Salzburger Original
Elisabeth Fuchs: „Ich bin ein echter Deadline-Junkie"

Seit bald drei Jahrzehnten prägt die Dirigentin Elisabeth Fuchs die Salzburger Musikszene mit ihrer Philharmonie Salzburg. Mit ihrer energiegeladenen Art und den vielen kreativen Projekten gehört sie für uns ganz klar zu den Salzburger Originalen. | Foto: Erika Mayer
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  • Seit bald drei Jahrzehnten prägt die Dirigentin Elisabeth Fuchs die Salzburger Musikszene mit ihrer Philharmonie Salzburg. Mit ihrer energiegeladenen Art und den vielen kreativen Projekten gehört sie für uns ganz klar zu den Salzburger Originalen.
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Vor rund 26-Jahren gründete Elisabeth Fuchs die Philharmonie Salzburg. Damals noch ein kleines studentisches Orchester, ist sie heute aus der Salzburger Musikszene nicht mehr wegzudenken. Wir sprachen mit der gebürtigen Oberösterreicherin über ihren Weg nach Salzburg, ihre Karriere und die Geschichte der Philharmonie.

SALZBURG. Nach Salzburg kam Elisabeth Fuchs mit 19 Jahren, um Musik und Mathematik auf Lehramt zu studieren. Heute ist sie mit ihrem Orchester eine Institution. Wie sie uns im Interview erzählt, trat dabei der Lehrberuf aber schnell zugunsten einer Karriere als Berufsmusikerin in den Hintergrund. Ein besonderer Schritt war dabei die Gründung des Orchesters Philharmonie Salzburg mit 22 Jahren. 

Die Liebe zur Musik

Eine der ersten wesentlichen Fragen an die kreative Tausendsasserin war für uns, wann sie denn ihre Liebe zur Musik entdeckt hat. Elisabeth Fuchs betont, dass diese bereits in sehr jungen Jahren erblühte.

„Also, das geht weit zurück. Laut meinen Eltern bin ich mit zwei, drei Jahren schon zur örtlichen Blasmusik dazu marschiert. Mit vier Jahren hab ich dann Blockflöte gelernt. Das kennt man ja von vielen Kindern, dass sie einfach gern musizieren. Mit 9, 10 hab ich angefangen, Klarinette zu lernen und man hat gemerkt, irgendwie geht da schon was."
Elisabeth Fuchs, Philharmonie Salzburg

Elisabeth Fuchs findet, dass die musikalische Ausbildung in der Schule viel mehr gefördert werden sollte. „Am beste wäre es, man drückt jedem Kind eine Blockflöte in die Hand", so die Dirigentin. | Foto: Erika Mayer
  • Elisabeth Fuchs findet, dass die musikalische Ausbildung in der Schule viel mehr gefördert werden sollte. „Am beste wäre es, man drückt jedem Kind eine Blockflöte in die Hand", so die Dirigentin.
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Mit 19 Jahren verließ Elisabeth Fuchs dann Oberösterreich und ging nach Salzburg, um Musik und Mathematik auf Lehramt zu studieren, ursprünglich mit dem Gedanken, nicht professionelle Musikerin zu werden. „Ich hab dann Musik und Mathematik auf Lehramt gemacht. Aber da zeigte sich nach drei Jahren wieder, dass einfach zu viel Musik in mir war, um 'nur' in die Schule zu gehen. Ich wollte schon auch unterrichten, aber einfach auch auf die Bühne. Ich hab dann mit 22 die Aufnahmeprüfung fürs Dirigieren gemacht und wurde genommen", so Elisabeth Fuchs.

Die Gründung der Philharmonie

Mit 22 Jahren gründete Elisabeth Fuchs dann die junge Philharmonie Salzburg. 2011 wurde diese in Philharmonie Salzburg umbenannt. 

„Nach der Aufnahmeprüfung fürs Dirigieren habe ich meinen Musiklehrer in Linz gefragt, wegen eines Kurses, um Orchestererfahrung zu sammeln. Ich stand vorher noch nie vor dem Orchester, im Gegensatz zu den anderen in meiner Dirigierklasse. Der Kurs kostete 15.000 Schilling, aber mein Lehrer hat gemeint, dass ich mir um dieses Geld auch gleich ein eigenes Ensemble zusammenstellen könnte. Also hab ich auf den Kurs verzichtet und mir Musikerfreunde gesucht. Ich hab dann Statuten erstellt, für das Orchester, Subventionen und Sponsoren gesucht und die ersten Konzerte gemacht."
Elisabeth Fuchs, Philharmonie Salzburg

Mit 22 begann Elisabeth Fuchs in Salzburg ihre Ausbildung zur Dirigentin.  | Foto: Erika Mayer
  • Mit 22 begann Elisabeth Fuchs in Salzburg ihre Ausbildung zur Dirigentin.
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Wirtschaftlich stellte sich das Projekt zuerst als ein kleines Desaster heraus. Schnell war ein Minus von 35.000 Schilling angehäuft. „Für einen Studenten war das damals sehr viel Geld. Ich hab damals aber auch beim Oktoberfest gearbeitet und Mathenachhilfe gegeben und jede Einnahme ist in das Orchester geflossen. Das waren die Anfänge der Philharmonie Salzburg und das hat auch schon lange gehalten", schildert Elisabeth Fuchs. Eines der „Highlights" soll dann auch die erste Steuerprüfung 2011 gewesen sein.

