Denkverbote in der Religion
Tabubruch Wiedergeburt

„Wer entscheidet, was tabu ist? Wenn ein Tabu gebrochen wird, reagiert die Gesellschaft oft reflexartig mit Empörung und Wut. Unbewusste Abwehrmechanismen spielen dabei eine zentrale Rolle.“ So schreibt der Psychiater und Neurowissenschaftler DDr. Raphael M. Bonelli in seinem neuesten Buch „Tabu“. Spätestens jetzt erkenne ich, dass ich schon lange falsche und unnötige Tabus in der Gesellschaft anspreche oder zumindest sanft darauf hinweise, um Tabubrüche in Gang zu setzen.

So geschehen beispielsweise vor mehreren Jahren, als ich nach einer Kindstaufe bei Kaffee und Kuchen im Gasthof saß und das sonst eher oberflächliche Gespräch auf ein tiefsinnigeres Thema lenkte, wie das Leben und Sterben an sich. Dabei erwähnte ich auch das Wort Wiedergeburt – durchaus als eine Form der Realität erkennbar. Die Reaktionen darauf hin waren mehr als interessant. Der Mann, der mir schräg gegenüber saß, ließ mich mit Mimik, Kopfschütteln und Worten wissen, dass ich wohl nicht ganz dicht wäre. Immerhin könne er sich an kein Vorleben erinnern. Und der mir gegenüber sitzende theologisch Geschulte, der die Taufe vollzog, verfing sich in so heftigen Erklärungen entgegen diese Vorstellung, dass sich Leute abseits, die nichts vom Inhalt vernahmen, wunderten, warum Hochwürden nun plötzlich so einen roten Kopf bekommen hatte. Ich beendete daraufhin das Gespräch, worum ich sogar sanft gebeten wurde. Was war geschehen?
Ich hatte eindeutig ein Tabuthema angesprochen, das so stark mit Gefühlen besetzt ist, dass man eigentlich nicht einmal darüber nachdenken geschweige denn sprechen mag. Aber was, wenn sich die guten Katholiken einmal in Erinnerung rufen würden, dass nachweislich die Inkarnation bis zum Konzil von Konstantinopel 554 n. Chr. zur römisch-katholischen Lehre gehörte. Erst durch einen Beschluss der geweihten Männer wurde das, was bis dahin als eine Selbstverständlichkeit galt, aus den Glaubensinhalten gestrichen. Wehe dem, der danach noch daran festhielt! Das jetzige Leben sei gefälligst das einzige, das die Seele in einem menschlichen Körper auf dieser Erde je führt – und auch sonst nirgendwo wieder. Da stört es die oberflächlichen Bibelleser auch nicht, wenn da geschrieben steht, dass Jesus seine Jünger einmal gefragt hatte: „Für wen halten die Leute mich?“ Und er darauf zur Antwort erhielt: „Sie sagen, du seist der wiedergekommene …“ Wahr ist, was die vom Vatikan geschulten kirchlichen Vertreter sagen, die mit ihrer Weihe dem Allmächtigen näher sind, oder nicht? Die Kluft zwischen ihren Auslegungen des biblischen und dem Wissensstand über den historischen Jesus könnte größer nicht sein. Es gibt viele Geschichten in der mutig korrigierten Bibel, für die es historisch keine Beweise gibt. Bekanntlich braucht man eine Unwahrheit nur oft genug zu wiederholen, damit sie als Wahrheit akzeptiert wird. Das funktioniert in Religion und Politik gleichermaßen.

Wer immer sich frei von Dogmen und vorgegebenen Denkmustern Gedanken über sich und die Erde macht, kommt zu dem Schluss: Das jetzige Leben lässt sich aus dem alleinigen Blick auf dieses Erdenleben nicht verstehen und erklären. Das, was die Religiösen als „Mysterium“ betiteln, ist nichts weiter als eine große Lücke, verursacht durch Denkverbote. Die Ursache von allem Sein liegt nämlich immer auch in nicht sichtbaren, parallelen Ebenen, die wir Vorleben nennen, weil hier auf Erden die Zeit vorherrschend ist. Diese Sichtweise führt zwangsläufig zu viel mehr Verständnis, Gerechtigkeit, Verbundenheit und Ehrfurcht dem Leben gegenüber –, was nicht unbedingt erwünscht sein mag, wenn Macht ausgeübt werden will und man dafür entwurzelte Geschöpfe benötigt. Alleine die Tatsache, dass das immer mehr erkennen, zeigt jedoch, dass da eine Sehnsucht nach unseren wahren Wurzeln und Verbindungen durchbricht, die sich von keinen falschen Tabus aufhalten lässt.

SiegFried
derAußerderFerne
13.04.2025

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