Skispringer Daniel Wenig
"Ich habe diesem Sport alles untergeordnet"

- Daniel Wenig (2. v l.), hier neben Karl Geiger, Andres Wellinger und Marinus Kraus, lebte bis 2016 seinen Traum.
- Foto: Bärbel Schulze
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Daniel Wenig ist in seiner Karriere als Skispringer 220 Meter gesprungen. Im Interview mit MeinBezirk.at spricht der 33-jährige Bayer unter anderem darüber, warum er 2016 seine Karriere beendete, aber auch darüber, warum er nun in Lambrechten lebt.
Um eines bereits zu Beginn des Gesprächs zu klären: Warum leben Sie als Bayer jetzt in Lambrechten?
Wenig: Das ist ganz einfach erklärt: Der Liebe wegen! Meine Partnerin ist eine Innviertlerin.
Sie sind ein ehemaliger Skispringer. Wann und warum haben Sie damit begonnen?
Wenn man in Berchtesgaden groß wird, kommt man als Kind automatisch mit dem Wintersport in Berührung. Das Langlaufen, das Skifahren, das Rodeln oder eben Skispringen: Die Auswahl ist groß. Die Vereine kommen in die Schulen und stellen den Kindern die Sportarten vor. Ich persönlich habe mit sechs Jahren begonnen. Für das Skispringen ist Skifahren eine Voraussetzung. Zuerst springt man mit Alpin-Skischuhen und über kleine Schneehügel. Später verwendet der Skispringer bereits die Skisprungschuhe. Mich hat der Sport sofort fasziniert.

- Während seiner Karriere brachte Daniel Wenig 50 Kilogramm auf die Waage.
- Foto: Wenig
- hochgeladen von Mario Friedl
Die Berge animieren bei Ihnen daheim also zum Bewegen?
Ja, das ist heute wichtiger denn je. Der Nachwuchs muss weg vom Handy oder Computer. Die Berge laden dazu auch ein.
Hatten Sie damals auch ein großes Vorbild?
Ja, das war Martin Schmitt, Olympiasieger von 2002.
Wann haben Sie den ersten Wettkampf bestritten?
Es beginnt für alle mit der Mini-Vierschanzentournee. Da springen die jungen Athleten auf einer 15- oder 30-Meter-Schanze. Das ist eine Tour mit zwei Wettkämpfen in Bayern und zwei in Österreich. So habe ich, aber auch Jacqueline Seifriedsberger, Stefan Kraft oder auch Michael Hayböck begonnen.
Wann haben Sie gemerkt, dass es für mehr reicht?
Ich war talentiert, aber es ist schon so, dass der Sport auch Geld kostet. Meine Eltern haben mich unterstützt, allerdings auch darauf hingewiesen, dass sie von mir erwarten, alles in den Sport zu investieren, oder es ist Schluss. Aber ich wollte es unbedingt und habe diesem Sport alles untergeordnet. Ich habe in jungen Jahren auf alles verzichtet, was man so als „normaler“ Jugendlicher macht. Am Ende hat es sich gelohnt, ich habe viele tolle Länder und Menschen kennengelernt und Erfolge feiern dürfen.
Wie war der Übergang zu den Profis?
Das ging schon mit 13 oder 14 Jahren los. Ich bin in den C-Kader aufgenommen worden – dort habe ich bereits an Junioren-Weltmeisterschaften teilgenommen – und später in den B-Weltcup, quasi die 2. Liga des Weltcups. Auch dort ist die Konkurrenz groß.
Danach waren Sie beim Weltcup am Start?
Ich war dann sehr schnell durch einen Behördenplatz finanziell abgesichert und lebte meinen Traum. Bei der Vierschanzentournee in Bischofshofen sprang ich auf Platz 16. Das war schon toll. Aber auch der Gewinn der Mini-Vierschanzentournee und der WM-Titel bei den Junioren werden mir immer positiv in Erinnerung bleiben.

- Bis 2016 war der Bayer als Skispringer im Weltcup aktiv. Heute lebt der 33-Jährige in Lambrechten.
- Foto: Friedl
- hochgeladen von Mario Friedl
Sie waren aber auch mal der „Depp der Nation“ …
Ja! In den Medien wurde ich so bezeichnet, da ich in Oberstdorf wegen 200 Gramm Übergewicht disqualifiziert wurde. In Bischofshofen passierte mir das aufgrund meines Anzugs erneut. Aber das passiert eben.
Apropos Gewicht! Was war Ihr Wettkampfgewicht?
Ich hatte 50 Kilogramm. Heute, in der Skisprungpension, sind es 85 (lacht).
Warum haben Sie 2016, mit 26 Jahren, Ihre Karriere beendet?
Wie gesagt, ich habe diesem genialen Sport alles untergeordnet. Das wollte ich einfach nicht mehr. Das Leben bietet doch viel mehr, als 300 Tage im Jahr aus dem Koffer zu leben. Diese Entscheidung hat zwei Jahre gereift und ich bereue nichts. Leistungssport ist nicht immer einfach.
Haben Sie noch Kontakte zu den alten Kollegen?
Wie es im Leben so ist, verläuft sich das Ganze etwas. Aber wenn wir uns sehen, ist es immer wieder lustig. Egal ob Olympiasieger, Weltmeister oder Springer aus dem Mittelfeld, die Jungs und Mädels waren immer eine große Familie für mich.
Wie weit sind Sie gesprungen?
Offiziell 178 Meter, aber als Vorspringer bin ich in Planica, Slowenien, 220 Meter gesprungen.
Was machen Sie jetzt beruflich?
Nach meiner Karriere habe ich die Ausbildung zum Masseur absolviert. Aktuell orientiere ich mich neu.
Und Sport?
Ich spiele leidenschaftlich Tennis.
Zur Sache:
Das komplette Interview ist ab September hier in der 3. Staffel des Podcasts "Talk & Songs" zu hören.



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