Suchtgiftkonsum bei Minderjährigen
14-jähriger verkauft Drogen im Schulpark

- Der Drogenkonsum bei burgenländischen Schülern und Schülerinnen explodiert. Speziell bei Ecstasy-Tabletten. Dealer und Junkies werden immer jünger.
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Der Drogenkonsum bei burgenländischen Schülern explodiert. Zudem werden die Junkies immer jünger. Bereits ab einem Alter von elf Jahren greifen Jugendliche zu Cannabis, Ecstasy, Kokain & Co. Aber auch halbwüchsige Dealer sind keine Seltenheit mehr. Aktuell kam – laut Landesgericht Eisenstadt – ein erst 14-jähriger Südburgenländer in U-Haft. Umschlagplatz des Suchtgifts: ein Schulpark.
BURGENLAND. Drogen-Hotspots gibt es quer durch das Burgenland, konzentriert aber vor allem in den Bezirken Oberwart und Güssing. Bei Exklusiv-Recherchen im Umfeld mehrerer Schulen, von Mittel- bis Oberstufen, kam zum Vorschein, dass ein überwiegender Teil der Jugendlichen bereits selbst Kontakt mit Suchtgift hatte oder aber zumindest jemand aus dem Klassenumfeld kennt, der konsumiert.

- Ein Drogendealer verbrachte seinen 15. Geburtstag als U-Häftling in der Zelle.
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Aktuell läuft die Ausforschung eines riesigen Suchtgift-Netzwerks, bestehend aus mehreren Minderjährigen, die teils auch als Dealer fungierten. Besonders Ecstasy wurde dabei im Schulbereich in Umlauf gebracht. Der Haupttäter, ein in der Zelle 15 Jahre alt gewordener Südburgenländer, sitzt derzeit in U-Haft und schweigt bis dato zu seinen Drogengeschäften.
Verkauf im Schulpark
Ändert aber nichts daran, dass zahlreiche Schüler und Schülerinnen den Burschen schwer belasten. So wird dem Jugendlichen von mehreren Zeugen vorgeworfen, XTC-Tabletten (Ecstasy) im Schulpark verkauft zu haben. Mehrfach ist er mit geschätzten 100 bis 120 Pillen in einem Sackerl gesehen worden. An die „heiße Ware“ sei der „Nachwuchs-Dealer“ durch Busfahrten nach Wien gekommen, wo er „spezielle Adressen“ kontaktiert hätte.

- Festnahmen, Hausdurchsuchungen, Verhöre und Zeugenbefragungen beschäftigen die Polizei quer durch das Burgenland.
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Laut Kriminalisten kam es bereits zu mehreren Festnahmen sowie auch zu einigen Hausdurchsuchungen sowie Befragungen von „Kunden“ des Drogenverkäufers. Durch Auswertung zahlreicher Social Media-Chats, über die Suchtgift-Anfragen und Käufe abgewickelt worden sind, konnten dutzende weitere Konsumenten ausgeforscht und verhört werden. Dabei entlarvte man ein Geflecht, wie es weitverzweigter nicht sein könnte.
Drogen-Chats
Denn hatte ein Jugendlicher XTC-Pillen erworben, kam es nicht immer zum alleinigen Konsum. Oftmals wurden Tabletten an Freunde und/oder Freundinnen sowie Klassenkameraden und/oder Klassenkameradinnen weitergegeben, verkauft oder verschenkt beziehungsweise gemeinsam konsumiert. Dabei gab es zwei Varianten, entweder schluckte man die Pillen im Ganzen oder man zerbröselte sie, zog eine „Line“ und schnupfte das Granulat.

- Zahlreiche Suchtgifte, vor allem Ecstasy-Pillen, konnten Fahnder sicherstellen.
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Die Ecstasy-Tabletten, in der Regel zum Stückpreis zwischen 7 und 10 Euro, so die Aussagen von befragten Schülern und Schülerinnen, wären entweder blau oder blau-lila gewesen, fallweise mit einem Versace-Logo oder anderen aufgedruckten Mustern. Die Form war unterschiedlich, mal oben rund, etwas länglich und mittig eine Rille oder dreieckig.
Ecstasy-Tabletten
Bei Chat-Nachrichten-Auswertungen kamen aber nicht nur immer neue „Käufer“ zum Vorschein, sondern auch weitere Dealer. Wie etwa ein festgenommener Südburgenländer, Anfang 20, der zwar einige „Verkäufe“ gestand, sich aber an viele, viele seiner Drogen-Deals nicht mehr erinnern konnte oder wollte. Das betraf sowohl die Ecstasy-Weitergabe an Minderjährige als auch an Arbeitskollegen. Teils mit einem Gewinnaufschlag von 5 Euro pro Tablette.

- Eine Jugendrichterin des LG Eisenstadt bestätigte, dass Suchtgift-Konsumenten und Drogen-Dealer immer jünger werden.
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Seine „Drogen-Aktivitäts-Erinnerungslücken“ beim Erst-Verhör konnten Fahnder durch sichergestellte Chats schließen und enttarnten weitere 20 Suchtgift-Kunden, großteils minderjährig. Vorgeworfen wird dem Südburgenländer aber nicht nur die Weitergabe von XTC, er soll seit 2022 auch Cannabis, Amphetamin, Benzo, Kokain, LSD, und Codein in Umlauf gebracht haben.
Konsumenten ab elf Jahren
Bezüglich Drogenhandel und Suchtgiftkonsum kommt man auch im LG Eisenstadt zu dem Schluss, dass in der „Szene“ immer mehr „halbwüchsige“ Personen integriert sind. Eine Jugendrichterin: „Tatsächlich gibt es immer jüngere Dealer, die zum Teil im sehr großen Stil verkaufen. Die Abnehmer sind teilweise extrem jung. Ich kann mich erinnern, dass diese teilweise erst elf oder 12 Jahre alt waren. Deren Dealer sind aber meist selbst erst 14 oder 15 Jahre alt.“

- Top-Anwalt Gerhard Ederer bestätigte, dass das Alter der Angeklagten wegen Suchtgiftdelikten sinkt.
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Auch Top-Anwalt Gerhard Ederer aus Oberwart bestätigt diesen Negativ-Trend: „Derzeit habe ich viele Mandanten wegen Suchtgiftdelikten. Auffällig dabei ist tatsächlich, dass das Alter der Angeklagten sinkt.“
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