(M)Ein neues Leben am Chrizzlyhof

- Im Chrizzlyhof soll das fröhliche Wesen des viel zu früh verstorbenen Christoph „Chrizzly“ Seidl weiterwirken.
- Foto: Sabine Seidl
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"Ein Ort, an dem sich alle wohlfühlen - egal ob gesund oder beeinträchtigt" -
Die Lebenswerkstatt Pongau will ein Projekt auf die Beine stellen, das Wohnen, Arbeiten und Leben für beeinträchtigte Jugendliche ermöglicht: Den Chrizzlyhof.
PONGAU (ap). Für viele Jugendliche aus dem Pongau ist die Beendigung der Pflichtschulzeit geprägt durch ein breites Feld an Möglichkeiten: Finde ich eine Lehrstelle, die zu meinen Interessen passt? Soll ich eine weiterführende Schule besuchen, und wie sehen die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten dazu aus?
„Für dich ist hier kein Platz“
„Für Menschen mit Behinderung besteht diese Auswahl meistens nicht und sie bleiben oft nach Beendigung der Pflichtschulzeit noch Jahre an der Schule, weil keine geeigneten Arbeitsplätze gefunden werden können“, weiß Sabine Seidl, selbst Mutter zweier autistischer Buben aus eigener Erfahrung. Die Wartelisten in Werkstätten sind lang, und aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen, können sie bei hohem Pflegebedarf auch dort nicht aufgenommen werden. „Für solche Kinder gibt es leider keinen Platz“, bekamen Eltern bereits zu hören. Die Folge ist häufig, dass diese Jugendlichen in andere Bundesländer ausweichen müssen. Nicht selten finden sie gar keine Arbeits- oder Trainingsmöglichkeiten und werden von den Eltern zu Hause gepflegt.
Chrizzlyhof schließt Lücke
Das soll sich nun mit dem Projektkonzept Chrizzlyhof Pongau ändern. Wohnen, arbeiten, Therapie, Betreuung und Lernen wird für beeinträchtige Jugendliche auf diesem speziellen Bauernhof gebündelt. „Die Idee zum Chrizzlyhof kam aufgrund der tollen Erfahrungen mit dem integrativen Feriencamp, das ich seit elf Jahren organisiere. Darüber hinaus besuchte ich regelmäßig mit meinen Söhnen Christoph und Lukas verschiedenste Bauernhöfe zum Reiten,“ so Seidl. Dabei bemerkte die engagierte Mutter die enormen Fortschritte und war bestrebt, ihren und auch anderen Kindern ein Leben zu ermöglichen, wo sie Selbstwertgefühl, Vertrauen und Liebe erfahren dürfen.
2012 verstarb dann aber ihr geliebter Sohn Christoph (Chrizzly), der nun Pate für den Bauernhof werden soll. „Nicht zuletzt in seinem Sinne werde ich nun meine ganze Leidenschaft und Kraft für den Chrizzlyhof einsetzen“, brennt Sabine Seidl für das Projekt. Gemeinsam mit den Eltern des Feriencamps wurde kurzerhand der Verein „Lebenswerkstatt Pongau“ gegründet, der nun das Projekt Chrizzlyhof zur Umsetzung bringen will. „Die Bedürfnisse der Jugendlichen herauszufinden und auf dieser Grundlage geeignete externe Arbeitsplätze mit fairer Entlohnung zu suchen, ist eines der großen Ziele.
„Da kann ich sein, wie ich bin“
Nach der Arbeit können die Jugendlichen dann wieder in ihre ‚Oase Bauernhof‘ zurückkehren“, bekräftigt Seidl die Bemühungen um Dezentralisierung und Inklusion. Wer keine Arbeit außerhalb des Hofes findet, wird dort entsprechend beschäftigt, gefördert und gefordert. „An oberster Stelle der Wünscheliste steht bei den Jugendlichen der Kontakt mit Tieren, dieser soll in dem Projekt ebenso berücksichtigt werden, wie Therapiemöglichkeiten und altersgemäße Freizeitgestaltung“, ergänzt Elisabeth Silbergasser, die das Projekt größtenteils mitkonzeptioniert hat.
Wann wird aus Traum Realität?
Wie schnell das Projekt Realität werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Das Konzept wird verfeinert, die laufenden Trägergespräche weitergeführt, der mögliche Bauernhof im Pongau gemietet und mit der Landespolitik abgestimmt. Danach könnte die Umsetzung schon im nächsten Jahr gelingen. „Inklusion, die Menschen in der Gesellschaft zu integrieren, sollte primäres Ziel sein. Und auch wenn es angesichts der finanziellen Lage in Salzburg schwer scheint, steht die Politik bereits dahinter“, zeigt sich Sabine Seidl optimistisch.




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