Workshops für Volksschulkinder
Wie man Medienmonster austricksen kann
Kinder werden schon sehr früh mit der Online-Welt konfrontiert. "Monsterjägerin" Nicole Bodmayer zeigt in ihren Medienkompetenz-Workshops an Schulen, wie Kinder am besten damit umgehen und Risiken möglichst gering halten können. Dafür wurde sie mit dem Regionaliätspreis 2022 ausgezeichnet.
SAALFELDEN. Handy, Tablet und PC gehören für Kinder zum Alltag. Wie notwendig es deshalb ist, dass sie schon früh den richtigen Umgang mit eben solchen lernen, weiß Nicole (Nici) Bodmayer aus Saalfelden. Als "Monsterjägerin" hält die 26-Jährige Workshops in Volksschulen und bringt den Schülerinnen und Schülern eine verantwortungsbewusste Nutzung von digitalen Geräten und der Online-Welt näher.
Hier ein Video von der Preisverleihung in Salzburg:
Digitale Welt ist Realität
"Snapchat, TikTok, Youtube und (Online-)Spiele sind bei Kindern gerade besonders beliebt", informiert die Expertin. Die digitale Welt wird schon sehr früh ein Teil ihrer Realität. Technologien schreiten schnell voran, auf dem neuesten Stand zu bleiben, ist schwierig. "Es ist so schnelllebig, dass wir mit der Bildung nicht nachkommen. Deshalb bin ich da."
Kindgerecht geht Nici Bodmayer in Workshops auf die Gefahren ein, die die Nutzung von digitalen Plattformen und Sozialen Medien mit sich bringt. "Ich arbeite in einem IT-Dienstleistungsunternehmen. Daher kann ich bestätigen, dass die meisten Probleme – wie etwa Datenverlust, Hacking oder Phishing – durch menschliches Versagen auftreten. Durch meine Workshops werden die Kinder sensibilisiert und können sich in Zukunft bewusster mit diesen Thematiken auseinandersetzen."
Alle Monster austricksen
Während Kinder bis acht Jahre mit einer Geschichte an einige Risiken herangeführt werden, machen sich die älteren selbst auf "Monsterjagd". Wie in einem Computerspiel bestreiten die Schülerinnen und Schüler fünf "Level" und finden mit Nici Bodmayers Hilfe heraus, wie sie die Medienmonster austricksen können.
"Schließlich versuchen diese auch stets, uns 'reinzulegen. Wir drehen den Spieß einfach um", schmunzelt die Saalfeldenerin. Die "Gegner" (im Workshop ebenso wie im echten Leben) sind: Daten-Monster, Filter-Monster, Fake-Monster, Bully-Monster und Sucht-Monster.
"Kinder müssen wissen, wie Online-Medien funktionieren und warum sie mit offenen Augen durchs Netz surfen sollten." – Nici Bodmayer
Level 1: Datensicherheit
Was logisch erscheint, ist nicht immer klar: "Uns ist oftmals gar nicht bewusst, wie viele Daten wir online hinterlassen. Was 'gratis' scheint, wird meist mit privaten Daten bezahlt – und man macht sich nicht weiters Gedanken darüber", erklärt Nici Bodmayer. Im ersten Level lernen die Kinder also, es dem Daten-Monster schwer zu machen und mit privaten Infos sparsam zu sein.
Level 2: Filterbubbles
"Aus einer Filterblase wieder herauszukommen ist quasi unmöglich", erläutert die Monsterjägerin. Auf Basis der Daten, die man online preisgibt, wird ein Präferenzprofil erstellt, das möglichst genau zu einem passt. Damit man möglichst lange online bleibt, sieht man nur, was einem gefällt. "Die Kinder wissen nach diesem Level, dass sie vorsichtig sein müssen, weil sie oft nur das sehen, was sie sehen sollen", so die 26-Jährige.
Level 3: Falsche Meldungen
"Das Fake-Monster schockiert oft, weil man nicht damit rechnet. Kinder wissen noch nicht, dass nicht alles wahr ist, was sie sehen." Nici Bodmayer zeigt ihnen etwa bekannte Fotos und Videos, in die sie ihr Gesicht eingefügt hat. "So erkennen sie, dass etwas nicht echt sein muss, nur weil es danach aussieht. Wer Fake News verbreiten möchte, geht professionell vor und es ist nicht immer leicht, diese als solche zu enttarnen. Das sollte man einfach wissen."
Level 4: Cyberbullying
Auf die Frage, wer das "Bully-Monster" – also Mobbing – kennt, zeigen meist mehrere auf. "Mobbing passiert on- und offline und ganz oft ohne spezifischen Auslöser", informiert die Expertin. Das Spektrum ist breit und reicht von fiesen Kommentaren (zum Beispiel auf Youtube) bis hin zu gehässigen Nachrichten, die die Kinder (etwa auf TikTok) bekommen. "In diesem Level geht es vor allem darum, sich Gemeinheiten nicht zu Herzen zu nehmen und sich selbst lieb zu haben, egal was andere sagen", verdeutlicht sie.
Level 5: Sucht
"Viele Kinder sagen von sich aus, dass sie süchtig sind", bemerkt Nici Bodmayer. Doch die Handy-Sucht wird meist geduldet. Diesbezüglich sind auch Eltern nicht immer ein gutes Vorbild. "Hier sind fixe Bildschirmzeiten sehr empfehlenswert, etwa eine halbe Stunde am Tag. Sobald die Kinder darauf hinfiebern, sollte man nochmals darüber sprechen. Bestenfalls vergessen sie darauf", verrät die Expertin. Dabei gehe es keinesfalls um ein Verbot, sondern vielmehr um einen bewussteren Umgang – nicht nur für Kinder.
2022/23 noch Termine frei
Dass Nici Bodmayers Tun wichtig ist, belegen unzählige positive Rückmeldungen von Lehrpersonen und Kindern. "Über einen Brief einer Stuhlfeldener Schulklasse mit selbstgemalten Medienmonstern hab ich mich besonders gefreut… und die meisten fragen, wann ich wieder komme", lacht sie. Übrigens: "Für das nächste Schuljahr gibt's zwar schon eine Warteliste, aber da ist noch Platz!"
Kontakt:
- web: www.medienmonster.at
- mail: office@medienmonster.at
- tel: 0660/3470577
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