Linza G'schichten
Theodor Grill, der einflussreiche Kurzzeitbürgermeister

Grill eröffnet die Volksschule Scharmühlwinkel am 10. Oktober 1969, die heute Theodor-Grill-Schule heißt. | Foto: Archiv der Stadt Linz
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  • Grill eröffnet die Volksschule Scharmühlwinkel am 10. Oktober 1969, die heute Theodor-Grill-Schule heißt.
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Theodor Grill war zwar nur kurz von Mai 1968 bis November 1969 Bürgermeister, aber trotzdem jahrelang als Finanzreferent eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Stadt.
 
LINZ. Es gab eine Zeit, da nannte sich Theodor Grill "Theodor Maier". Es war ein Deckname, mit dem der spätere Linzer Bürgermeister vom Schweizer Exil aus mit seinen sozialdemokratischen Genossen in Oberösterreich Kontakt aufnehmen wollte, um Propagandamaterial aus der Tschechoslowakei nach Österreich zu schmuggeln. Dort hatte der autoritäre Ständestaat die Demokratie abgeschafft und die Sozialdemokraten in den Untergrund gedrängt. Grill schloss sich den Revolutionären Sozialisten an, wurde 1935 verhaftet und zu einem Jahr Kerker verurteilt. Nach seiner Entlassung im Oktober 1936 entschieden sich Grill und seine ebenfalls politisch engagierte Frau, Gertrude, Österreich zu verlassen. Zuerst gingen sie nach Belgien, als die Nazis das Land besetzten, flüchteten sie über Frankreich in die USA. 

Grill empfängt am 30. Oktober 1969 evangelische Pfarrer und Presbyter. | Foto: Archiv der Stadt Linz
  • Grill empfängt am 30. Oktober 1969 evangelische Pfarrer und Presbyter.
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Vom Buchhalter zum Politiker

Vor den Wirren des Bürgerkriegs von 1934 und seiner Flucht hatte Grill eine Laufbahn im Linzer Magistrat begonnen. 1902 in Bad Ischl geboren, übersiedelten seine Eltern bald nach Linz, wo Grill auch zur Schule ging. Er wurde Buchhalter und wechselte 1924 aus der Privatwirtschaft in die Stadtverwaltung. Mitglied der Sozialdemokratischen Partei war er schon seit 1919. Wie seine Frau engagierte sich Grill bei den Kinderfreunden und leitete ab 1932 als Landesobmann die Jugendbewegung "Rote Falken" in Oberösterreich.  

V.l.: Bürgermeister Edmund Aigner mit seinen Vizes Franz Hillinger und Theodor Grill am 4. Oktober 1968. | Foto: Archiv der Stadt Linz
  • V.l.: Bürgermeister Edmund Aigner mit seinen Vizes Franz Hillinger und Theodor Grill am 4. Oktober 1968.
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Schlüsselfigur in der Stadtpolitik

Nach Kriegsende kehrten die Grills wieder in ihre Heimat zurück. 1948 wurde Theodor Grill Sekretär des ersten Nachkriegsbürgermeisters Ernst Koref. 1955 zog er selbst in den Gemeinderat ein und war als Vizebürgermeister für die Finanzen verantwortlich. Sowohl unter Koref als auch dessen Nachfolger Edmund Aigner war Grill eine Schlüsselfigur in der Stadtpolitik. Als Finanzreferent wurde ihm großes Geschick im Umgang mit den knappen Mitteln und den drängenden Großprojekten nachgesagt. Ohne Grill ist im Rathaus nichts gegangen, berichtet der ehemalige Vizebürgermeister Ernst Ahamer. Es gelang ihm, viele Projekte wie den Generalverkehrsplan oder das Schulbauprogramm erfolgreich voranzutreiben, ohne die Stadt in eine finanzielle Krise zu bringen.

Der Linzer Stadtsenat besucht am 25. November 1964 Budweis. | Foto: Archiv der Stadt Linz
  • Der Linzer Stadtsenat besucht am 25. November 1964 Budweis.
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Grill wird Kurzzeitbürgermeister

Gegen Ende seiner Karriere wurde Grill sogar Bürgermeister, allerdings unter tragischen Umständen. 1968 starb Bürgermeister Aigner überraschend im Amt und Grill folgte ihm nach. Das plötzliche Ableben von Stadtrat Stefan Fechter machte eineinhalb Jahre später eine Rochade im Regierungsteam notwendig und der 67-jährige Grill legte im November 1969 sein Amt nieder und war fortan Privatmann. Grill starb am 6. August 1986, zwei Jahre vor seiner Frau "Trude". Wie er hatte sie ihr Leben der Sozialdemokratischen Partei gewidmet und war lange Jahre Sekretärin des Landesfrauenkomitees.

Ein Porträt über Grills Vorgänger, Edmund Aigner, können Sie hier lesen.

Mehr Informationen über die Geschichte der Linzer Stadtpolitik finden Sie in der aktuellen Publikation des Archivs der Stadt Linz.

Walter Schuster und Cornelia Daurer (Hrsg.)
Die Gemeindevertretung der Stadt Linz von 1968 bis heute
Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2019/20,
ISBN 978-3-900388-64-5, 523 Seiten, 35 Euro

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