Betriebliche Gesundheit
Gesund im Betrieb als Erfolgsfaktor für betrieblichen Erfolg
Alexandra Weilhartner, Bereichsleiterin bei der ÖSB Consulting, Programm-Managerin bei der Demografieberatung und Arbeits-, Klinische und Gesundheitspsychologin, klärt auf, wie wichtig Gesundheitsförderung im Betrieb ist, weiß wo die Betriebe ansetzen müssen, auch in punkto Fachkräfte und blickt in die Zukunft.
SALZBURG.
Was sind (betriebswirtschaftliche) Ziele einer Gesundheitsförderung im Betrieb?
ALEXANDRA WEILHARTNER: Ziel einer Gesundheitsförderung im Betrieb ist es natürlich, die Gesundheit und Gesundheitskompetenz der Mitarbeiter zu stärken und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer zu verbessern. Allerdings rücken für Betriebe natürlich auch betriebswirtschaftliche Aspekte ins Zentrum, wenn es darum geht, Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen.
Was sind diese Aspekte die es aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll erachten lassen, sich der Gesundheit der Mitarbeiter anzunehmen?
WEILHARTNER: Ganz unabhängig vom sozialen Gewinn, ist es ökonomisch aus Betriebssicht wahnsinnig sinnvoll sich damit zu beschäftigen und die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter zu forcieren. Das hat mehrere Gründe: Zum einen helfen mir gesunde Angestellte, Kosten zu reduzieren. Sei es durch die Reduktion von Fluktuation oder von Krankenstandstagen. Das hat im Übrigen natürlich auch eine volkswirtschaftliche Dimension: Die indirekten Kosten von Krankenständen durch Produktionsausfälle und allgemeine Wertschöpfungsverluste werden mit mehreren Milliarden Euro beziffert.
Zum anderen tragen gesunde und damit produktivere Angestellte natürlich zu erhöhten Unternehmensgewinnen bei. Ebenso steigen nachweislich Faktoren wie Motivation und Kommunikation, was sich ebenso positiv auf Unternehmen auswirkt. Branchenabhängig ist auch die Kundenzufriedenheit nicht zu verachten, wenn ein störungsfreier Service und Termintreue wichtig sind – das betrifft vor allem den Dienstleistungssektor.
Kann man erfolgreiche Gesundheitsförderung im Betrieb denn überhaupt ökonomisch messen?
WEILHARTNER: Den ökonomischen und sozialen Gewinn getrennt zu sehen ist nicht sinnvoll, unter anderem weil die monetäre Erfassung der Wirkung von Maßnahmen nicht ganz einfach ist. Auch eine zeitliche Verzögerung bis der Nutzen nach gesetzten Maßnahmen einsetzt, muss man ja berücksichtigen.
Aber es gibt durchaus „harte Fakten“, anhand derer man den Einsatz messen kann. Beispielsweise eine Analyse der Arbeitsunfähigkeitsraten oder die Anzahl der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten. Manche Punkte sind allerdings nicht direkt monetarisierbar, wie ein verbessertes Betriebsklima und eine erhöhte Arbeitszufriedenheit. Solche Dinge haben nicht umsonst das Attribut als „unbezahlbar“ zu gelten und fördern schlussendlich die gesamte Arbeitgeberattraktivität des Unternehmens.
Ist Gesundheitsförderung im Betrieb also ein Schlüssel um für rare Fachkräfte attraktiv zu sein?
WEILHARTNER: Klar ist, dass der Wettbewerb um Fachkräfte sicher nicht geringer wird. Also gilt es, vorhandene Fachkräfte länger (gesund) im Betrieb zu halten und für neue potentielle Arbeitnehmer attraktiv zu sein – da ist Gesundheitsförderung im Betrieb heutzutage ohnehin bereits unabdingbar. So ist es vielleicht nicht der Schlüssel zum Erfolg um junge Talente zu holen, aber es ist auf alle Fälle Ausschlussgrund von jungen Talenten, das Unternehmen abzulehnen.
Wo setze ich als Betrieb am besten an?
WEILHARTNER: Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Ansatzpunkte: Erstens die Verhaltensebene, auf der ich mit Workshops und Vorträgen auf das Verhalten jedes einzelnen Mitarbeiters abziele. Zweitens ist es die Verhältnisebene, die eher die Rahmen-Strukturen in Unternehmen betreffen, wie ergonomische Arbeitsplatzgestaltung oder Maßnahmen die Arbeitsabläufe betreffen. Im Betrieb ist es am wirksamsten, wenn man sich einem Mix aus beidem verschreibt – auch weil so Bemühungen und Wissen nicht gänzlich verfliegen, wenn Angestellte beispielsweise durch Pensionierungen aus dem Betrieb ausscheiden. Was ja angesichts des demografischen Wandels gerade ein akutes Thema ist.
Auch mit Blick auf den demografischen Wandel: Wird Gesundheitsförderung in Zukunft noch wichtiger?
WEILHARTNER: Es wird auf alle Fälle facettenreicher. Zum Teil durch die Digitalisierung, aber auch durch Ansprüche der zukünftigen Mitarbeiter – wir erleben immer mehr, dass sich Bewerber bereits in den Auswahlgesprächen nach gesundheitsfördernden Maßnahmen im Unternehmen erkundigen. Und mit der zunehmenden Digitalisierung rücken Themen wie digitaler Stress mit Sicherheit verstärkt ins Zentrum. Da erkennt man schon, dass man als Arbeitgeber mit dem Obstkorb als angepriesenen Benefit niemanden mehr begeistern wird können. So wichtig er auch sein mag.
Vor allem muss man bedenken, dass eine Vielzahl der Thematiken rund um „Gesundheit am Arbeitsplatz“ die mentale Gesundheit betrifft. Stichwort wäre hier zum Beispiel auch Burn-Out – das merken wir in der fit2work-Beratung, die laut einer neuen Umfrage für 80 % eine Verbesserung des Gesundheitszustands brachte, auch ganz stark.
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