Corona-Demo
Thomas Schaurecker im Interview über Corona-Demonstrationen

Bei der Brücken-Demonstration zu Freilassing/Bayern im Februar 2021 las man die Banner-Aufschrift: „Großer Austausch, Great Reset – Stoppt den Globalistendreck“ – jene Aussage, die laut der "Plattform gegen rechts Salzburg" schon der neonazistische Terrorist Brenton Tarrant von Christchurch benützte, bevor er am 15. März 2019 in Neuseeland 51 Menschen ermordete. | Foto: Plattform gegen Rechts
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  • Bei der Brücken-Demonstration zu Freilassing/Bayern im Februar 2021 las man die Banner-Aufschrift: „Großer Austausch, Great Reset – Stoppt den Globalistendreck“ – jene Aussage, die laut der "Plattform gegen rechts Salzburg" schon der neonazistische Terrorist Brenton Tarrant von Christchurch benützte, bevor er am 15. März 2019 in Neuseeland 51 Menschen ermordete.
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Der Salzburger Thomas Schaurecker gibt den Corona-Demonstrationen in Salzburg ein Gesicht. Er sieht sich als "Friedensbote", der Brücken zwischen den Menschen bauen möchte.

SALZBURG. Der 46-jährige ehemalige FPÖ-Politiker Thomas Schaurecker im Interview über den Verein "Heimatpflege, Kultur und Friedensbewegung Salzburg", seine Arbeit als Firmeneigentümer, mit der er in Bayern das Impfzentrum* bewacht, und sein Verhältnis zu Martin Rutter**. 
 Schaurecker fordert offen den Rücktritt der Regierung, die seiner Meinung nach in allen möglichen Belangen versagen. Was Schaurecker statt dem Parteiensystem fordert, hier im Interview.

Herr Schaurecker, was waren die ursprünglichen Ziele des Vereins "Heimatpflege, Kultur und Friedensbewegung Salzburg?
Thomas Schaurecker:
Ich kann da relativ wenig darüber sagen. Die Heimatpflege an sich ist ja was Schönes. Frieden ist was Wunderbares, was wir auch weiter verfolgen werden.

Schaurecker beteuert, dass der Verein "Heimatpflege, Kultur & Friedensbewegung" aufgelöst wurde. Dennoch findet man den Verein im Internet, der auf eine "aktive" Telegram-Gruppe weiterleitet. Schaurecker über die Webseite: "Ich weiß nur, dass es den Menschen, der die Internetseite betreut nicht mehr gibt. Der muss gestorben sein. Aufgrund dessen ist es schwierig, das überhaupt vom Netz zu nehmen." | Foto: Screenshot: sm
  • Schaurecker beteuert, dass der Verein "Heimatpflege, Kultur & Friedensbewegung" aufgelöst wurde. Dennoch findet man den Verein im Internet, der auf eine "aktive" Telegram-Gruppe weiterleitet. Schaurecker über die Webseite: "Ich weiß nur, dass es den Menschen, der die Internetseite betreut nicht mehr gibt. Der muss gestorben sein. Aufgrund dessen ist es schwierig, das überhaupt vom Netz zu nehmen."
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Sie sprechen gerade von einem "Wir" – wer ist das beziehungsweise wer steckt hinter diesem "Wir"?
Thomas Schaurecker:
Ich glaub, "wir" ist immer mehr. Das "Wir" ist wachsend. Das "Wir" ist etwas, wo ich den Eindruck habe, dass immer mehr Menschen gewisse Ungerechtigkeiten spüren und aufgrund dessen auf die Straße gehen und sich wehren wollen. Etwas tun wollen und nicht nur verharren in Stille und Bewegungslosigkeit – und das ist das "Wir", eben ganz viele Personen.

Wenn man den Punkt erreicht hat, dass hunderttausend Menschen auf der Straße sind, wie sieht dann der nächste Handlungsschritt aus?
Thomas Schaurecker:
Das muss man Step-by-Step betrachten. Ein Schritt, der mir ganz wichtig wäre, ist der Rücktritt der jetzigen Regierung, die meiner Meinung nach in allen Belangen versagt. Ein weiterer Schritt wäre ein Ziel: eine Politik ohne Parteien, sondern mit Experten – eine direkte Demokratie.

