Burgenland-Legenden
Himmlische Erscheinung in der Annakapelle bei Gattendorf
![Die Annakapelle anno dazumal | Foto: Dir. Purth/Gemeinde Gattendorf](https://media04.meinbezirk.at/article/2025/02/06/9/43761489_L.jpg?1738830008)
- Die Annakapelle anno dazumal
- Foto: Dir. Purth/Gemeinde Gattendorf
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Auf einer kleinen Anhöhe – im Sommer eingerahmt von Sonnenblumen- und Kukuruzfeldern – liegt zwischen Neudorf und Gattendorf die der heiligen Anna geweihte Kapelle. Die Legende der Kapelle führt ins 12. Jahrhundert zurück.
GATTENDORF. Viele Wissenschaftler haben sich damit beschäftigt, ob diese Legende wahr ist oder nicht – einiges spricht dafür, manches dagegen. Allerdings gab es sogar Funde von Münzen, die aus dem 12. Jahrhundert stammen und von den Babenbergern hergestellt wurden.
Große Kriegsschlacht
Unweit von Gattendorf liegt ein kleiner Waldhügel. Dort ist auch die Annakapelle zu finden. Hier in der Nähe soll in der Mitte des 12. Jahrhunderts eine große Kriegsschlacht stattgefunden haben. Die Gegend war von den Magyaren besiedelt, die der deutsche Kaiser Heinrich II. vertreiben wollte. Dazu zog er mit vielen Soldaten und Rittern an das Leithagebirge. Die Krieger lagerten auf den trockenen Feldern, nahe der Leitha.
![Etwa ein Kilometer südlich von Gattendorf liegt die Annakapelle auf einer bewaldeten Anhöhe. | Foto: Andrea Glatzer](https://media04.meinbezirk.at/article/2025/02/04/2/43739202_L.jpg?1738658198)
- Etwa ein Kilometer südlich von Gattendorf liegt die Annakapelle auf einer bewaldeten Anhöhe.
- Foto: Andrea Glatzer
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Géza der II.
Der ungarische Junge Géza war erst elf Jahre alt, als er gekrönt wurde. Er war der zweite ungarische König mit dem Namen, daher wurde er Géza II. genannt. Im Alter von sechzehn Jahren zog er gegen den deutschen Kaiser Heinrich II. in den Krieg.
Erfahrene Ritter berieten und begleiteten ihn. Er hatte große Angst, da er wusste, dass die Gegner zahlenmäßig überlegen waren. Die ungarischen Soldaten machten sich zum Kampfe bereit. Plötzlich war ihr König verschwunden. Die Berater suchten ihn überall. Jemand erzählte von einer hölzernen Kirche auf einem bewaldeten Hügel.
Zwei Engel
Kaum hatten sie das Gotteshaus betreten, sahen sie Géza II. betend am Boden knien. Sie taten es ihm gleich und senkten ihre Köpfe. Selbst die Soldaten vor dem Eingang sanken nieder. In diesem Moment erhellte ein strahlendes Licht die Kapelle. Zwei Engel erschienen, mit einer Krone in ihren Händen, und schwebten herab. Die himmlische Erscheinung war nach einigen Augenblicken vorbei.
![Hinter der Kapelle sind Steinskulpturen zu sehen, die die Ölbergszene zeigen. Sie stellt Jesus auf den Knien dar, mit einem Engel vor sich. Man könnte sich aber auch den betenden Géza II. vorstellen. | Foto: Andrea Glatzer](https://media04.meinbezirk.at/article/2025/02/01/1/43689651_L.jpg?1738657801)
- Hinter der Kapelle sind Steinskulpturen zu sehen, die die Ölbergszene zeigen. Sie stellt Jesus auf den Knien dar, mit einem Engel vor sich. Man könnte sich aber auch den betenden Géza II. vorstellen.
- Foto: Andrea Glatzer
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Mit gestärktem Mut trat der König ins Freie und sprach zu seinen Männern: "Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Die heilige Anna, die Mutter von Maria, hat mein Haupt in dieser Kirche gesegnet. Wir sind das auserwählte Volk." Er stieg auf sein Pferd und ritt mit seinen Soldaten dem Feind entgegen.
Klüger und taktischer
Bei der heftigen Schlacht starben viele Krieger aus beiden Völkern. Die Magyaren waren zwar wenige Männer, dafür gingen sie klüger und taktischer vor, als die Deutschen.
Durch die Trockenheit auf den Feldern wirbelten die Soldaten hohe Staubwolken auf. Daher sah Heinrich II. nicht, wie viele feindliche Magyaren in den Kampf eingriffen. Natürlich kannten sich die Männer von Géza besser in der Gegend aus. Schließlich trat das deutsche Heer den Rückzug an. Die Ungarn hatten ihr Land erfolgreich verteidigt.
Unverwundet
Zum Dank kehrte Géza in die Kapelle zurück. Auf den Knien rutschte er zum Altar vor. Gefolgt von einigen seiner Ritter. Und wieder erstrahlte während des Betens die Kirche im himmlischen Glanz. Die unzähligen Wunden der Kämpfer schlossen sich und sie machten sich unverwundet auf den Heimweg. An ihren Waffen, Pferden und Rüstungen erkannte man allerdings die Spuren des Krieges.
![Die Kapelle wurde im 4. Viertel des 18. Jahrhunderts erneuert. Aus dieser Periode stammt der Altar. | Foto: Andrea Glatzer](https://media04.meinbezirk.at/article/2025/02/04/5/43739205_L.jpg?1738658468)
- Die Kapelle wurde im 4. Viertel des 18. Jahrhunderts erneuert. Aus dieser Periode stammt der Altar.
- Foto: Andrea Glatzer
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Kraft tanken
Später wurde anstelle der hölzernen eine steinerne Kirche errichtet. Dank der ruhigen Lage kommen auch heute noch viele Menschen - auch wenn die Kapelle nicht geöffnet ist - zum Meditieren und Kraft tanken. Ein wertvoller Ort, um in die Seele baumeln lassen zu können. Damals und auch heute noch ein Platz mit spiritueller Ausstrahlung.
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