleineren Baustellen gearbeitet. Nun sind wir wieder zu 100 Prozent einsatzbereit, die Beschäftigten auf den Baustellen sind ausgelastet. Viele Bauprojekte können erst verzögert beginnen.
Hat sich im Unternehmen etwas geändert?
In der Krise sieht man, wie Mitarbeiter zu einem Unternehmen stehen. Da kann ich vor unseren Mitarbeitern nur den Hut ziehen. Die Entscheidungen waren für einige – und uns – ad hoc nicht lustig. Wir hatten auf viele Fragen keine Antwort, die Mitarbeiter haben das voll und ganz verstanden. Manche haben sich gleich tageweise Urlaub genommen, das hat mich sehr berührt.
Wie schaut es bei der Schifffahrt aus?
Hier bereiten wir uns auf die neue Situation vor, die Bedingungen sind noch völlig offen. Im Ausseerland haben wir einige Neuigkeiten im Talon.
Wie geht es im Bau weiter?
Wir haben anfangs natürlich eine Zurückhaltung bemerkt. Es gibt Verschiebungen, es wurden aber keine Projekte abgesagt. Das ist auch für unsere Partner keine leichte Situation, das ist aber alles ein positives Miteinander. Ich bemerke aber bereits eine leichte Aufbruchsstimmung. Es ist natürlich viel davon abhängig, ob der positive Weg in Österreich sich fortsetzt. Einen zweiten "Lock-down" würde die Wirtschaft nicht überleben.
Und bei der GEG?
Wir haben als ersten Schritt alles runtergefahren, dann aber die Arbeiten wieder aufgenommen. Gerade im Privatkundenbereich mit Service oder Reparaturen sehen wir eine große Nachfrage. Die Kunden merken, dass wir sie unterstützen, sie müssen keine Angst haben – alle Sicherheitsmaßnahmen werden genau eingehalten. Die Distanzierungsmethoden sind die "neue Normalität". Wir haben hier das Privileg, dass wir – im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben – arbeiten durften. Und wir haben diese Chance genutzt.
Gibt es Lieferschwierigkeiten?
Wir sind eher durch Lieferanten gebremst, die Lieferkette hat angefangen, zu wackeln. Die hundertprozentige Warenverfügbarkeit ist noch nicht gegeben. Es ist auch ein neuer Bedarf nach Schutzgeräten, Masken oder Desinfektionsmitteln entstanden, hier ist unser Einkauf gefordert. Von der Normalität sind wir hier weit entfernt. Hier zeigt sich aber wieder, wie wichtig die Regionalität ist. Das Zusammenspiel zwischen Lieferanten und Verarbeiter im regionalen Umfeld ist enorm wichtig. Was mich persönlich auch sehr beeindruckt, ist sind die Organisationen, die Österreich am Laufen halten.
Was erwarten Sie sich von der Zukunft?
Die letzten Jahre der Stern-Gruppe waren positiv, auch für 2020 hätten wir eine weitere Steigerung erwartet. Nun müssen wir aber neue Prioritäten setzen, es gibt drei Ziele: gesund bleiben, Arbeitsplätze sichern und unsere Geschäftsgrundlage erhalten. Wie die genaue Bilanz ausschauen wird, kann heute keiner sagen. Auch 2021 wird sich ganz anders darstellen, die Folgewirkungen sind offen. Ich sehe das aber alles nicht so negativ. Österreich hat immer wieder gezeigt, dass durch Zusammenhalt viel bewirkt werden kann. Wir werden das auch wirtschaftlich schaffen, die Unterstützung durch die Regierung und die öffentliche Hand ist auf jeden Fall wichtig. Es müssen Konjunkturbelebungs-Maßnahmen gesetzt werden, damit die Wirtschaft wieder schnell starten kann. Man muss bedenken, dass es viele Unternehmen gibt, die noch nicht arbeiten dürfen. Wichtig ist auch, dass die Behörden voll einsatzfähig sind. Da geht es um Genehmigungen für den Bau, jede Verzögerung schlägt sich hier auf die Wirtschaft nieder. Wir sind auf jeden Fall leistungsbereit. Es geht aufwärts, ich glaube fest an die Zukunft! Wir versuchen die aktuelle Situation auch positiv zu nutzen, schon jetzt Strategien für die Zukunft zu planen, um gestärkt aus der Krise zu gehen. Wir sind weiterhin ein verlässlicher, regionaler Partner und Arbeitgeber, der zu seiner Verantwortung steht.


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.