Historische Villa am Römerberg
Stadt will gegen drohenden Abriss vorgehen

- Die "Villa Bosse" am Römerberg befindet sich direkt neben der Martinskirche und wurde im Auftrag von Hermine Bosse 1928 von den Architekten Anton Estermann und Armin Sturmberger erbaut.
- Foto: Linzplus/Potocnik
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Wie kürzlich durch einen Bericht in den OÖN bekannt wurde, sollte die historische "Villa Bosse" am Römerberg abgerissen werden. Die Stadt will nun erstmals im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten eingreifen und dort ein Neuplanungsgebiet beschließen. Damit wären für vier Jahre keine Abrisse, Bewilligungen oder Neubauten möglich. In der Zwischenzeit könnte der fehlende Bebauungsplan erstellt, und Richtlinien für die Zukunft festgelegt werden.
LINZ-Innenstadt. "Die Villa Bosse ist ein bedeutender Teil unseres städtischen Erbes und prägt das historische Erscheinungsbild des Römerbergs. Es ist unsere Verantwortung, diesen kulturellen Schatz zu bewahren und für kommende Generationen zu sichern", so der neu gewählte Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) auf MeinBezirk-Anfrage. In der kommenden Gemeinderatssitzung am 6. Februar soll deshalb über ein mögliches Neuplanungsgebiet abgestimmt werden. "Trotz der rechtlichen Hürden setzen wir alles daran, den städtebaulichen Charakter und die Einzigartigkeit dieses Gebäudes zu erhalten", so Prammer. Damit würde sich die Stadt Linz erstmals aktiv gegen einen geplanten Abriss von historischer Bausubstanz aussprechen.
"Neuplanungsgebiet sinnvolle Lösung"
In der Vergangenheit wurde dies, mit Hinweis auf fehlende Möglichkeiten in der oberösterreichischen Landesgesetzgebung, als nicht möglich argumentiert. Ein Neuplanungsgebiet würde den Abriss zumindest um vier Jahre verzögern. Die Stadt würde dadurch Zeit gewinnen, um einen Bebauungsplan zu entwickeln und Richtlinien für Neubauten festlegen. Derzeit gibt es für das Gebiet keinen gültigen Bebauungsplan. "Wir dürfen nicht zulassen, dass ein Baujuwel nach dem nächsten dem Erdboden gleichgemacht wird. Die Verhängung eines Neuplanungsgebietes ist daher eine sinnvolle Lösung", meint auch Grünen-Gemeinderat Markus Rabengruber. In der Vergangenheit wären durch zögerliches Handeln jedoch bereits einige historische Gebäude verloren gegangen.

- Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz.
- Foto: Linzplus/Potocnik
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Klare Richtlinien für zukünftige Bebauungen
Für ihn ist das geplante Neuplanungsgebiet jedoch zu eng gefasst. Er schlägt vor, ein Experten-Gremium in solchen Fällen zu involvieren und seitens der Stadt klare Richtlinien für eine zukünftige Bebauung festzulegen. Als konkrete Maßnahme zur Eindämmung der Abriss-Flut schlägt Rabengruber eine Regelung vor, Unterbauungen außerhalb der Baufluchtlinien des jeweiligen Grundstücks nicht mehr zu gestatten. „Das würde speziell bei kleinen Gebäuden das Aus für Tiefgaragen bedeuten, die derzeit bei fast jedem Neubau vorgesehen sind und einer der Hauptgründe sind, warum der Altbestand für Neubauten geopfert wird“, so Rabengruber.
Bau von Tiefgaragen untersagen
Erfreut über den Vorstoß Prammers zeigt sich auch Linzplus-Gemeinderat Lorenz Potocnik: "Zum ersten Mal zieht die Stadt entschlossen die Reißleine und nutzt einen ihrer Hebel, um die Abrisswut zu stoppen." Auch er fordert, im zukünftigen Bebauungsplan die unterirdische Bebauung – also Tiefgaragen – zu untersagen. "Das senkt das Interesse von Investoren und deren Wünsche, das Grundstück maximal auszupressen, schlagartig und unterbindet die Spekulation und Abriss-Neubau", ist Potocnik überzeugt.


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