Übermut auf dem Motorrad ist gefährlich

- <f>Erste-Hilfe-Kurse</f> vermitteln richtige Helm-Abnahme
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Die Motorradsaison ist angebrochen, damit häufen sich leider auch die Unfälle. Wie das Risiko minimiert werden kann und was im Ernstfall zu tun ist.
REGION (bt). Wenn im Frühling die Natur erwacht und es wärmer wird fällt auch der Startschuss für die Motorradsaison. Ein Hobby, das mit einem unglaublichen Freiheitsgefühl einhergeht, leider aber auch gefährlich ist. Gleich zweimal musste die Freiwillige Feuerwehr Pressbaum kürzlich an einem Tag zu Motorradunfällen ausrücken. Ein Biker kam in der Au von der Straße ab und stürzte in einen nahen Bach. Knapp eineinhalb Stunden später stürzte ein anderer Fahrer auf der Hauptstraße zwischen Haitzawinkel und Rekawinkel.
Risiken werden unterschätzt
"Das größte Problem ist die Selbstüberschätzung im Bezug auf die Geschwindigkeit. Ich kann in der Kurve nicht korrigieren, ich kann nicht bremsen und nicht lenken - das geht beim Motorrad nicht. Und schon ist man auf der Gegenfahrbahn oder im Wald", weiß Inge Nemec. Seit 40 Jahren fährt die Purkersdorfer Fahrschul-Chefin selbst, zusätzlich gibt sie Unterricht und gehört dem Club der motorradfahrenden Wildsäue an. Doch warum passieren gerade im Frühling so viele Unfälle? Auf der Straße sind Streureste und der Asphalt ist häufig feucht und noch kalt. "Der Reifen erwärmt sich nicht und dadurch ist die Bodenhaftung ein Problem. Leider sparen viele Motorradfahrer auch bei den Reifen", so Nemec. Zusätzlich dürfen Biker die lange Fahrpause über den Winter nicht unterschätzen. "Jeder muss sich erst wieder daran gewöhnen, auf zwei Reifen unterwegs zu sein." Deswegen sollten Motorradfahrer ihre ersten Runden auf ihnen bekannten Strecken drehen. Fahrsicherheitstrainings oder Auffrischungstage sind ratsam.
"Für andere mitdenken"
"Bevor ich an einem Linksabbieger vorbeifahre, schaue ich ihm immer ins Gesicht. Schaut der mich an oder schaut er woanders hin? Wenn ich an einer Kreuzung Vorrang habe, bin ich trotzdem mit den Fingern auf der Bremse und der Kupplung. Ich versuche immer für den anderen mitzudenken", erklärt Inge Nemec. Denn Autofahrer haben nicht permanent alles im Blick.
Das ist im Ernstfall zu tun
Wenn der Motorradausflug dennoch nicht wie geplant verläuft und es zu einem Unfall kommt, sind die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen gefragt. An dieser Stelle räumt das Rote Kreuz Purkersdorf-Gablitz mit einem weit verbreiteten Irrglauben auf. Entgegen häufiger Mythen richtet man keinen Schaden an, wenn man den Helm abnimmt. Ist ein Patient bei Bewusstsein, bittet man ihn, den Helm selbst abzunehmen und unterstützt ihn dabei. Wenn er bewusstlos ist, führt man die Helmabnahme durch. „Der Ersthelfer kniet oberhalb des Kopfes, erfasst seitlich mit beiden Händen den Helm und richtet den Kopf des Patienten vorsichtig gerade“, erklärt Rot Kreuz-Chefärztin Elfriede Wilfinger. „Das Visier und der Verschluss werden geöffnet, gegebenenfalls die Brille entfernt. Dann wird der Helm vom Kopf heruntergezogen, wobei der Kopf im Nacken gestützt wird.“ Diese Technik kann auf der Bezirksstelle Purkersdorf-Gablitz im Rahmen eines Erste-Hilfe-Kurses erlernt und geübt werden.
Gefahr des Erstickens droht
Erst nachdem der Helm entfernt wurde, wird die Atmung kontrolliert. „Wenn ein Motorradfahrer nach einem Sturz das Bewusstsein verliert, droht die Gefahr des Erstickens“, sagt Wilfinger.
Am wichtigsten ist es, zuerst die Lebensfunktionen zu sichern. Danach können weitere Verletzungen versorgt werden. Starke Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit oder eine Fehlstellung weisen auf einen Knochenbruch oder eine Verrenkung hin. Wilfinger: „Es sollte keinesfalls versucht werden, Gliedmaßen selbst einzurenken." In so einem Fall muss die betroffene Stelle ruhiggestellt werden. An Armen geschieht das mit einem Dreiecktuch, an Beinen zum Beispiel mit einer zusammengerollten Decke.
Zur Sache
Mehr Informationen zur Ersten Hilfe finden Sie unter: https://www.erstehilfe.at/


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