Armut in Salzburg
"Die Zukunft bereitet mir große Sorgen"
In der Sozialberatung der Caritas Salzburg steige die Zahl der Anfragen nach finanzieller Unterstützung massiv an, macht der Direktor der Caritas Salzburg, Johannes Dines, aufmerksam. Eine Betroffene ist die 28-jährige Patricia.
SALZBURG. Die Armut steigt in Salzburg im Winter weiter an, warnt Dines: „Corona hat die Armut noch einmal verschärft. Immer mehr Menschen, die zuvor nie auf Hilfeleistungen angewiesen waren, kommen zu uns. Nach der Entspannung über den Sommer spitzt sich die Lage jetzt wieder drastisch zu. Wir erwarten eine deutliche Verschärfung der Situation im bevorstehenden Winter, weil das Ersparte aufgebraucht ist, es immer mehr Kündigungen gibt und die Jobsuche sich schwierig gestaltet", erklärt Dines.
Job verloren, Fixkosten bleiben
Eine der Betroffenen ist die 28-jährige Patricia, die mit ihrer dreieinhalbjährigen Tochter im Stadtteil Lehen lebt. Die Alleinerziehende hat zuvor in einem Hotel gearbeitet, mit Beginn der Corona-Pandemie wurde sie gekündigt. "Zwar wurde mir in Aussicht gestellt, dass ich drei Monate später wieder zu arbeiten beginnen kann, die Frist wurde aber leider immer wieder aufgeschoben", erklärt die 28-Jährige, die in Polen aufwuchs und dort eine Touristik-Gastronomie-Hotellerie-Schule mit Matura absolvierte. Seit einigen Jahren lebt sie jetzt schon in der Mozartstadt. "Der Tourismus ist mein Traumberuf, ich arbeite sehr gerne mit Menschen und habe dafür auch die Ausbildung. Leider ist es speziell in dieser Branche derzeit schier unmöglich, eine neue Stelle zu finden. Monat für Monat fehlt mir das Geld für das Nötigste wie Essen oder Kleidung, nach Bezahlung der Fixkosten bleiben nicht einmal 100 Euro zum Leben", schildert Patricia.
Hilfe von der Caritas in Anspruch genommen
Sie habe im Frühjahr beim Solidaritätsfonds der Caritas um Unterstützung angesucht und eine einmalige Barauszahlung von 300 Euro erhalten. "Dadurch konnte ich dringend benötigte Dinge wie Kleidung für meine Tochter besorgen. Das war eine große Hilfe für mich", erzählt die Alleinerzieherin. Auch ein Lebensmittelpaket konnte sie im Haus Elisabeth der Caritas abholen.
Das Schwierigste sei, nicht eigenständig leben zu können und zur Tochter immer wieder sagen zu müssen: "Tut mir leid, wir haben kein Geld." Mittlerweile sei sie auch psychisch an der Grenze, schildert die 28-Jährige. "Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft, dass ich keine Arbeit finde, weil sich die Corona-Lage jetzt erneut zuspitzt. Ich schreibe täglich Bewerbungen, bekomme aber nur Absagen. Mit der kalten Jahreszeit wird es nicht einfacher, die Heizkosten steigen und das bereitet mir natürlich Sorge", sagt Patricia.
Hemmschwelle überwinden
Sie werde sich in den kommenden Wochen erneut an die Caritas wenden. "Es hat mich am Anfang sehr viel Überwindung gekostet, um Hilfe zu bitten und ich habe mich geschämt. Aber man hat keine andere Wahl, vor allem als Mutter. Mittlerweile stehe ich dazu, dass ich sehr wenig Geld habe und ich denke, man muss sich dafür auch nicht schämen."
Einen aktuellen Kommentar dazu lesen Sie hier
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.