Thomas Schaurecker: "Wenn ich auf eine Demo fahre, fahre ich nicht dort hin, um zu hetzen, sondern weil ich die Leute beschützen möchte und ich meine Meinung vertreten möchte - die vertrete ich ganz offen. Mir war nie klar, warum man Krisen erschaffen will, um andere Krisen zu verhindern - das passte für mich nicht. Da bin ich wach geworden und hellhörige geworden. Das war für mich der Grund zu sagen: okay, ich gehe jetzt in den Widerstand."  | Foto: Schaurecker
  • Thomas Schaurecker: "Wenn ich auf eine Demo fahre, fahre ich nicht dort hin, um zu hetzen, sondern weil ich die Leute beschützen möchte und ich meine Meinung vertreten möchte - die vertrete ich ganz offen. Mir war nie klar, warum man Krisen erschaffen will, um andere Krisen zu verhindern - das passte für mich nicht. Da bin ich wach geworden und hellhörige geworden. Das war für mich der Grund zu sagen: okay, ich gehe jetzt in den Widerstand."
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Die Aussage, die "Macht dem Volk zurückgeben" klingt für mich sehr nah an der rechten Szene. Ist das eine Aussage, hinter der sie stehen?
Thomas Schaurecker:
Ich verstehe nicht, was rechts und was links bedeutet – ich hab mich in meinem Leben immer schwergetan damit. Ich probiere die Sache zu sehen. Ich kann weder rechts oder links verstehen, ich kann nur eine Sache verstehen und wenn diese Sache dem Volk dient, dann ist das völlig egal, wie das einzuordnen ist.

Sie lösen sich also von einem Links-/Rechts-Denken los. Dennoch werden die Corona-Demonstrationen von einigen nationalsozialistisch Denkenden besucht und unterwandert. Viele Demo-Besucher wollen sich davon distanzieren, stehen aber direkt neben den Rechten. Von vielen Organisationen, wie dem Friedensbüro in Salzburg, wird das als gefährlich angesehen. Wie ist da ihre Sicht der Dinge?
Thomas Schaurecker:
Ich finde das maßlos übertrieben. Ich möchte nicht sagen, dass es nicht der Fall ist, dass es da Nazis gibt, aber ich kann doch nicht wegen ein, zwei, drei, fünf oder zehn Nazis einer ganzen Bewegung dieses Schild umhängen. So wie wir nicht extrem links sind, sind wir nicht extrem rechts, auch da geht es wieder um die Sache: Wer marschiert da mit, wer ist bereit etwas dagegen zu tun?

Es gibt ja viele Menschen, die wollen demonstrieren gegen die Maßnahmen, möchten aber nicht an der Demonstration teilnehmen, weil gewisse Menschen mit rechtspopulistischen Ansichten vor Ort sind.
Thomas Schaurecker:
Ich kann das mit den Rechten nicht nachvollziehen, das ist Ihre Aussage. Das, was ich erlebe, ist die große Mitte. Menschen, die Probleme haben und aufgrund dessen auf die Straße gehen.

Auf der Corona-Demonstration im Frühjahr, auf der Grenzbrücke zu Freilassing wurden Sticker der rechtsextremen Zeitschrift „Freilich“ verteilt. Das Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) sieht bei der "Freilich" eine deutschnational-völkische, rassistische und antisemitische Ausrichtung.  | Foto: Plattform gegen Rechts
  • Auf der Corona-Demonstration im Frühjahr, auf der Grenzbrücke zu Freilassing wurden Sticker der rechtsextremen Zeitschrift „Freilich“ verteilt. Das Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) sieht bei der "Freilich" eine deutschnational-völkische, rassistische und antisemitische Ausrichtung.
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Wie erleben Sie die Demonstranten?
Thomas Schaurecker:
Er lässt seinen Gefühlen freien Lauf, dem gehts danach wieder gut, er hat ein bissl Dampf ablassen können und alles ist in Ordnung.

Ist das nicht zu verharmlosend, wenn man sagt: Die Menschen können hier Dampf ablassen und danach geht es ihnen besser?
Thomas Schaurecker:
Das ist das, was ich erlebe. Auch mir geht es so. Ich bekomme so viel mit, weil ich jetzt im Rampenlicht stehen darf und gleichzeitig der Bewegung ein Gesicht verleihen hab dürfen. Ich selbst, gerade wenn ich auf einer Demo war, hab schon den Eindruck, dass "Kurz muss weg" als Kompensator dient.

