Pfingsfestspiele 2024
"Die Milde des Titus" als Frage der Machtausübung
Die Oper "La clamenza di Titus" von W.A. Mozart erlebt eine Neuaufführung bei den Salzburger Festspielen zu Pfingsten 2024. Die Frage nach der richtigen Art der Machtausübung ist zeitgemäßer denn je. Für den Dirigenten Gianluca Capuano ist es die erste szenische Mozartoper seiner Karriere in Salzburg.
SALZBURG. Derzeit laufen im Festspielhaus Salzburg die Proben zu "La clamenza di Titus" (dt. "Die Milde des Titus") für die Pfingstfestspiele am 17. Mai. Es ist die letzte Oper, die Wolfgang Amadeus Mozarts komponiert hat. Die Oper war ein Auftragswerk und konzipiert als Krönungsoper für Leopold II. von Habsburg (1747 bis 1792) zum König von Böhmen. Die Uraufführung fand am 6. September 1791 im Gräflich Nostitzschen Nationaltheater Prag statt. Während es für den Habsburger bereits die dritte Krönung seit seinem Amtsantritt 1790 war, erlebte das Libretto bereits seine über 40 Bearbeitung.
Für den Dirigenten Gianluca Capuano ist es seine erste Mozartoper und seine sechste Opernproduktion insgesamt, die der Italiener in Salzburg dirigiert: "La clamenza di Titus ist ein ambivalentes Stück, das einerseits eine Hommage an die Blütezeit der metastasianischen Opera seria darstellt, andererseits modern und vorwärts gewandt ist".
Rückblick mit Sicht nach Vorne
Sowohl für den Dirigenten als auch den Regisseur Robert Carsen beinhaltet die Bearbeitung des Stückes von W. A. Mozart sowohl einen Rückblick auf eine musikalische Ära, die beim Entstehungszeitpunkt der Oper bereits in Vergessenheit zu geraten drohte und seine modernen Aspekte bereits den Blick auf die kommenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit hindeuten (Französische Revolution).
"Mozart lässt Secco-Rezitative und Da Capo-Arien für Kastraten hier noch einmal aufleben. - Cecilia Bartoli singt den Sesto, früher eine Kastraten-Arie. - Ich sehe dabei aber in seiner Musik moderne Aspekte, dem gegenüber in der formalen Anlage und der Harmonik. Das Finale des ersten Akts trägt beinahe schon protoromantische, zukunftsweisende Züge. Am Ende seines Lebens experimentiert Mozart mit Formen. Die Arien sind – mit Ausnahme der großen dreiteiligen Arie im zweiten Akt – im Vergleich zur ursprünglichen Metastasio-Fassung stark verkürzt. Mozart ist in der Lage, sich auf vergleichsweise engem Raum komprimiert und knapp auszudrücken“, charakterisiert Capuano die Musik.
DNA der Veränderung
Für Capuano experimentiert Mozart in den beiden großen Arien von Sesto im zweiten Akt und von und Vitellia am Ende der Oper mit einem Solo-Instrument in Gestalt von Klarinette bzw. Bassetthorn. Für den Kanadier Robert Carsen (Regie und Licht) steckt in dem Stück Mozarts bereits die DNA des Geistes einer Veränderung. Er sieht in der Geschichte des Milden römischen Kaisers Titus, der seine Attentäter nach einer misslungenen Verschwörung wieder frei lässt und so seine Großmut beweist, als eine Frage nach dem Umgang mit der Macht. "Schon zu Mozarts Zeit hat sich Kontext und Schwerpunkt des Werks inhaltlich stark verändert. Ins thematische Zentrum ist schon damals die Frage gerückt: Was mach eine gute Regierung aus? Als Regisseur nähere ich mich dem Stück auch von dieser Seite. Daher steht für mich die Frage nach politisch richtigem Handeln im Vordergrund. Eine Frage, die heute aktueller ist denn je", so der Regisseur.
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