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Palmbuschen als Schutz und Frühlingsbote
Kommenden Sonntag werden sich wieder zahlreiche Menschen in Österreichs Ortszentren sammeln und gemeinsam den Palmsonntag feiern. Zu diesem Fest gehört der Palmbuschen wie das Amen im Gebet. Wir haben uns schlau gemacht, warum wir diesen binden und was eigentlich drin sein sollte.
SALZBURG. Der Palmbuschen oder auch Palmbesen gehört in Österreich einfach zur Osterzeit. Wie so viele traditionelle Symbole hat auch er seinen Ursprung in der Religion. "Wir erinnern damit an den Einzug Jesu in Jerusalem. Dort wurde er von den Leuten mit Palmzweigen begrüßt", erklärt Diakon Toni Fersterer aus St. Veit. "Mit den Palmbuschen stellen wir dies nach und zeigen auch unsere Freude darüber, dass die Natur wieder aufblüht", ergänzt Ministrantenbetreuerin Angela Wallner.
Ein alter Brauch
Bereits seit dem 6. Jahrhundert kennt man den Brauch der Palmbuschen. "Mit den Palmbuschen erbittet man sich Segen für Haus und Flur", sagt Fersterer. Deshalb findet man die Gestecke sowohl im Haus, als auch im Garten, am Feld oder im Stall. Bei manchen kommt ein kleiner Teil des Palmbuschens auch noch zu Weihnachten beim Räuchern zum Einsatz. Auch bei Unwetter landen schon mal ein paar Zweige im Holzofen um einen zusätzlichen Schutz zu erbitten.
Sieben Zweige
Laut Wallner gehören in einen traditionellen Palmbuschen sieben verschieden Pflanzenarten. Dabei handelt es sich vor allem um Frühblüher die es auch hier schon im Frühling gibt und jede dieser Pflanzen hat ihre eigene Bedeutung. Dabei kommt es oft zu Verbindungen mit den Feiertagen in der Karwoche.
In einen Palmbuschen gehören:
- Buchsbaum: Er ist immer grün und steht für Treue und Liebe, er soll auch Unheil abwenden
- Eibe: Bei ihr ist Vorsicht geboten denn die Eibe ist giftig, doch die Zweige alleine stellen keine Gefahr dar. Sie gilt als Totenbaum und symbolisiert den Übergang vom Leben zum Tod, in der katholischen Kirche wird sie mit dem Karsamstag in Verbindung gebracht.
- Ilex (Stechpalme): Auch hier handelt es sich um einen immergrünen Strauch, wie der Name schon sagt sticht der Ilex und das auch mit seinen Blättern. Er soll das Herz für die Liebe öffnen und wird mit der Dornenkrone am Karfreitag in Verbindung gebracht.
- Sal-Weide (Palmkatzerl): Ohne Palmkatzerl ist es kein Palmbuschen. Die kleinen Weidekätzchen sind eine der ersten Nahrungen für Bienen und stehen für Lebenskraft und Neubeginn. Sie werden mit der Auferstehung verbunden.
- Thuje: Der typische Zaunstrauch wird mit Reinigung und der Grenze zwischen Tod und Leben verbunden. Im Christentum symbolisiert sie auch die Fußwaschung am Gründonnerstag.
- Wacholder: Der Wacholder sticht auch ordentlich, er soll lebendig machen.
- Zeder: Die Zeder gilt als Pendant zur Eibe und wird als Lebensbaum bezeichnet. Sie steht auch für Beständigkeit.
Auch die Farbwahl der Bänder erfolgt nicht zufällig:
- Grün steht für Freude, Hoffnung und Auferstehung
- Violett ist die Farbe der Fastenzeit
- Rot steht für das Blut Christi
- Weiß steht für die Unschuld
- Gelb steht für Licht, wärmende Sonne und die Osterkerze
Bunte Holzlocken
In Salzburg werden gehören mittlerweile gefärbte Holzspäne in einen Palmbuschen. Diese sind aber aus der Not entstanden. Stoffbänder waren teuer und auch Papierbänder gab es nur selten, Holz gab es dafür in allen Haushalten. So wurde aus der Not eine Tugend gemacht, die Holzspäne gefärbt und damit der Palmbuschen geschmückt. Heute sind sie eine der beliebtesten Zierden für den Buschen. Regional lassen sich noch andere Verzierungen finden, so werden beispielsweise im Lungau kleine Fastenbrezen eingearbeitet. Mancherorts wird auch ein verziertes Ei in die größeren Buschen bzw. Besen gesetzt.
Hauptsache grün
"Es müssen nicht immer alle Zweige im Palmbuschen vertreten sein. Bei uns gibt es viele helfende Hände die uns Thuje, Palmkatzerl und Buchsbaum geben, andere Zweige sind manchmal nur schwer zu bekommen", sagt Wallner. "Wichtig ist, dass es etwas frisches Grünes in den Buschen ist und das Bewusstsein für seine Bedeutung gegeben ist", meint Toni Fersterer. Und auch die Buschen wandeln sich mit der Zeit, so werden mittlerweile auch gerne Olivenzweige eingearbeitet, die an die Heimat Jesu erinnern.
Den Gedanken weitergeben
In St. Veit binden die Ministranten gemeinsam mit ihrer Betreuerin Angela Wallner, Diakon Toni Fersterer und Mitgliedern aus der Gemeinde, jedes Jahr ihre eigenen Palmbuschen. Dabei wird das Wissen um die richtigen Zweige und ihre Bedeutungen an die nächsten Generationen weitergegeben. "Bei den Kindern achten wir darauf, dass die verwendeten Zweige unbedenklich sind und lassen zum Beispiel die Eibe weg. Bei den Bändern haben die Kinder freie Wahl und können ihrem Buschen seine eigene Bedeutung verleihen", sagt Wallner. Vorrangig geht es beim Binden der Palmbuschen darum, den Grundgedanken weiterzugeben.
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