Ziele: Schutz und Zusammenleben
Neuer Wolfsmanagementplan und Gesetzesnovelle
Da der Wolf längst keine vom Aussterben bedrohte Art mehr ist und für den diesjährigen Almsommer mehr Wolfsrisse erwartet werden, hat die Salzburger Landesregierung den Wolfsmanagementplan grundlegend überarbeitet. Auch eine neue Gesetzesnovelle soll kommen.
SALZBURG. Mehr als 20.000 Wölfe werden aktuell in Europa gezählt und die Population wächst weiter. Aus Kärnten und Tirol werden zudem schon erste Rudelbildungen gemeldet. Da der Wolf also längst nicht mehr vom Aussterben bedroht ist, stellt der Schutz der Raubtiere vor allem für für die heimische Land- und Almwirtschaft sowie für die heimische Wildtiere ein Problem dar.
„Die Bäuerinnen und Bauern brauchen die Sicherheit, dass ihre Tiere auf den Almen vor Wölfen möglichst sicher sind.“
Landesrat Josef Schwaiger
Schutz und Zusammenleben im Fokus
Aus diesem Grund hat die Salzburger Landesregierung den Wolfsmanagementplan für den kommenden Almsommer grundlegend überarbeitet und bringt eine Gesetzesnovelle auf den Weg, deren Fokus auf den Ausgleich zwischen Schutz und Zusammenleben in Salzburg liegen soll.
„Die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie internationale Übereinkommen hindert uns noch daran, den Wolf normal zu bejagen. So wie wir das auch mit anderen Wildtieren selbstverständlich tun. Unsere Lebensgrundlagen, Almen und die Natur müssen geschützt werden. Deshalb ist es unsere Pflicht, zu handeln.“
Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek
Der neue Wolfsmanagementplan gibt klare Empfehlungen für die verschiedensten Verhaltensweisen und erleichtert auch die Experten-Entscheidung zur Entnahme. Die Gesetzesnovelle baut auf dem Managementplan auf und sieht als Neuerung erstmalig den Begriff des „Risikotiers“ vor.
Überblick zum neuen Wolfsmanagement
- Neben dem Schadtier wird zukünftig die Kategorie Risikotier eingeführt
- Experte kategorisiert Wolf – keine Risse mehr für Entnahme Voraussetzung
- Ausweisung von Weideschutzgebiet wird gesetzlich ermöglicht
- Änderungen im Jagdgesetz erfolgen noch vor Almsommer
- Herdenschutz, wo sinnvoll umsetzbar. Almen defacto kaum schützbar
„Für das heurige Almjahr rechnen wir vermehrt mit Wölfen und Rissen. Die EU ist hier zu behäbig und deshalb werden wir in Salzburg tätig. Wir schöpfen alle Mittel aus, die uns zur Verfügung stehen.“
Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek und Landesrat Josef Schwaiger
„Almen nicht durch Zäune schützbar“
Viele NGO's sind überzeugt, das mit einem Herdenschutz ein großer Teil des Problems gelöst wäre. Anders sieht das der Präsident der Landwirtschaftskammer, Rupert Quehenberger:
„Almen sind nicht durch Zäune vor Wölfen schützbar. Rinder, Schafe und Ziegen sind in den Berggebieten essentiell für das ökologische Gleichgewicht. Sterben die Wiederkäuer durch die Wölfe, stirbt auch die Artenvielfalt auf unseren Bergen. Der Wolf ist in Europa längst nicht mehr gefährdet, um die Almwirtschaft mache ich mir hingegen sehr große Sorgen.“
Allein zwischen 2018 und 2023 haben Salzburgs Landwirte rund 1,08 Millionen Euro in Herdenschutzmaßnahmen, etwa Zäune oder GPS Halsbänder, investiert. Das Land hat in diesem Zeitraum rund 820.000 Euro gefördert. An Entschädigungszahlungen durch Wolfsrisse wurden in diesen fünf Jahren rund 95.000 Euro ausbezahlt, am höchsten war die Summe 2023 mit rund 36.500 Euro.
Herdenschutz würde 21 Millionen Euro kosten
Dem Landesrat Josef Schwaiger zufolge wären für einen effizienten Herdenschutz neben 450 Hirten und zwischen zwei und sieben Herdenschutzhunden, jährliche Kosten von 21 Millionen Euro notwendig:
„In Salzburg gibt es rund 300 Almen auf denen Schafe und Ziegen aufgetrieben werden. Man würde 450 Hirten benötigen und zwischen zwei und sieben Herdenschutzhunde pro Alm. Die jährlichen Kosten dafür würden rund 21 Millionen Euro betragen. Eine Summe, die die landwirtschaftlichen Betriebe nicht finanzieren können. Die Konsequenz wäre, dass sie ihre Tiere nicht mehr auftreiben und somit die einzigartige Kulturlandschaft verloren geht. Die gezielte Entnahme der Wölfe ist und bleibt die einzige Möglichkeit.“
Landesrat Josef Schwaiger
„Wolfsjagd ein schwieriges Unterfangen“
Die Salzburger Jägerschaft unterstützt die Politik bei der Umsetzung des nun eingeschlagenen Weges.
„Es ist nicht einfach, dass alle Jägerinnen und Jäger sich dieser Diskussion aussetzen. Viele haben großen Respekt davor, weil sie im Fall eines Abschusses persönlich mit Untergriffigkeiten und Angriffen vor allem in sozialen Medien konfrontiert sind. Die Jägerschaft ist hier nicht zur Stelle, weil wir eine Trophäe wollen, sondern wir werden hier dem Schutz der Landwirtschaft und der Grundeigentümer verpflichtet.“
Landesjägermeister Max Mayr-Melnhof
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