"Wenn man nur noch in der Blase ist, wo man nicht mehr mit dem anderen spricht ist es innerhalb kürzester Zeit möglich sich zu radikalisieren. Nicht jeder in der Blase ist radikalisiert, aber die Gefahr besteht. Wenn man nur noch diese Youtube-Videos anschaut, nur noch mit den Menschen redet, die die selbe Meinung haben und wenn man nur mehr das tut, dann passiert eine Form von Radikalität." erklärt Hans Peter Graß vom Friedensbüro Salzburg die Blasenbildung angesichts von vielen Telegram-Gruppen oder Facebook-Gruppen in denen augenscheinlich nur eine Meinung herrscht.  | Foto: Screenshot: sm
  • "Wenn man nur noch in der Blase ist, wo man nicht mehr mit dem anderen spricht ist es innerhalb kürzester Zeit möglich sich zu radikalisieren. Nicht jeder in der Blase ist radikalisiert, aber die Gefahr besteht. Wenn man nur noch diese Youtube-Videos anschaut, nur noch mit den Menschen redet, die die selbe Meinung haben und wenn man nur mehr das tut, dann passiert eine Form von Radikalität." erklärt Hans Peter Graß vom Friedensbüro Salzburg die Blasenbildung angesichts von vielen Telegram-Gruppen oder Facebook-Gruppen in denen augenscheinlich nur eine Meinung herrscht.
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Ist hier nicht die Gefahr: Wenn man Dampf ablässt, kann es zu Handlungen kommen, zu gewalttätigen Handlungen?
Thomas Schaurecker:
Die werden Sie nicht verhindern können. Ich glaube, dass bewusst angemeldete Demos das verhindern können, weil man Einfluss nehmen kann auf die Zuschauer. Wenn man keine Demos mehr zulässt, die Leute aber trotzdem auf die Straße gehen, dann ist man dem ausgesetzt.

Warst du schon einmal auf einer Corona-Demo oder Kundgebung zu diesen Thema?

Eine Ihrer Aussagen in Ihrem Live-Stream war, dass bei Ihnen den Eindruck entstehe, dass man die "Bewegung ausnützt, um sich selbst zu bereichern." Sie haben selbst zwei Sicherheitsfirmen, eine in Deutschland und eine in Salzburg. Ihre Firma "blue orange services gmbh" bewacht im Berchtesgadener Land nicht nur das Landratsamt, sondern auch das Testzentrum und das Impfzentrum vor Corona-Gegnern, die dagegen vorgehen. Auf der einen Seite stehen Sie auf der Bühne, auf der anderen Seite bewachen Ihre Firmen die genannten Institutionen. Wie stehen Sie dazu?
Thomas Schaurecker:
Ich sehe darin keinen Zwiespalt. Was ich nie gemacht habe und nie machen würde, ist, Corona zu verleugnen. Und ja, ich steh vor dem Landratsamt und ja, das ist auch richtig. Ich hab Dinge, die ich bewache in dieser Funktion und ich liebe meinen Beruf und würde alles dafür einsetzen. Und ich beschütze nicht nur die eine Seite, sondern auch die andere und hoffe, dass beide irgendwann zusammenwachsen.

Verschwörungstheorien, wie jene, dass Impfungen tödlich seien missfallen Thomas Schaurecker. Er sagt dazu: "Die Verschwörungstheorie, dass Impfungen Massenmord wären finde ich so schlimm. Das tut mir in der Seele weh, weil ich weiß, dass durch Impfungen ganz viele Menschenleben gerettet worden sind."  | Foto: Screenshot: sm
  • Verschwörungstheorien, wie jene, dass Impfungen tödlich seien missfallen Thomas Schaurecker. Er sagt dazu: "Die Verschwörungstheorie, dass Impfungen Massenmord wären finde ich so schlimm. Das tut mir in der Seele weh, weil ich weiß, dass durch Impfungen ganz viele Menschenleben gerettet worden sind."
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Was denken Sie, passiert in zwei Jahren mit der Bewegung, wenn man zu einem gewissen Normalzustand zurückgekehrt ist, ohne Maske etc.? Was geschieht mit den Demos und den ganzen Telegram-Gruppen?
Thomas Schaurecker:
Ich will hoffen, dass es friedlich weitergeht, dass man sich verbindet und sagt, es gehören gewisse Dinge verändert, wie eine Parteipolitik oder eine direkte Demokratie, die man anstreben könnte. Vielleicht gelingt es mit diesen ganzen Menschen, die dahinter stehen, etwas Positives zu bewirken ... Der erste Weg muss gegen Parteien sein, ich sehe bei Parteien einfach das Problem, dass eine Partei immer zwischen dem Volk und dem Politiker steht. Und ich habe noch nie erlebt, dass eine Partei etwas Positives für das Volk gemacht hat.

