Vordenkerforum "Forward"
So könnte die Linzer Innenstadt 2040 aussehen

Von links: Stadtentwickler Andreas Kleboth, Julia Kretz, Centerleiterin des Passage Linz, Vizebürgermeister Martin Hajart und Harald Frey von der TU Wien, mitbeteiligt an der Umgestaltung der Mariahilfer Straße. | Foto: VP Linz/Kitzmüller
  • Von links: Stadtentwickler Andreas Kleboth, Julia Kretz, Centerleiterin des Passage Linz, Vizebürgermeister Martin Hajart und Harald Frey von der TU Wien, mitbeteiligt an der Umgestaltung der Mariahilfer Straße.
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Auf Einladung von Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) diskutierten Stadtplaner Andreas Kleboth, die Leiterin des Passage Linz, Julia Kretz und Harald Frey, mitverantwortlich für die Umgestaltung der Mariahilfer Straße in Wien über die Zukunft der Linzer Innenstadt.

Soll die Linzer Innnestadt bis 2040 autofrei werden?

LINZ. Bereits zum zweiten Mal lud der Linzer Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) am 25. Mai zum Vordenkerforum "Forward" in die Kunstuniversität Linz. Die Frage, um die sich die Podiumsdiskussion dieses Mal drehte, lautete: "Wie soll Linz 2040 aussehen?" Es diskutierten Julia Kretz, Leiterin des Passage Centers, Architekt und Stadtplaner Andreas Kleboth und Harald Frey von der Technischen Universität Wien, der maßgeblich an der Umgestaltung der Mariahilfer Straße in Wien beteiligt war. Auch im Publikum waren mit dem Linzer Stadtplanungsdirektor Hans-Martin Neumann, afo-Leiter Franz Koppelstätter und dem designierten JKU-Rektor Stefan Koch zahlreiche Expertinnen und Experten vertreten.

"Wir haben uns vom Auto abhängig gemacht"

Gleich zu Beginn machte Kleboth seinen Standpunkt deutlich. "Man sollte Autos so weit wie möglich aus der Innenstadt verbannen", forderte der Stadtplaner. Zentren würden durch weniger Autos attraktiver und sicherer für Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für Besucherinnen und Besucher werden. Ohne Auto auszukommen wäre laut Kleboth "der Idealzustand", leider habe man sich mittlerweile vom Pkw zu sehr "abhängig gemacht". Eine Stadt der kurzen Wege, in der alles fußläufig oder mit dem Fahrrad erreichbar sei, ist laut Kleboth die Richtung, in die es zukünftig in Linz gehen solle. 

"Nur mit dem Fahrrad alleine geht das nicht"

Wenig begeistert auf diesen Vorstoß reagierte Julia Kretz vom Passage Linz. Als Vertreterin der Interessen des innerstädtischen Handels sprach sie sich erwartungsgemäß eher zurückhaltend für Maßnahmen gegen den motorisierten Verkehr aus: „Wenn man mit dem Auto gar nicht mehr in die Stadt kommt, dann stirbt der Handel – und damit auch die Innenstadt. Nur mit dem Fahrrad alleine geht das nicht." Als Beispiel führte sie den Pöstlingberg an. Hier gehe es zwar "runter, aber nicht mehr hinauf". Das Neue müsse besser sein als das Alte. "Dann wäre die Menschen auch dazu bereit, umzudenken und auf andere Verkehrsmittel umzusteigen", so Kretz.

"Einkaufen muss ein Erlebnis sein"

Diese Argumente ließ Kleboth nicht gelten. Die Geschäftstreibenden seien dafür verantwortlich, attraktive und innovative Angebote zu schaffen. "Dann löst sich die Verkehrsthematik von selbst", ist der Stadtplaner überzeugt, denn "Einkaufen muss ein Erlebnis sein". Kleboth schlug in diesem Zusammenhang etwa ein Aufbewahrungs- und Heimbringservice für Einkäufe vor oder einfache Service-Angebote wie kostenlose Regenschirme für die Kundinnen und Kunden.

"Man muss das Autofahren unattraktiver machen"

Experte Harald Frey bereicherte die Diskussion um Inputs von außen, basierend auf seinen Erfahrungen bei der Umgestaltung der Mariahilfer Straße. Wichtig seien ein funktionierendes Parkleitsystem und ein Verkehrskonzept. "Ich muss wissen, wo ich das Fahrzeug abstellen kann. So kann ich den Menschen die Ängste vor einer Fußgängerzone nehmen", betont Frey. Zudem brauche es eine klare Zielsetzung als Stadt. Graz etwa wolle den Autoverkehr in der Innenstadt in den nächsten Jahren halbieren. "Wenn man den Umstieg auf Rad- und öffentlichen Verkehr beschleunigen will, muss man das Autofahren unattraktiver machen", so der Experte. Am Beispiel der Mariahilfer Straße hätte das gut funktioniert.

"Nicht nur über die Landstraße sprechen"

Zum Abschluss konnte auch das Publikum noch Fragen stellen oder ein kurzes Statement abgeben. Dabei wies afo-Leiter und Architekt Franz Koppelstätter darauf hin, dass die Landstraße von der Benachteiligung der umliegenden Straßenzüge wie der Dinghoferstraße profitieren würde. "Wenn wir über Innenstadt sprechen, sollten wir nicht nur die Landstraße meinen", so Koppelstätter. Hotel-Betreiberin Lisa Sigl berichtete aus der Herrenstraße, dass die Geschäftstreibenden vor der Umwandlung zur Begegnungszone ebenfalls Bedenkten gehabt hätten. "Mittlerweile wurden wir eines Besseren belehrt", so Sigl. Der Linzer Mobilitätsreferent nimmt er aus der Diskussion wichtige Inputs mit. "Die Mobilität der Zukunft bedeutet nicht, völlig aufs Auto zu verzichten, doch es braucht einen gesunden Mix", so Hajart.

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