Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 6. Oktober von Sabine Pesendorfer

- Sabine Pesendorfer.
- Foto: Pesendorfer
- hochgeladen von Kerstin Müller
Die Predigt für den 6. Oktober 2024 stammt von Sabine Pesendorfer, Wortgottesleiterin und Begräbnisleiterin in Ohlsdorf, und beschäftigt sich mit Mk 10, 2-16.
SALZKAMMERGUT. „Ist Ehescheidung erlaubt?“ Das fragte ein Pharisäer. Und Jesus fragte zurück: „Was hat Mose gesagt?“ „Der hat es erlaubt!“, antworteten die Pharisäer. Jesus schüttelte traurig den Kopf. „Ja, aber nur deshalb, weil ihr so herzlos seid. Doch Gott hat Mann und Frau geschaffen. Sie werden ihre Eltern verlassen und die zwei werden eins sein. Was nun Gott zusammen gefügt hat, soll der Mensch nicht trennen!“ Dieser letzte Satz ist den meisten Menschen bekannt, und viele stoßen sich daran. Das klingt auch so, als würde Gott hartherzig sein. Als würden Paare, die schon lange getrennte Wege gehen, sich nicht trennen dürfen. Doch viele übersehen das Wörtchen „soll“. Was Gott zusammengefügt hat, „soll“ der Mensch nicht trennen!
Nicht darf, sondern soll!
Und auch Jesus kannte die Gefahr der Gesetze. Denn Gesetze sollen dem Leben dienen und nicht schaden. Deshalb war seine Antwort auf die Scheidung, kein ja oder nein. Seit Mose durfte sich der Mann von seiner Frau scheiden lassen. Nicht aber die Frau von ihm. Sie war auf ihn angewiesen und an ihn gebunden. Sie war die Schwächere. Und gerade für die Schwächeren setzte sich Jesus ein. Er will sie mit dem Verbot der Ehescheidung schützen. Denn Jesus weiß: Lieblosigkeit tut weh!
Die Liebe hört auf oder geht andere Wege
Wir können unsere Augen davor nicht verschließen. Eine Trennung oder Scheidung hinterlässt bei allen Betroffenen Wunden. Diese Verletzungen sind schmerzhaft. Und genau das will Gott nicht! Dabei passiert das alles nur, weil wir oft herzlos und egoistisch sind. Der oder die andere wird doch immer ein Teil meines Lebens bleiben. Auch wenn er/sie weit weg ist. Wenn ich das akzeptieren kann, dann kann ich im Frieden weiterleben.
Vieles hat sich seit damals geändert
Noch lange Zeit wurde nicht aus Liebe geheiratet, sondern man sah nur, wie sich der Besitz vermehren lässt, oder dass die Frau gut versorgt ist oder dass Familien gut zusammenpassen. Dafür waren die Ehen weniger anfällig für Trennungen. Kam mit der Zeit die Liebe dazu, hatten sie großes Glück. Für uns ist eine Ehe ohne Liebe undenkbar. Die Liebe zählt. Egal in welcher Beziehung. Nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Mann und Mann; zwischen Frau und Frau. Und auch zwischen Familien mit verschiedenen Elternteilen. Ja, die Welt ist bunt geworden. Wenn eine Ehe gelingt und hält, ist es ein Geschenk! Und das geht aber nur, wenn beide Ehepartner viel Energie aufbringen, Ideen und Geduld haben und vor allem verzeihen können.
Wie ist das mit Gott?
Ich bin der festen Meinung, Gott liebt uns, egal in welcher Beziehung wir leben. Das beweist auch Jesus. Frauen kamen und wollten, dass er ihre Kinder segnet. Doch die Jünger wollten sie vertreiben. Kinder, wie die Frauen, zählen nicht. Sie sind alle wertlos und abhängig. Doch gerade sie lädt Jesus ein, zu kommen. Er sagt: „Lasst sie zu mir kommen, denn sie gehören zu Gottes Reich!“ Er umarmt sie und segnet sie. Ja, besonders die: die Schutz, Zuwendung und Nähe brauchen gehören zu Gottes Reich. Solche Worte sind schön und tun so gut. Und da gibt es noch eine Situation: Damals wurde auch eine Frau gesteinigt, wenn sie beim Ehebruch ertappt wurde. Doch Jesus sah alle Menschen an, die schon einen Stein in den Händen hielten, und sagte: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Als die Menschen das hörten, gingen alle weg. Zur Frau sagte Jesus: „Hat dich also niemand verurteilt? Geh hin und sündige von nun an nicht mehr!“ Keine Verurteilung, keine Strafpredigt von Jesus. Das beweist: Gott ist kein strafender Gott. Und jeder, der glaubt, im Scheitern hat Gott sie/ihn verlassen, den belehrt Jesus immer wieder: Gott ist dir nahe. Er liebt dich. So wie du bist!
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