Sexualtherapie / Körpertherapie / Psychologie
Selbsterfahrung in der Sexualität – keine Lust auf Sex

Sexualität ist nicht nur ein Trieb, sondern unterliegt vor allem Prozessen des Lernens und der Sozialisation. Lustlosigkeit ist oft ein nicht vollzogener Lernprozess, was im Umkehrschluss heißt, dass Lust im Laufe des Lebens gelernt wird oder erlernt werden kann.

Gesellschaftliche, kulturelle, soziologische, körperliche, familiäre Faktoren und Beziehungserfahrungen sind im Lernen von sexueller Lust bedeutsam. Auch gesellschaftliche Mythen, Geschlechterstereotypen, wie etwa, dass ein Mann immer können müsse (!) und ständig Lust auf Sex haben müsse (!), spielen beim Erlernen der Lust und Sexualität eine Rolle. Neue Körpererfahrungen (etwa ein achtsamer und liebevoller Umgang mit unseren körperlichen Gefühlen und unseren Emotionen oder radikale Akzeptanz, auch die Akzeptanz der Unlust) können einen lustvolleren Umgang fördern.
Viele Menschen betrachten ihren Körper nur unter funktionalen Gesichtspunkten, auch beim Sex. Der Körper MUSS dann funktionieren, auf Biegen und Brechen, bis zur Erektionsschwäche oder zum Scheidenkrampf.
Kommt es zu Schwierigkeiten in der Sexualität, kann es hilfreich sein, den eigenen Körper besser kennenzulernen, etwa allein bei der Selbstbefriedigung oder innerhalb der Paarsexualität.

Folgende Fragen können Ihnen hierbei helfen

1. Woran merken Sie, dass Sie sexuelle Lust haben? Wie wird ihr Muskeltonus? Wie wird ihre Atmung? Wo kommt es zu Anspannungen, wo zu Verspannungen oder Entspannungen? Gibt es Druck- oder Engegefühle im Körper? Oder Leichtigkeit, Wendigkeit, Geschmeidigkeit? Kommen Emotionen (etwa Freude, Liebe, Angst, Einsamkeit, Kränkung). Gibt es negative oder positive Gedanken, Erinnerungen, Bilder?

2. Wie haben Sie gelernt, Lust auf Sex zu haben? Hiermit ist die Lerngeschichte der sexuellen Lust gemeint. Nicht die Lerngeschichte der Tätigkeit, sondern die der Lust auf Sex.

Beispiel 1: Herr F. lernt im Laufe seiner Sozialisation, dass er als Mann möglichst oft Sex haben müsse und dass die Erektion in männlicher mache. Ein Mann ohne volle Erektion sei kein richtiger Mann und versage in seiner Männlichkeit (Mythos). Dabei lernt Herr F. auch, seine Lustlosigkeit zu übergehen. Er zwingt sich manchmal zum Sex mit seiner Partnerin, auch wenn er gar keine Lust verspüre. Sein Körper MUSS einfach funktionieren, er MUSS die Partnerin befriedigen. Er hat gelernt, dass seine sexuelle Lust und seine Bedürfnisse nicht zählen, sondern nur das Funktionieren. Aufgrund des hohen inneren Drucks und der Stress wird Herrn F.s Körper angespannt, verspannt, sein Stresssystem wird aktiviert und er verliert immer schneller seine Erektion.

Beispiel 2: Herr G. hingegen hat gelernt, dass in der Sexualität vor allem viel Zeit und Freiraum wichtig sind. Er spürt ganz klar, wann er Lust hat, wie sich sexuelle Lust bemerkbar macht und was er als lustvoll empfindet. Hat er mal keine Lust, dann kuschelt er nur mit seinem Partner und gibt sich selber Zeit und Raum. Manchmal bekommt er dann doch auf einmal Lust und schläft mit seinem Partner. Manchmal bleibt es auch beim Kuscheln, dann genießt Herr G. einfach nur die Nähe zu seinem Partner.

3. Welche unangenehmen Erfahrungen oder Misserfolge hat es gegeben? Es geht bei dieser Frage darum aus Fehlern zu lernen und gut mit Scheitern oder Fehlern umzugehen.

Beispiel 3: Frau Z. hat sich öfters gezwungen, auch bei sexueller Unlust mit ihrem Partner Geschlechtsverkehr zu haben. Mehrmals bekam sie dann starke Schmerzen und einen Scheidenkrampf, weil sie ihren Körper und ihre Bedürfnisse überging. Eine Frau habe sich dem Mann hinzugeben (Mythos), sonst werde sie verlassen (Verlustangst und Mythos). In einer Sexualtherapie lernte Frau Z., mehr auf ihre Lust, ihren Körper und ihre Emotionen zu achten (Achtsamkeit, radikale Akzeptanz) und nur dann Sex zu haben, wenn sie Lust spürt (Selbstfürsorge). Frau Z. lernte auch, dass sie sich Zeit, Muße und Raum geben darf, wenn sie keine Lust spürt und dass es schön ist, manchmal einfach nur mit ihrem Partner „draufloszukuscheln“ und sich überraschen zu lassen, was passiert oder nicht passiert.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung und Supervision und Sexualtherapeut
(Logotherapie und Existenzanalyse)

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