Hallstatt-Kopie in China ist Hochzeits-Mekka

- hochgeladen von Thomas Kramesberger
HALLSTATT. Die Aufregung war groß in Hallstatt, als im Juni 2011 bekannt worden war, dass man in China das oberösterreichische Juwel nachbauen wird. Nun, fast drei Jahre später, haben sich vier Salzburger in Hallstatt im Reich der Mitte umgeschaut: Ganz wie in Original-Hallstatt zur Hochsaison, drängen sich in Chinas Dorf-Klon unzählige Menschen durch die Gassen.
Vor allem aber Hochzeitspärchen sind von Hallstatt, dieser Alpenidylle in der subtropischen Provinz Guangdong, besonders angetan. Zu Hunderten turteln und posieren sie täglich vor der Kirche und am Dorfplatz, auf der Brücke (mit Palmen!) wie vor den prächtigen Bürgerhäusern. In eigenen Schminkräumen für Bräute herrscht Fließband ähnliche Geschäftigkeit.
Der seitenverkehrt angelegte Nachbau des Salzkammergut-Tourismusmagneten – in der Kreisstadt Boluo situiert – erfreut sich auch an einem künstlich angelegten See mit Bootsverleih, deutschsprachigen Schildern, einem nicht ganz lupenrein geschriebenen “Feinschmecker-Treffpankt”, und dem englischen Zusatz “the most beautiful town”. Zur Comicfigur mit Lederhose und Edelweiß am Hütchen würde noch ein schneidiger Jodler passen.
Vielleicht ist er ja in der beigefügten chinesischen Sprechblase zu lesen. Denn Klischees sind gefragt, das zeigen schon die kunterbunten Souvenirläden. Was fasziniert die Chinesen so an dieser Nachahmung des Originals, das den UNESCO-Welterbe-Titel trägt?
“Hallstatt und `Good old Europe`strahlen in China, in dem der Fortschritt über Fluren, alte Dörfer und Städte fegt, für sie eine heile Welt aus”, sagt Weltenbummler Arno Stainer aus Lofer, der nahezu alle Länder der Welt bereist hat.
Gemeinsam mit Hermann Brandner, Horst Prenn und Franz Bergmann aus Bad Hofgastein hat er auf einer sechswöchigen Reise weitere Sehnsuchts-Objekte der Marke Europa im Süden Chinas besucht. Im 3000-Zimmer-Hotel Venecia in der glitzernden Spieler-Hochburg Macao etwa wird alles präsentiert, was der echten Lagunenstadt lieb und teuer ist: Dogenpalast, Markusplatz, Canale Grande, Gondolieri, dazu ein künstlicher Sternenhimmel.
Fotos: Arno Steiner
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