Akuter Ärztemangel
Alarmstufe Rot im Bezirkskrankenhaus Lienz

- Am Bezirkskrankenhaus Lienz sind derzeit 26 Ärztestellen ausgeschrieben. Die Abteilungen arbeiten am Limit.
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Überlastete Abteilungen, fehlende Ärzte und keine Besserung in Sicht. Alarmstimmung im Bezirkskrankenhaus.
LIENZ. "Sehr geehrte Frau Landesrätin, wie Sie wissen, bereitet die Tiroler Ärztekammer eine Petition zum Thema "Medizinische Versorgung im Bereich niedergelassener ÄrztInnen" vor. Wir haben dem Präsidenten der Ärztekammer daraufhin einen Brief geschrieben..... und erlauben uns, Ihnen die wesentlichen Inhalte dieses Briefs zu übermitteln." Dies ist die Einleitung eines Schreibens an Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele. Unterfertigt wurde es vom Krankenhaus-Verbandsobmann Bernhard Zanon, seiner Stellvertreterin Elisabeth Blanik, der kollegialen Führung sowie allen BürgermeisterInnen Osttirols. Und der Inhalt des Briefes hat es in sich - vielmehr noch: Es ist geradezu alarmierend.
10 Abteilungen, Fachambulanzen, Tagesklinik
Der Reihe nach: Das Bezirkskrankenhaus Lienz verfügt über 372 systemisierte Betten, die sich auf zehn Abteilungen verteilen. Außerdem werden diverse Fachambulanzen und eine interdisziplinäre Tagesklinik betrieben.
Die vielen kleinen Abteilungen seinen laut den Verantwortlichen notwendig, da Lienz aufgrund seiner geografischen Lage, es ist das exponierteste Krankenhaus Österreichs, gezwungen ist einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad zu besitzen.
Abteilungen am Limit
Von den zehn Abteilungen, werden in dem Schreiben acht aufgrund der Personalsituation als überarbeitet, instabil oder nicht mehr aufrechterhaltbar beschrieben.
"Das Dienstrad in der Urologie wird voraussichtlich ab April 2023 nicht aufrechtzuerhalten sein. Alternativ wird die Abteilung zweimal im Jahr für drei Wochen geschlossen werden"
, steht zu lesen.
Die Personalsituation in der Chirurgie sei dermaßen angespannt, dass im Fall einer Kündigung oder Pensionierung das Dienstrad nicht mehr besetzbar wäre und die gesamte chirurgische Versorgung - inklusive Akutversorgung - zusammenbrechen würde. Sämtliche Akutfälle müssten via Hubschrauber in andere Krankenhäuser gebracht werden.
Um nichts besser die Situation in der Psychiatrie. Diese steht und fällt mit einem einzigen Posten. Ein weiterer Abgang und die Abteilung sei nicht mehr aufrechtzuerhalten. Alle Patienten müssten dann nach Hall oder Innsbruck gebracht werden. Die Radiologie sei seit zwei Jahren am oberen Anschlag ihrer Leitungsfähigkeit angelangt, die Nuklearmedizin habe Wartelisten, die mit einem einzigen Facharzt nicht abzuarbeiten sind, die neurologische Versorgung könne nur mit maximaler Anstrengung der KollegInnen aufrechterhalten werden und auch in der Gynäkologie und Anästhesie sieht die Situation nicht besser aus.
Schlechte Bezahlung, wenig Ärzte
"Aus unserer Sicht erklären sich diese Notstände nicht primär dadurch, dass KrankenhausärztInnen in die Niederlassung gehen, obwohl dies sicherlich auch eine Rolle spielt. Sie erklären sich auch nicht dadurch, dass periphere Spitäler womöglich einen schlechteren Ruf haben. In erster Linie sind dafür unserer Beurteilung nach das Gehaltsschema in den Tiroler Krankenhäusern, vor allem aber die Tatsache, dass seit Jahren zu wenig ÄrztInnen ausgebildet werden, verantwortlich", schreiben die UnterzeichnerInnen.

- Auch der ärztliche Direktor Dr. Martin Schmidt ist einer der Unterzeichner des Schreibens.
- Foto: BKH Lienz
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190.000 € für Personalsuche
Die prekäre Situation bedeutet nicht nur ein hohes Level an Stress bei der Abwicklung der Aufgaben und eine unbefriedigende Situation für Belegschaft und Patienten, sie bedeutet auch hohe Kosten.
Insgesamt sind im ärztlichen Bereich des BKH Lienz momentan 26 Stellen, das entspricht 20 Prozent der Arztstellen, ausgeschrieben. Für Stellenausschreibungen wurden im Jahr 2022 140.000 Euro und für Personalberater 50.000 Euro ausgegeben - erfolglos.
Die Führung des BKH Lienz und die BürgermeisterInnen Osttirols fordern sowohl Politik als auch Kammer auf, eine politische Grundsatzentscheidung zu treffen, bevor "Strukturen der Notfallversorgung kollabieren".
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