Jagd
Abschuss von Wolf, Fischotter und Co. per Bescheid möglich
Bei einem "Tierschutzgipfel" in Salzburg wurde der Abschuss von „Problemtieren“ geregelt. Wölfe und Greifvögel werden per Bescheid geschossen, nicht mehr per Verordnung. Unter wissenschaftlicher Begleitung sind 19 Fischotter zum Abschuss frei.
SALZBURG. Salzburg hat am Donnerstag eine Einigung zur weiteren Vorgangsweise hinsichtlich offener Fragen rund um das Jagdgesetz und dessen Vollzug getroffen. Geregelt wurde die "Entnahme" von Wolf, Fischotter und Greifvögel.
EU verlangt Bescheidverfahren statt Verordnung
Nachdem die Europäische Union wegen der Wolfsverordnung im Vorjahr ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet hat, wurde beschlossen, 2023 keine weitere Wolfsverordnung zu erstellen, sondern wieder zum Bescheidverfahren zurückzukehren.
Wolf: Fachgutachten notwendig
„Problemwölfe“ sind heuer nicht mehr per Verordnung zum Abschuss freigegeben. Es sind behördliche Bescheide nötig. Damit diese Bescheide zeiteffizient erstellt werden können, wird im Vorfeld ein Fachgutachten erstellt, das die entsprechende Wildregionen überprüft – und zwar im Hinblick auf Zumutbarkeit der Herdenschutzmaßnahmen. Für einzelne Entnahmebescheide von „Problemwölfen" ist diese Fragestellung dann nicht mehr extra zu prüfen. Im Bescheid ist nur mehr die Frage der Identität des Problemwolfs zu klären.
Keine Einsprüche mehr möglich
"Einsprüche sind in diesen Bescheid nicht mehr möglich, weil deren aufschiebende Wirkung ein effektives umsetzen nicht möglich machen würde", heißt es in der Aussendung des Landes Salzburg.
Fischotter unter wissenschaftlicher Begleitung zum Abschuss frei
Auch die Entnahme von Fischottern wurde geklärt: 19 erwachsene Tieren dürfen auf sieben Referenzstrecken geschossen werden. "Ein günstiger Haltungszustand muss gewahrt bleiben", heißt es vom Land. Das wolle man mit einer wissenschaftlichen Begleitung gewährleisten, die im Detail noch festzulegen sei. "Dieses wissenschaftliche Monitoring soll überprüfen, ob sich die Entnahme von Ottern tatsächlich positiv auf den Fischbestand auswirkt", sagt Kimbie Humer-Vogl, Klubchefin der Grünen im Salzburger Landtag.
„Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass der Fischotter der größte Einflussfaktor für das Fischsterben ist, gilt es die Sorge der Fischer*innen über den Rückgang ernst zu nehmen.“
Kimbie Humer-Vogl, Grüne
Entnahme von Greifvögel per Verordnung geregelt
Auch der Abschuss von Krähen, Raben, Graureihern oder Kormoranen wird wieder per Verordnung geregelt. Bisher gab es dafür Bescheide, die häufig lange von Naturschutzorganisationen über Einsprüche verzögert werden konnten. Eine Jagd auf diese Tiere sei damit unmöglich gewesen, heißt es vom Land.
„Eine enorm wichtige Einigung in Hinblick auf die Biodiversität in Salzburg; und ein wichtiges Signal an Landwirte, die Jägerschaft und die Fischer in Salzburg, die die wesentlichen Träger für Artenvielfalt und natürliche Lebensräume sind. Ich bin auch froh, dass diese Einigung auf die volle Zustimmung der Neos stößt."
ÖVP Klubobmann Wolfgang Mayer
Die Sitzung fand im Beisein von Experten, Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne), Landesrat Sepp Schwaiger (ÖVP), ÖVP Klubobmann Wolfgang Mayer und der Grünen Klubobfrau Kimbie Humer-Vogl statt.
Grüner Respekt vor der Land- und Fischwirtschaft
Das Treffen sei zwar ein „zähes Ringen“ gewesen, man sei aber zu einer Einigung gekommen, die für alle Seiten vertretbar ist, sagt Kimbie Humer-Vogl. „Die Kompromisslösung soll vor allem auch als Zeichen des Respekts und der Wertschätzung für die Land- und Fischwirtschaft verstanden werden.“
"Das ist Wolfsschutz, nicht Herdenschutz"
Kritik zu diesem Vorgehen kommt von der Salzburger FPÖ. FPÖ-Landesparteiobfrau Marlene Svazek zufolge, sei damit nicht der Herdenschutz, sondern der Wolfsschutz beschlossen worden. „Die Schritte sind zierlich und die ÖVP stimmt den Wolfsschutzmaßnahmen der Grünen zu, um den Koalitionsfrieden zu erhalten", so Svazek.
„Früher oder später braucht es ein Wildtiermanagement und wolfsfreie Zonen, die genauso ausgewiesen werden wie etwa beim Rotwild."
Marlene Svazek, FPÖ Landesparteiobfrau
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