Lehre
Vom Tischlerlehrling zum Ehrenobmann des Regionalverbandes
Seit 1736 wurde in der Tischlerei Eder - im Zentrum von Mauterndorf - Allerlei aus Holz gefertigt. Auch Altbürgermeister Wolfgang Eder wollte diese Familientradition fortführen. In den 1960er Jahren begann er eine Lehre als Tischler, wurde danach Geselle, später Meister und übernahm schließlich den elterlichen Tischlereibetrieb. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben: Nach 18-jähriger Tätigkeit als Tischler, folgte eine 27 Jahre lange Karriere als Bürgermeister der Marktgemeinde Mauterndorf. Die Bezirksblätter trafen den Wolfgang Eder zum Gespräch und erfuhren von ihm, warum er sich auch heute noch für eine Lehre entscheiden würde und Lehrberufe Zukunftspotenzial haben.
MAUTERNDORF. Herr Altbürgermeister, Sie sind ausgebildeter Tischler und können heute dennoch auf eine 27-jährige Amtszeit als Bürgermeister zurückblicken. Hat Ihnen während ihrer politischen Tätigkeit die handwerkliche Arbeit gefehlt?
Eder: Um genau zu sein, war ich 27 Jahre und vier Monate Bürgermeister der Marktgemeinde Mauterndorf. Die Arbeit mit Holz ist meiner Ansicht nach eine der schönsten Aufgaben, aber dennoch habe ich den Schritt in die Politik nie bereut. Dass ich Bürgermeister geworden bin, war dem Zufall geschuldet. Mein Vorgänger verstarb unerwartet im Alter von 53 Jahren und so übernahm ich 1991 vorübergehend sein Amt. Aus dem ,,vorübergehend" wurden dann doch 27 Jahre. Später wurde ich dann, auf Bitte meiner Bürgermeisterkollegen, auch Regionalverbandsobmann und somit Obmann des ganzen Bezirks Lungau. Diese Tätigkeit übte ich 22 Jahre lang aus und wurde aufgrund dessen letztes Jahr zum Ehrenobmann ernannt.
Wie schwer fiel es Ihnen Ihren ursprünglichen Beruf, für das Bürgermeisteramt aufzugeben.
Eder: Diese Entscheidung fiel mir nicht allzu schwer. In den ersten drei Amtsjahren habe ich zunächst meinen Betrieb parallel weitergeführt, jedoch musste ich feststellen, dass ein Betrieb die volle Aufmerksamkeit benötigt. Ich hatte Glück einen tüchtigen Pächter zu finden, dem ich meine Tischlerei übergeben konnte. Wenn ich etwas mache, dann mit ganzem Herzen. Ich will kein Alibi-Mensch sein. Das war eine richtige Entscheidung.
Denken Sie, dass Ihre Ausbildung und Ihr ursprünglicher Beruf nützlich für die weitere politische Tätigkeit waren?
Eder: Auf jeden Fall! In der Lehre lernt man seinen Hausverstand einzusetzen. Den braucht man auch als Bürgermeister. Jeder Handwerksberuf erfordert auch ein großes Spektrum an Kreativität und an Einfühlungsvermögen. Man muss die Bedürfnisse eines jeden Kunden kennen. Als Bürgermeister muss man die Bedürfnisse der Bevölkerung kennen.
Haben Sie jemals daran gedacht keine Lehre zu machen?
Eder: Nein! Das stand in meiner Familie nicht zur Debatte. Ich war der einzige Sohn meiner Eltern und somit war klar, dass ich die Tischlerei übernehmen werde. Auch heute würde ich nichts an meinem beruflichen Werdegang ändern wollen. Mein Weg war kein schlechter, auch wenn ich vieles ursprünglich anders geplant hätte.
Jungen Menschen raten Sie also auch heute noch zur Lehre?
Eder: Lehre hat definitiv Zukunft! Mit Fleiß, Geschick und Hausverstand kann man es zu einigem bringen und auch in der Öffentlichkeit vieles bewegen. Junge Menschen möchte ich - sofern Sie Interesse an einem Lehrberuf haben - auf jeden Fall ermutigen, einen solchen Weg einzuschlagen. Karriere mit Lehre ist möglich!
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