Arbeitsmarkt Salzburg
Trotz Beschäftigungsrekord Sorge um Fachkräfte
Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und Arbeitsmarktservice Salzburg analysieren das Wirtschaftsjahr 2019 und Blicken voraus. Was braucht Salzburg im Jahr 2020?
SALZBURG. Salzburg hat mit 4,6 Prozent hinter Tirol (4, 5 Prozenten) die geringsten Arbeitslosenzahlen in ganz Österreich. Oberösterreich liegt auf Platz drei mit 4,8 Prozent. Vor dem Hintergrund einer leicht abgeschwächten Konjunktur entstanden in Salzburgs Unternehmen im Vorjahr 2.770 weitere Arbeitsplätze. Die Beschäftigung wuchs um rund 1,1 Prozent auf 262.124 an. Das ist ein neuer Beschäftigungsrekord in einer Reihenfolge seit 2010. In den ersten drei Quartalen bestand in Salzburg quasi Vollbeschäftigung.
Maßnahmen für Langzeitarbeitslose
Für Maßnahmen bei Langzeitarbeitslosen werden 2020 zusätzlich 1, 4 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Eine hohe Nachfrage nach Lehrlingen und ein neuer Höchststand bei Start Up-Unternehmen kennzeichneten das Jahr 2019.
"Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist der Konjunkturabschwung am Salzburger Arbeitsmarkt kaum spürbar", so Jacqueline Beyer, die Geschäftsführerin des Arbeitsmarktservices (AMS) Salzburg.
Zuwachs ausländischer Beschäftigter steigend
Der Beschäftigungsanstieg fiel bei Männern mit einem Plus von 1,2 Prozent beziehungsweise einem Plus von 1.589 auf 137.739 Beschäftigten höher aus, als bei den Frauen. Bei den weiblichen Beschäftigten wurde lediglich ein Anstieg von einem Prozent (1.189) auf 124.385 Dienstverhältnissen erzielt. Dieser Beschäftigungszuwachs ist rein auf den Zuwachs ausländischer Beschäftigter mit einem Plus von 5,5 Prozent zurückzuführen.
Konjunkturschwäche und Fachkräftemangel
Die beiden Präsidenten der Wirtschafts- und Arbeiterkammer Salzburg sind sich einig, dass trotz der generell positiven Situation am Arbeitsmarkt Salzburg, einerseits erste Signale für einen Konjunkturabschwung feststellbar sind und andererseits zahlreiche Arbeitsplätze für Fachkräfte in Salzburg nicht nachbesetzt werden können. Für Peter Eder (Arbeiterkammer) sind diese Vorboten einer schwächelnden Auftragsnachfrage im Warenherstellungsbereich zu finden:
"Bei der Warenherstellung kam es 2019 nur zu minimalen Zuwächsen von 228 Arbeitsplätzen. In der zweiten Jahreshälfte ist ein Rückgang festzustellen. Das sind keine Kündigungen gewesen, aber die Verträge von Leihfirmen wurden nicht verlängert." Für Eder ist dies ein schwaches, aber ernstzunehmendes Signal einer nachlassenden Konjunktur.
Vollzeitarbeitsplätze sinken, Teilzeitarbeitsplätze steigen
Ein weiteres Indiz für einen Abschwung ist der Verlust von Vollzeitarbeitsplätzen. Laut Mikrozensus der Statistik Austria gingen diese in den ersten drei Quartalen 2019 um rund 2000 zurück. Im selben Zeitraum stiegen hingegen die Teilzeitarbeitsplätze um rund 2.500. Gleichlaufend zählt der Fachkräftemangel zu den größten Sorgen der Unternehmen: 32 Prozent geben in einer Untersuchung der Wirtschaftskammer Salzburg einen Mangel an Personal an. 2018 waren es noch 27 Prozent. So waren im Jahresdurchschnitt 2019 beim AMS Salzburg rund 6.650 Stellen offen gemeldet, das entspricht einem Zuwachs von 5,1 Prozent.
„Unsere Betriebe würden zu fast einem Drittel noch mehr Mitarbeiter beschäftigen wollen, wenn sie diese bekämen. Ebenso ist auch die Nachfrage nach Lehrlingen erneut auf hohem Niveau. Der vielfach demographisch bedingte Fachkräftemangel ist neben der Digitalisierung derzeit die größte Herausforderung in der Wirtschaft“, betont Manfred Rosenstatter, der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg.
