Klimaaktivistin Julia Zink
"Denke nie, dass du allein nichts bewirken kannst"
Die Bildungsdirektion Burgenland hat Umweltdemos am "Earth Strike"-Day am 27.9. zur Unterrichtszeit erklärt. Schüler, Lehrer samt Direktor des Wimmer Gymnasiums Oberschützen nutzten die Chance und standen geschlossen auf der Kundgebung in Oberschützen. Die Bezirksblätter Oberwart haben die junge (Eigen-)Initiatorin zum Interview eingeladen.
PINKAFELD/OBERSCHÜTZEN. Die bemerkenswerte Dynamik im Bezirk Oberwart nach Vorbild der weltweit bekannten "Friday for Future"-Demos sei der Intention der 17 Jahre alten Pinkafelderin Julia Zink zu verdanken, die nach einem Bericht über Greta Thunberg begann, seit Feber jeden Freitag vor Schulbeginn für ein erhöhtes Klimabewusstsein zu demonstrieren.
Einzelkämpferischer Mut
"Meine Mama hat mir bereits im Volksschulalter eine Doku über das verschwenderische Konsumverhalten der Menschheit gezeigt, danach hab ich als 8-Jährige schon Referate in der Schule zum Thema verfasst", erzählt die angehende Maturantin. Viele Jahre habe sie sich erschütternde Missstände über Umwelt, Klima, Mensch und Tier weitgehend passiv zu Herz genommen. "Greta Thunberg war meine Motivation, alleine an der frequentierten Kreuzung vor der Schule, bei jeder Witterung mit dem Fahrrad anreisend, mit meinem selbstgemalten Schild auf den Klimaschutz hinzuweisen", beschreibt Julia den Durchbruch zum öffentlichen Aktivismus.
Was als einmalige Aktion geplant war, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen ("Warum scheißen wir auf die Welt?" liest man in großen Lettern provokant auf ihrem Transparent), wurde aufgrund der positiven Resonanz zur Regelmässigkeit. "Natürlich war das manchmal sehr anstrengend: die 11 Kilometer Berg- und Talfahrt von Pinkafeld über Wiesfleck nach Oberschützen sind sehr kraftintensiv mit dem Fahrrad, aber der Sonnenaufgang am Weg hat mich immer wieder entschädigt, und Mut zum Anlass gemacht", zeigt sich die Schülerin fokussiert kämpferisch. Immer wieder, immer mehr, wurde sie von einzelnen Schulkollegen bei ihrer frühmorgenlichen Demo in Oberschützen unterstützt, am letzten Schultag im Juni stand erstmals das gesamte Gymnasium neben ihr auf der Strasse um zu demonstrieren.
Vom Einzelnen aufs Gesamte
"Ich würde mir wünschen, dass die Menschen erkennen, wie schön und bunt die Welt ist, und dass man sich nicht so sehr in verschobene Prioritäten und gesellschaftliche oder materielle Werte verrennen sollte. Ein anderer Umgang mit den Ressourcen die wir haben, muss auch nicht zwangsläufig einen Verzicht bedeuten, es reichen ja oft ganz kleine umweltschonende Maßnahmen im Alltag, auf die Allgemeinheit umgerechnet", appelliert die Schülerin auf einen bewussteren Lebensstil. "Ich bin auch überzeugt, dass ein Großteil der Menschen zwar das Bewusstsein für den Umweltschutz hat, aber aufgrund der gegebenen Bedingungen (Anm. Plastikberge nach dem Supermarkteinkauf, oder kontinentweit transportierte Produkte) nicht die alltäglichen Möglichkeiten nutzen kann, klimaschonend zu konsumieren. Natürlich kann man als Konsument das Angebot- und Nachfrage-Verhältnis bestimmen, aber das ist in der Masse schwierig. Also sollte die Politik ein Zeichen setzen, welche Produkte im Umlauf sind, weil das liegt dann schon in politischer Verantwortung, auch in der Frage nach erneuerbaren Energien", nennt Julia Zink gezielte Ansatzpunkte an die Regierung.
Öffentlicher Verkehr als Defizit
"Wenn ich einen konkreten Wunsch frei hätte, etwas sofort verändern zu können, wäre das hier am Land definitiv der öffentliche Verkehr. Da hat das Burgenland einen klaren Nachteil, wo man so viele Autokilometer einsparen könnte", betont die junge Klimaaktivistin als erstes Ziel, bei dem sie schon vielen Vorrednern aus der Seele spricht. "Aber jeder Kilometer mit dem Fahrrad spart schon CO₂ ein, zumindest für kurze Wege wäre es schön, wenn die Bevölkerung das Auto des Öfteren bewusst stehen liesse", fügt sie hinzu.
Große Solidarität
Julia Zink hat im Bezirk Oberwart eine große Dynamik für die weltweit verzeichneten "Friday for Future"-Kundgebungen bewirkt. Nach Medienberichten über ihre Konsequenz hat sie immer mehr Schüler wie auch Erwachsene aus vielen Ortschaften motiviert, ebenfalls für das Umweltthema in der Öffentlichkeit aufzustehen. "Ich freue mich, dass ich damit diese Welle an Solidarität und Bewusstsein im Bezirk ausgelöst habe", ist Julia überwältigt.
Schuldirektor unterstützt Engagement
Der Direktor des Wimmer Gymnasiums Oberschützen, Gottfried Wurm, unterstützt das Engagement und betont: "Ich bin stolz, dass Julia ein Teil unserer Schule ist. Es ist für mich eine wirklich unbeschreiblich tolle Erfahrung, dass da eine Bewegung entstanden ist, die trotz aller untergriffigen Bemerkungen von diversen Politikern gegen die bekannte schwedische Initiatorin Greta Thunberg, immer mehr an Dynamik gewinnt. Wir Erwachsenen mögen uns bereits viel zu lange 'abgeduckt' und einfach geschwiegen bzw. so getan haben, als wäre alles im umweltpolitischen Kontext 'eh' noch nicht so schlimm", wünscht er der jungen Generation ein Durchhaltevermögen zur positiven Wende. "Ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Einsatz für den Lebensraum aller – Mensch, Tier und Pflanzen - für die Jugendlichen keinen 'Modetrend' darstellt, in den sie sich eben einmal einklinken, weil es 'in' ist, da steht ehrliche Betroffenheit und Mut zur Verantwortung im Zentrum", zollt der erfahrene Schuldirektor Tribut an der Bewegung und stellt sich entschlossen gegen den Vorwurf, dass die Schüler rein den 'Jux' an der freien Schulstunde geniessen würden.
Julia Zink ist seit Kurzem auch zur Landessprecherin der Grünen Jugend im Burgenland ernannt worden.
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