VIDEO: Alpinunfall am Hochgolling

Die Bergrettung Tamsweg transportierte den Verletzten ab. | Foto: Hannes Kocher / Bergrettung Tamsweg
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GÖRIACH, SCHLADMING. Am 24. Februar 2018, unternahmen zwei Brüder aus dem Pongau, 30 und 32 Jahre alt, von Rohrmoos- Untertal, Gemeinde Schladming im Bezirk Liezen (Steiermark) aus, eine gemeinsame Schitour mit dem Tourenziel Hochgolling, berichtet die Polizei. Weiter heißt es, dass die beiden um 12:30 Uhr die Gollingscharte auf 2.326 Meter Seehöhe erreichten. Nach einer kurzen Rast seien beide gegen 13:00 Uhr in den Nortwestgrat eingestiegen. Kurz unterhalb des Gipfels auf einer Seehöhe von 2.750 m habe der vorangehende 32-jährige unterhalb des Nordwestgrates ein Schneebrett losgetreten und mit diesem im Steilgelände etwa 200 Höhenmeter abgestürzt.

Verletzung nach Absturz mit Schneebrett

Dabei habe er sich eine Knöchelverletzung und eine tiefe Schnittwunde im rechten Oberarm zugezogen. Die beiden Bergsteiger alarmierten daraufhin laut der Polizeimeldung  telefonisch die Rettungskräfte.

Bergung mit Hubschrauber nicht möglich

Da eine Bergung mittels Hubschrauber witterungsbedingt nicht möglichgewesen sei, hätten die beiden den Abstieg unter ständiger telefonischer Kontakthaltung mit den Rettungsmannschaften fortgesetzt.

Im Bereich der hinteren Zugriegelalmen seien sie mit den Rettungsmannschaften der Bergrettung Tamsweg zusammengetroffen. Der Verletzte wurde nach notärztlicher Versorgung mittels Akja und Schidoo nach Hintergöriach transportiert und konnte dort vom Roten Kreuz übernommen und ins Krankenhaus Tamsweg eingeliefert werden.

Bezirksalarm für die Bergrettung

Im Bericht der Bergrettung werden dann noch weitere Details bekannt: Um 15.54 Uhr erfolgte die Einsatzmeldung für die Bergrettung Tamsweg, wenig später folgte ein Bezirksalarm, um einen Rettungstrupp in der Mannstärke stellen zu können, mit dem die Bergung von zwei verletzten Personen auf dieser Seehöhe bewältigen werden kann.

„Deshalb, und in Anbetracht dessen, bis zur Absturzstelle auf 2.550 Metern Seehöhe aufsteigen zu müssen, war die Anforderung der Kameraden aus allen Lungauer Ortsstellen die einzig richtige Entscheidung“, so Bezirksleiter Hannes Kocher.

Während des Aufstieges erhielten die Helfer dann die gute Nachricht, dass die zwei Männer selbstständig den Abstieg antreten konnten.

Kommunikation per Telefon und Whatsapp

Sie waren dabei im telefonischen Kontakt mit dem Einsatzleiter im Tal, der Stoßtrupp am Berg wurde via "whatsapp" auf dem Laufenden gehalten: Die beiden Männer gaben ihren Standort durch Screenshots der Offline-Karte auf ihrem Handy ständig bekannt.

„Die beiden Männer haben die technischen Hilfsmittel optimal genutzt. So wussten wir immer Bescheid, wo sie gerade sind und dass sie abseits des Sommerweges durch das Gelände, teils über 50 Grad steil, im Abstieg sind.“, so Kocher.

Zuletzt mittels Lichtzeichen in Sichtweite, trafen die Alpinisten mit den Bergrettern schließlich im Bereich der Hinteren Zugriegelalmen zusammen. Der Verletzte wurde mit der "Rollup" abtransportiert. Auf einem Schi, den ein Retter zur Verfügung stellte, konnte der jüngere Bruder provisorisch aus eigener Kraft absteigen.

Mit Quad ins Tal, dann ins Krankenhaus

Die letzten neun Kilometer ab dem Hüttendorf Göriach erfolgte der Abtransport via Quad (siehe Video – Der Dank der Bergrettung geht an Berufsjäger Daum, der das Quad zur Verfügung stellte). Um 21 Uhr konnten die Brüder dem Roten Kreuz übergeben werden. Sie wurden ins Krankenhaus Tamsweg gebracht.

Video vom Abtransport:

Rohmaterial: Hannes Kocher/ Bergrettung

Einsatzkräfte

Im Einsatz standen laut der Polizeimeldung 25 Bergrettungsmänner verschiedener Ortsstellen, ein Hundeführer und zwei Alpinpolizisten. Beide Brüder seien bei ihrer Schitour gut ausgerüstet gewesen und gelten als bergerfahren.

Schwieriger Einsatz

Aus Sicht der Bergrettung wurde von allen Beteiligten richtig entschieden: Es seien bange Stunden für die Alpinisten und ein schwieriger Einsatz für die Bergrettung gewesen, mit der Notwendigkeit von wichtigen Grundsatzentscheidungen seitens der Einsatzleitung: „Gottseidank blieb uns dadurch, dass die Männer uns entgegenkamen, die Entscheidung erspart, die Rettungsmannschaft bei diesen Bedingungen – hohe Schneelage auch schon am Wanderweg und Lawinenwarnstufe 3 – nachschicken zu müssen."

Gegen Notbiwak entschieden

Und auch die Brüder aus dem Pongau hatten richtig entschieden: Im Wissen um die eintreffende Kaltfront in der Nacht auf Sonntag standen die beiden vor der Wahl, es zu versuchen, im Notbiwak auf über 2.500 Metern einige Stunden oder die bitterkalte Nacht zu überstehen, oder trotz Lawinengefahr durch das felsdurchsetzte Gelände abzusteigen“, resümiert Hannes Kocher, der Bergrettungsleiter im Lungau.

Zu viel Nebel

Er erinnert noch einmal daran, dass eine Rettung mit dem Notarzthubschrauber an diesem Tag zu keinem Zeitpunkt möglich war: "Der Lungau war von allen Seiten in Nebel gehüllt. Gleich fünf Hubschrauber hatten aus allen Himmelsrichtungen versucht, den Lungau zu erreichen. Keiner konnte die Nebelwand durchdringen."

Quellen: Polizeimeldung und Einsatzbericht der Bergrettung Lungau

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