Könnte man überspitzt sagen, die Bewegung oder auch Sie fordern einen Putsch?
Thomas Schaurecker:
Ich halte einen Putsch für absolut schlecht, da ein Putsch meistens irgendetwas mit Gewalt ist. Das ist für mich der völlig falsche Weg. Ich sehe eher einen Weg des absolut friedlichen Widerstandes. Ich glaube, so eine Veränderung, wie wir sie besprochen haben, braucht Zeit. Ein Putsch heißt, da haben gewisse Menschen Macht genommen, um Macht zu haben. Ich möchte aber keine Macht übernehmen. Ich möchte Macht geben. Und so einen Putsch gibt es nicht. Den gibt es nur im friedlichen Sinne, mit Zeit Geduld und Beharrlichkeit.

Wenn Freunde und Bekannte plötzlich in den "Widerstand" gehen, kann das die Beziehung strapazieren. Hans Peter Graß vom Friedensbüro Salzburg rät die Beziehung nicht abbrechen zu lassen, aber eine klare Grenze zu ziehen. "Man kann sagen: Ich möchte mit dir nicht mehr über diese Fragen reden, aber ich freue mich, mit dir einen Kaffee zu trinken."
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  • Wenn Freunde und Bekannte plötzlich in den "Widerstand" gehen, kann das die Beziehung strapazieren. Hans Peter Graß vom Friedensbüro Salzburg rät die Beziehung nicht abbrechen zu lassen, aber eine klare Grenze zu ziehen. "Man kann sagen: Ich möchte mit dir nicht mehr über diese Fragen reden, aber ich freue mich, mit dir einen Kaffee zu trinken."

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Sie zeigen sich ja auch mit Martin Rutter** – wie mir scheint, einem bekennenden Rechten. Kann man das akzeptieren, sich von diesen Ansichten zu distanzieren und zeitgleich mit ihm zusammenzuarbeiten?
Thomas Schaurecker:
Ich hab den Martin Rutter kennengelernt und gewisse Videos von ihm nicht gesehen. Ich hatte damals überhaupt kein negatives Bild von ihm gehabt – war auch nicht vorgeschädigt durch irgendwelche Videos von ihm. Ich hab aber dann doch ein Video von ihm gesehen, das mich erschreckt hat. Wir haben uns damals auch komplett getrennt. Vor kurzem gab es ein Treffen, wo ich eine sehr menschliche Seite von ihm gesehen habe. Und ja, ich distanziere mich von gewissen Aussagen, das ist auch etwas, was mir nicht gefällt, aber letztendlich muss er das leben, wie er leben will. Er ist ja nicht irgendwie Nazi oder so, um Gottes Willen.

Weiterführende Informationen:

*Thomas Schaurecker bewacht mit seiner Sicherheitsfirma "blue orange services gmbh" das Impfzentrum in Ainring/Bayern. Ausschlaggebendes Kriterium bei der Vergabe der Ordnungsdienstleistungen für das Impfzentrum in Ainring war laut dem Landratsamt Berchtesgadener Land (LRA BGL) der wirtschaftlichste Preis. Eine Bewachung wird deswegen vorgesehen, da der gelagerte Impfstoff im Impfzentrum neben einem monetären auch einen ideellen Wert besitzt, den man schützen müsse, wie das LRA BGL auf Anfrage mitteilte. "Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat die Einbindung eines Ordnungsdienstes ausdrücklich vorgesehen", sagt Alexandra Rothenbuchner, Pressesprecherin LRA BGL.
Rothenbuchner erklärt, dass im Zuge des Vergabeverfahrens die fachliche Eignung sowie die gewerberechtliche Zuverlässigkeit eine Rolle spiele. "Diese wurden auch im vorliegenden Fall umfassend geprüft. Da es keine Anhaltspunkte gab, dass die fachliche Eignung und die gewerberechtliche Zuverlässigkeit nicht vorliegen, wurde das Vergabeverfahren ordnungsgemäß abgeschlossen. Aus vergaberechtlicher Sicht war und ist die Vergabe korrekt. Unabhängig davon wurde mit dem Eigentümer des Sicherheitsdienstes Kontakt aufgenommen und der Sachverhalt sowie das weitere Vorgehen geklärt."


**Martin Rutter hielt 2017 beim Ulrichsbergtreffen - eine Veranstaltung, an der laut "Wikipedia-Beitrag" unter anderem auch rechtsextrem und neonazistisch Gesinnte teilnehmen - folgende Rede:

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