Spitalsärzte am Limit
Ärztekammer sucht Lösung für Personalmangel
805 Spitalsärzte wurden in einer Befragung der Ärztekammer Salzburg zu ihrer Zufriedenheit am Arbeitsplatz befragt. Die Mehrheit zeigte sich zufrieden mit dem Arbeitsklima. Kritisiert wurde allerdings die fehlende Wertschätzung durch den Arbeitgeber und die Unternehmenskultur der einzelnen Spitäler.
SALZBURG. Das International Institut für Markt- und Sozialinstitut führte im Auftrag der Ärztekammer Salzburg eine Studie zur Zufriedenheit der Salzburger Spitalsärzte durch. Allgemein zeigten sich die Ärzte laut Auswertung der im April 2021 durchgeführten Studie zufrieden mit dem Arbeitsklima. Rund 42 Prozent der Teilnehmer würden jedoch ein positives Feedback zu ihrer Arbeit durch ihre direkte Führungskraft vermissen. Lediglich 19 Prozent würden ihren Arbeitgeber auch aktuell weiterempfehlen. Personalknappheit und steigender Zeitdruck wurden durch die Spitalsärzte als gravierendes Problem wahrgenommen. Es bleibe weniger Zeit, um sich dem Patienten richtig zu widmen.
"Das Ergebnis der Studie zeige aber auch, dass die Spitäler aus dem ersten Corona-Lockdown wenig gelernt haben und sich Managementfehler durch die gesamte Krise ziehen", heißt es in der Analyse der Ärztekammer Salzburg. Wer bei den geforderten Änderungen der Unternehmenskultur als Klinikleiter nicht mitziehen könne, der sei laut Karl Forstner, nicht als Führungsposition geeignet.
"Unser wesentliches Problem ist: Wir haben zu wenig Ärzte. Das hat aus meiner Sicht aber nicht nur mit der Pensionierung zu tun. Das ist schließlich ein alter Hut und man hätte lange Zeit gehabt um mehr Personal einzustellen. Die Verlängerung der 55 Stunden Regelung um weitere acht Jahre zeigt, wie gravierend das Problem ist."
Karl Forstner, Präsident der Ärztekammer Salzburg
Die Verdichtung der Arbeitslast führe zu einer erhöhten Belastung der Ärzte in Spitälern. Das Hauptargument der Politik sei, aufgrund des hohen Bedarf nach Ärzten könnte man auf die Opting -Out-Regel nicht verzichten. Zwar haben die Ärzte die Wahl sich gegen das Opting-Out Modell (55-Stunden Arbeitswoche) zu entscheiden, die Praxis zeige aber, das dies oft nicht geschieht.
"Die angestellten Ärzte befürchten Abstriche bei freien Zeiten und Urlauben, weshalb häufig die Opting-Out Lösung gewählt wird. Außerdem bildet auch die Verteilung der zu leistende Arbeit auf andere Kollegen einen Entscheidungsgrund. In meiner Klinik sind es nur drei, die sich dagegen entschieden haben."
Jörg Hutter, Obmann Kurie angestellte Ärzte
Unterstützung des Arbeitgebers fehlt
Fünfzig Prozent der Ärzte gaben in der Studie der Ärztekammer Salzburg außerdem an, dass sie sich eine besser funktionierende Fehlerkultur wünschen würden. Ihnen fehle vor allem die Unterstützung ihres Arbeitgebers in schwierigen Situationen. Die Ärztekammer wünscht sich deshalb eine Verbesserung der Unternehmenskultur. So hätte sich nach Angaben von Jörg Hutter, Obmann Kurie angestellte Ärzte, das Pflegepersonal des Krankenhaus Hallein geweigert, das Salzburger Landeskrankenhaus zu unterstützen. Er wolle die Institution damit nicht negativ beleuchten, aber das könne nur an einer schlechten Unternehmenskultur liegen, so Hutter.
Forderung nach mehr Personal
Genaue Zahlen zum Personalbedarf kann Karl Fostner, Präsident der Salzburger Ärztekammer, nicht nennen, man befände sich aber im zweistelligen Bereich. Er findet vor allem bedenklich, dass in manchen Spitälern ganze Stationen nach der Krise nicht mehr aufsperren, da ihnen das Personal fehle. Hier sei das leitende Klinikpersonal gefragt, neue Mitarbeiter einzustellen. Es habe zwar Einstellungen gegeben, da es sich dabei aber um Teilzeitkräfte gehandelt habe, hätte sich an der Arbeitsverteilung für Vollzeitangestellte nichts geändert.
"Die Ärztekammer wünscht sich so viele neu eingestellte Ärzte, dass Arbeitsverdichtung und Zeitdruck bei der nächsten Erhebung keine Rolle mehr spielen."
Karl Forstner, Präsident der Salzburger Ärztekammer
Hier suche man bereits nach Lösungen, um das Arbeitsklima für Spitalsärzte zu verbessern. Vorbild sei das dänische Modell, wo – laut Karl Forstner – schon seit Jahren ein gut funktionierendes 48 Stunden Modell vorherrsche.
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