Corona-Situation
Caritas bietet ein "Zuhause" für obdachlose Menschen
Damit obdachlose Menschen nicht mehr auf die Straße müssen, hat die Caritas ein "Notwohnen" eröffnet.
SALZBURG. "Bleiben Sie bitte zu Hause" – diesen Satz der Bundesregierung haben die meisten Menschen bereits verinnerlicht. Was aber sagt man jenen Personen, die kein eigenes Dach über dem Kopf haben? Wohin sollen diese Menschen gehen, wenn sie nicht dem erhöhten Risiko einer Corona-Infektion ausgesetzt werden wollen? Für sie hat die Caritas mit Ende März in der Plainstraße eine 24-Stunden-Unterbringung organisiert.
37 Schlafplätze im Haus verfügbar
Obdachlose Menschen können hier rund um die Uhr bleiben, erhalten Verpflegung, können duschen und auch hier schlafen. Das Haus stand seit Jahresbeginn leer und konnte mit Mobiliar aus Lagerbeständen eingerichtet werden. "Wir lassen Menschen in Not jetzt nicht alleine. Mit der 24-Stunden-Unterbringung schaffen wir es, dass sich Obdachlose in Salzburg nicht tagsüber auf der Straße aufhalten müssen. Dort wären sie dem Risiko einer Erkrankung ausgesetzt und könnten auch die nun gebotene soziale Distanz nicht einhalten“, sagt Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. 37 Schlafplätze stehen zur Verfügung, das Mittagessen wird von der Stadt Salzburg im Bildungscampus Gnigl täglich gekocht.
Alkoholverbot im gesamten Haus
"Derzeit sind 26 Männer und sieben Frauen hier, die meisten sind aus der Notschlafstelle hierher gesiedelt. Geschlafen wird in Zweibettzimmern und wir haben auch einen kleinen Garten dabei, wo sich die Menschen tagsüber aufhalten können. Für unsere Klienten ist das eine Situation, die sie so nicht kennen, da waren die Bedenken anfangs natürlich entsprechend gegeben", erklärt Torsten Bichler, Fachbereichsleiter für Existenzsicherung der Caritas Salzburg, gegenüber dem Stadtblatt.
Die Betreuung in der Plainstraße ist sehr niederschwellig angelegt, es gibt aber ein Alkoholverbot im Haus und am Gelände. "Das funktioniert gut. Wir bieten zwei Mal in der Woche eine Beratung vor Ort an und es entsteht ein anderer Umgang mit den Klienten, wenn man sich den ganzen Tag sieht. Da wird schon über ganz andere Themen gesprochen", fügt Bichler hinzu.
Zwei "Bewohner" erzählen
Einer der Klienten der 24-Stunden-Unterbringung ist Bastian, verheiratet und Vater einer zweijährigen Tochter. "Ich war nach der Trennung von meiner Frau komplett verloren und flüchtete mich in Drogen. Durch meinen Drogenkonsum habe ich mein ganzes Geld verloren. Nachdem ich mir meine Wohnung nicht mehr leisten konnte, zog ich wieder bei meiner Mutter ein. Aufgrund eines Streits vor ein paar Wochen flog ich aus ihrer Wohnung", erzählt der 22-Jährige. Über das Internet habe er von dem Angebot der Caritas erfahren. "Ich bin glücklich und dankbar, dass ich hier sein darf. Mein sehnlichster Wunsch für die Zukunft bleibt aber der, irgendwann ein guter Vater für meine Tochter und von allem unabhängig zu sein“, erzählt Bastian.
Auch Amadou hat in der Plainstraße ein vorübergehendes "Zuhause" gefunden. "Ich werde warten, bis sich die Corona-Situation beruhigt hat, dann möchte ich wieder ins Berufsleben einsteigen. Ich habe früher schon einmal im Haus Franziskus geschlafen. Danach war ich drei Jahre berufstätig und kam in einer Dienstwohnung unter. Seit einem Monat nächtige ich nun wieder in der Caritas-Notschlafstelle", schildert Amandou, der fest an sein Credo „Was die Zukunft bringt, liegt in Gottes Hand. Man kann nichts planen“ glaubt.
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