Tiefer gesellschaftlicher Riss in Gemeinde Kopfing
Verbleib von Pfarradministrator Skoblicki entzweit Bevölkerung
Beim Erntedankfest in Kopfing teilte sich der Strom der Gläubigen vor dem Gotteshaus in zwei Richtungen: Während die einen zur Messe von Pfarrer Skoblicki in die Kirche gingen, marschierten andere weiter in den Kulturpark, um dort unter freiem Himmel Erntedank zu feiern.
(red). Selbst die Erntekrone muss-
te beinahe geteilt werden: Während einige Mitglieder der Landjugend das Danksymbol an die Kritiker des Pfarrers übergeben wollten, hielten andere am Einzug in die Kirche fest.
In Kopfing hat sich der Konflikt um den Pfarrer längst auf das gesellschaftliche Leben ausgeweitet ein tiefer Riss zieht sich ausgehend von der Pfarre quer durch die Gemeinde, es gibt Austritte aus Vereinen und politischen Vorfeldorganisationen. Wenig Chancen für eine rasche Versöhnung zwischen den Anhängern und Gegnern des Pfarrers sieht der Linzer Verleger und Hochschullehrer Helmut Wagner: Die Pfarre Kopfing ist gespalten und das wird auch weiter so bleiben. Der Konflikt zeigt die Spaltung zwischen jenen, die das Zweite Vatikanische Konzil umgesetzt haben und jenen, die noch vor diesem Konzil leben. Diese Spaltung entbinde Skoblicki aber nicht von seiner Verantwortung: Aus theologischer Sicht muss ein Priester für die gesamte Pfarre da sein, er kann nicht einen Teil der Gläubigen ausklammern.
Wagner ist überzeugt, dass Bischof Ludwig Schwarz beide seiner Entscheidungen mit dem subjektiv ehrlichen Bedürfnis getroffen habe, Frieden zu stiften. Er hat die Entpflichtung Skoblickis wohl deshalb zurückgenommen, weil er sich im Zweifelsfall hinter die stellt, die dem Klerus anhängen, also hinter dem Priester stehen. Die Anhänger des Priesters zu enttäuschen hat Bischof Schwarz einfach nicht übers Herz gebracht.
Skoblickis Rückkehr wurde von seinen Anhängern am Sonntag mit langem Applaus bedacht. Auf katholischen Internetkanälen wie kath.net wird der polnische Pries-ter verteidigt und geradezu verehrt. Doch Skoblickis Lobby reicht offenbar weit über einschlägige Medien hinaus. Viele Kircheninsider glauben, dass für ihn von oberster Stelle aus interveniert wurde und sich Bischof Schwarz letztendlich auch dem Druck der Fürsprecher des polnischen Priesters beugen musste.
Zitiert
" Diese Entscheidung zurückzunehmen offenbart die Schwäche des Bischofs. Theobald Grüner, Pfarrer von Ottensheim
" Ich war nicht überrascht vom Rückzieher des Bischofs, weil sich die ultrakonservativen Netzwerke massiv in Szene gesetzt haben.
Ferdinand Kaineder, ehemaliger Kommunikationschef der Diözese
" Wir begrüßen es, dass Bischof Schwarz Pfarrer Skoblicki jetzt noch eine Chance gibt und hoffen, dass jetzt alle Seiten auch verbal abrüsten und auch die Lokalmedien hier zu einer sachlichen Berichterstattung zurückfinden werden. Roland Noé, Chefredakteur Internetplattform kath.net
" Es geht nicht in meinen Kopf und nicht in mein Herz, dass man so respektlos mit Mitmenschen umgehen kann.
Pater Stefan Leidenmüller, Fachinspektor des Schulamtes der Diözese Linz, über Kopfings Pfarradministrator Andreas Skoblicki
" Priester aus dem Ausland zu holen ist eine spezielle Herausforderung und birgt ein gewisses Risiko, weil das gedeihliche Wirken Respekt vor lokalen Besonderheiten und Empathiefähigkeit voraussetzt, sich auf die jeweilige Pfarre einzulassen. Helmut Wagner, Verleger
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