Rössler setzt Genehmigung weiterer größerer Verkaufsflächen aus
CIMA-Studie zeigt: Flächenwahn im Handel schadet Ortszentren und sorgt für Kannibalisierungseffekte in regionalen Zentren
Zuerst zu den Fakten: 2,9 Milliarden Euro macht das Kaufkraftvolumen der Salzburger im Einzelhandel aus. 87 Prozent davon verbleiben im Bundesland. Neun wichtige Handelsstandorte haben seit 2004/05 eine negative Entwicklung bei der lokalen Kaufkraft-Eigenbindung durchgemacht, das betrifft insbesondere Flachgauer Zentralorte wie Seekirchen (-10%), Neumarkt am Wallersee und Oberndorf (beide jeweils -7%). Und: Nur vier von 30 "kleinregionalen" Zentren in Salzburg konnten die Kaufkrafteigenbindung steigern, der Rest musste Einbußen hinnehmen.
Zell am See: Verkaufsfläche stieg um 53 Prozent
Gewachsen ist hingegen die Verkaufsfläche – und zwar um elf Prozent salzburgweit, wobei es dabei regional starke Unterschiede gibt: In der Stadt Salzburg stiegen die Verkaufsflächen um 18 Prozent, an den Innergebirgsstandorten sogar um 36 Prozent. Besonders auffällig ist die hohe Verkaufsflächenexpansion an Standorten mit rückläufiger Bevölkerungsentwicklung. Etwa in Zell am See: Dort stiegen die Verkaufsflächen um 53 Prozent, während die Bevölkerung mit Minus ein Prozent annähernd stagnierte. In Mittersill stiegen die Verkaufsflächen um 36 Prozent, während die Bevölkerung um 2,5 Prozent schrumpfte; in Tamsweg gibt es 25 Prozent mehr Verkaufsflächen, der Bevölkerungsrückgang betrug 5,4 Prozent.
Saalfelden verliert an Zell am See
An einzelnen Standorten im Pinzgau, aber auch im Pongau ist es zu regelrechten "Kannibalisierungseffekten" gekommen. So konnte Zell am See (hauptsächlich wegen der neuen Fachmärkte in Schüttdorf) sein Einzugsgebiet um 57 Prozent erweitern, gleichzeitig verlor Saalfelden 47 Prozent. Ähnlich verhält es sich auch mit St. Johann und Bischofshofen.
Umsatzeinbußen in zentralen Handelsstandorten
Der Datenvergleich zeigt, dass vor allem "zentrale" Handelsstandorte starke Umsatzeinbrüche erlebten, die in den vergangenen zehn Jahren neue periphäre Fachmarktzentren errichtet haben: Hallein musste Umsatzeinbußen von zwölf Prozent hinnehmen, Straßwalchen sogar 27 Prozent und Zell am See 16 Prozent.
"Landschaftsverbrauch stoppen"
Raumordnungsreferentin LH-Stv. Astrid Rössler (GRÜNE) will nun "derartige Fehlentwicklungen von Landschaftsverbrauch auf Kosten bestehender Handelsstrukturen in den Ortszentren" stoppen. Laufende Ansuchen (derzeit liegen 23 Fälle auf) will sie nun einem "Screening" unterziehen, um unkritische Fälle zu identifizieren und zu genehmigen. Für alle anderen heißt es dann "nein". Größere Verkaufsflächen an kritischen Standorten oder in periphären Lagen würden bis auf Weiteres ausgesetzt.
Masterpläne und interkommunaler Steuerausgleich
Regionale Masterpläne sollen künftig die Ziele und Weiterentwicklung des Einzelhandels in der jeweiligen Region definieren. Und ein interkommunaler Steuerausgleich soll bei größerflächigen Handelsgebieten für eine gerechtere Verteilung der Steuergewinne sorgen.
Kaufkraft aus Nachbarregionen nützt nur drei Standorten
Noch ein paar Ergebnisse der CIMA-Studie: Die Kaufkraftzuflüsse aus den Nachbarregionen Salzburgs belaufen sich auf 269 Millionen Euro – das sind 55 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Rund 140 Millionen Euro (+40%) kommen aus Bayern, 102 Millionen Euro (+86%) aus dem benachbarten Oberösterreich. Nutznießer dieser Entwicklung sind: die Stadt Salzburg mit dem Löwenanteil von 65 Prozent sowie Wals und Eugendorf, die zusammen ein Viertel der Zuflüsse an sich binden können.
Salzburg schade mit seiner verfehlten Verkaufsflächenentwicklung nicht nur sich selbst, sondern untergrabe auch die Raumordnungspolitik Bayerns mit einer starken Einzelhandelsstruktur in den Ortskernen.
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