Augenmerk auf Langzeitarbeitslose und Lehrlinge
Sowohl Eder als auch Rosenstatter treten gemeinsam für eine gesteigerte Bildungsoffensive am Arbeitsmarkt ein. Darunter fällt eine von Eder angeregte Qualifizierungsoffensive im Sinne einer aktiven Arbeitsmarktpolitik, die auch Langzeitsarbeitslose "+45" miteinschließt und eine breite Allianz für die Lehre, für die sich Rosenstatter einsetzt. Diese Allianz Umfasst neben der Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer, das Arbeitsmarktservice und das Land Salzburg.
2,6 Lehrstellen pro Jugendlichen
2019 nahm in Salzburg laut jüngster Lehrlingsstatistik zwar die Gesamtzahl der Lehrlinge in Salzburg mit 8.454 Lehrlinge (2018: 8.422) leicht zu. 2019 drehte sich das Plus bei den Lehranfängern, das 2016 bis 2018 erzielt wurde, jedoch wieder um. Insgesamt ist das Angebot an offenen Lehrstellen auch 2019 weit höher als die Zahl der Lehrstellensuchenden: 890 unbesetzt gebliebenen Stellen stehen 336 Lehrstellensuchende gegenüber. Mit einem Verhältnis von 2,6 offenen Lehrstellen pro Lehrstellensuchenden liegt Salzburg mit Oberösterreich an der Spitze in Österreich, der Bundesschnitt beträgt 0,9 zu 1.
"Die Gleichstellung des Meisterabschlusses mit dem Masterabschluss ist eine Aufwertung der Lehre" resümiert Rosenstatter.
Bildungsanreize wie die Lehre mit Matura, die Duale Akademie (Matura mit anschließender, verkürzter Lehre von eineinhalb bis zwei Jahren, samt attraktiver Bezahlung) oder ein ähnliches Angebot im Bereich der Erwachsenen runden das Portfolio ab. In einem ersten Schritt wurden in Salzburg 2019 drei Berufsbilder angeboten: Großhandel, der Bereich Spedition und Mechatronik.
Duale Akademie auf weitere Berufe ausgedehnt
Ein ähnliches Angebot für junge Erwachsene hat bereits mit Erfolg der Tourismus gestartet, die „Diplom-Akademie Tourismus“. Für 2020 werden vier weitere Berufe das Bildungs-Portfolio der Dualen Akademie erweitern. Dazu kommt jeweils eine Ausbildung im Einzelhandel, für Kfz-Technik, für Applikationsentwicklung/Coding und eine Lehre zum Bankkaufmann/Bankkauffrau. Start für die zusätzlichen Berufe im Rahmen der Dualen Akademie ist im Herbst 2020 vorgesehen. Jobbörsen und überregionale Vermittlungen von Asylberechtigten sollen zu einer Entspannung am Lehrlingsmarkt beitragen.
Schwerpunkt auf Frauen, Ältere, Beeinträchtigte
Ein besonderes Anliegen stellen Langzeitarbeitslose und Beeinträchtigte dar. 2019 wurden in mehr als 1.900 Fällen Eingliederungsbeihilfe gewährt, die zu einem Arbeitsplatz verhalfen.
„Bei einem Fördermitteleinsatz von insgesamt mehr als 42 Millionen Euro haben sich die mit einer Steigerungsrate von 24 Prozent gut angenommene Lehre für Erwachsene (Lehre 18+), die arbeitsplatznahe Qualifizierung (AQUA), das Programm Frauen in Handwerk und Technik (FiT) und das Fachkräftestipendium bewährt," so Beyer.
Für Langzeitarbeitslose über 50 Jahren stehen laut Arbeitsmarktservice (AMS) 2020 zusätzliche 1,4 Millionen Euro in Salzburg zur Verfügung. Mit dem gezielten Einsatz dieser Instrumente wird das AMS auch in diesem Jahr dazu beitragen, dass Salzburg seine Top-Position am Arbeitsmarkt behält ist Jacqueline Beyer überzeugt.
Nähere Infos unter:
Arbeitsmarktservice Salzburg
Arbeiterkammer Salzburg
Wirtschaftskammer Salzburg
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