„Die Steuerprüfung war zwar ein Stress, aber wir haben da auch gemerkt, jetzt sind wir erwachsen geworden. Jetzt sind wir als Orchester nicht mehr nur ein Haufen, der zusammen musiziert, sondern eine Infrastruktur, die auch vom Finanzamt gesehen wird."
Elisabeth Fuchs, Philharmonie Salzburg

Vielseitigkeit

Ein wesentlicher Aspekt, der die Konzerte der Philharmonie Salzburg ausmacht, ist ihre Vielseitigkeit. Die Klassik ist zwar immer präsent, aber davon abgesehen finden auch andere Musikrichtungen wie Soul, Salsa und Filmmusik stets Einzug ins Programm. Dabei brilliert das Orchester auch stets mit interessanten Crossover-Projekten wie  „Best of Hollywood“, „Game Music meets Poetry Slam” oder „Odyssee Symphonic". Doch wie ist man zu diesem kreativen Zugang zur Klassik gekommen? Laut Elisabeth Fuchs gibt es dafür mehrere Gründe.

Elisabeth Fuchs und ihre Philharmonie wissen immer wieder die Menschen mit besonderen Konzerten zu begeistern. Hier zum Beispiel bei „Berg:Klassik" in Bad Hofgastein. | Foto: Gasteinertal Tourismus Gmbh/Fotoatelier Wolkersdorfer
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„Ich musste mir ganz viel einfallen lassen, wie ich unser Publikum finde. Wir wollten Brams, Mozart, Beethoven, Tschaikowski spielen und stellten uns aber auch die Frage: Will das Publikum das hören. Ja, schon, aber nicht die Massen. Man muss sagen, in Salzburg wird das ja auch schon gut bedient. Wir haben dann gesagt, wir wollen das trotzdem spielen, müssen uns aber irgendwie auch abgrenzen von den anderen. Das heißt Klassik neu-und frisch denken und andere, sehr ehrliche und direkte Interpretationen einbringen", so Elisabeth Fuchs.

Mit dem abwechslungsreichen Programm will man aber nicht nur unterhalten, sondern im Sinne eines Bildungsauftrags die Leute an die Schönheit der Klassik heranführen.

„Mit so einem Crossover Konzert bring ich sie in den Konzertsaal und kann das dann mit etwas anderem verbinden. Im Restaurant will ich ja auch nicht immer ein Schnitzel essen. Man geht mal asiatisch essen, dann mal italienisch oder österreichisch. Und in der Musik ist das auch nicht anders. Jemand, der Mozart mag, mag vielleicht auch Queen."
Elisabeth Fuchs, Philharmonie Salzburg

Elisabeth Fuchs dirigiert die Kinder und Kinder & Jugendphilharmonie in der Salzburg Arena. | Foto: Erika Mayer
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„Deadline-Junkie"

Spannend ist natürlich dabei auch die Frage, woher die neuen Ideen immer kommen.

„Die sind dann einfach da. Ich bin ein Deadline-Junkie und liebe es, unter Druck zu arbeiten. Ich bin echt ein Extrem-Typ. Ich arbeite manchmal extrem viel, kann viel rausbringen und ich bin dann aber auch manchmal zu Tode betrübt und dann geht gar nix. Die Ideen sind sowieso da, und wenn ich aufmache, greife ich danach. Ich schreib die Ideen aber auch auf. In der Begegnung mit Menschen, gerade im Austausch mit meinen Musikern kommen auch viele Ideen."
Elisabeth Fuchs, Philharmonie Salzburg

Zeit für die Familie

Elisabeth Fuchs ist neben ihrer aktiven Musikkarriere auch Mutter zweier Kinder (9 und 14 Jahre alt). Bei ihrer intensiven Arbeit im Orchester genügend Zeit für die Familie zu finden, ist laut ihr auch nicht immer einfach.

„Sie wachsen schon ein bissi besonders auf. Beim Frühstück bin ich jeden Tag in der Früh da, außer ich bin auf Tournee, aber so viele Tourneen hab ich nicht und ich bin nur die Hälfte der Abende des Jahres zu Hause. Also meine Kinder werden ungefähr 180 Mal im Jahr von jemand anderen zu Bett gebracht. Nicht von einem Papa oder von der Oma, sondern ganz oft auch von einem Babysitter. Das ist viel. Jetzt wird es weniger, weil sie schon älter sind. Und wenn ich sage, ich komme um 9 heim, dann sagen sie, wir brauchen niemand, wenn du um 9 kommst, dann passts schon. Wir machen jedes Jahr mit der Philharmonie auch eine große Pause. Wir fahren jedes Jahr eine Woche Skiurlaub, wo ich nicht arbeite und jeden Sommer ist das Büro vier Wochen zu. Wirklich zu. Da ist wirklich vier Wochen nix. Da sag ich dem gesamten Büro Team, das ich keine Email und nix bekommen will. Erst am Montag um 9 Uhr nach dem Betriebsurlaub fangen wir wieder an."
Elisabeth Fuchs, Philharmonie Salzburg

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