Linzer Integrationspreise vergeben
Vergangene Woche zeichneten Vizebürgermeister Klaus Luger und Stadträtin Eva Schobesberger zum zweiten Mal die innovativsten Projekte im Integrationsbereich mit einer Gesamt-Dotation von 13.500 Euro aus. Eine Experten-Jury wählte aus insgesamt 46 Einreichungen in drei Kategorien neun Gewinner und zwei Annerkennungspreise aus. Neben den beiden allgemeinen Kategorien „Förderung der Integration und des Zusammenlebens in Linz“ sowie „Interkulturelle Kinder- und Jugendintegrationsarbeit“ bildete 2013 der Themenbereich „Frauen und Integration“ einen Schwerpunkt. Die Palette der ausgezeichneten Projekte reicht unter anderem vom „grenzenlosen“ Chor über Lesepatenschaften bis hin zu interkulturellen Radrundfahrten.
Die Preisträger und ihre Projekte im Überblick:
Kategorie I: Frauen und Integration
„Frauenwohngemeinschaft NOEMI“, SOS Menschenrechte
NOEMI ist eine betreute Wohngemeinschaft für junge erwachsene Asylbewerberinnen und als Nachsorgeeinrichtung für die WG für unbegleitete, minderjährige Mädchen eingerichtet worden. Ziel ist es, Rahmenbedingungen und Betreuungsleistungen zu schaffen, die es ermöglichen, dass Ausbildungen abgeschlossen werden können. Die Bewohnerinnen werden sozialpädagogisch betreut und begleitet. Abschließend erhalten die jungen Frauen eine Hilfestellung bei der Suche nach einer eigenen Wohnung oder einer Unterbringung in einem Quartier der Grundversorgung, bevor sie endgültig aus der Nachbetreuung entlassen werden.
„ICH bin Linz“, Pangea Interkulturelle Medienwerkstatt
„ICH bin Linz“ soll das Selbstbewusstsein von Frauen und vor allem von Migrantinnen stärken und ihnen zeigen, dass sie ein essentieller Bestandteil von Linz sind. Die Ergebnisse von Fotoworkshops und Schreibwerkstätten sollen mittels Postkarten im Zentralraum Linz erscheinen und verteilt werden. Ziel: Sensibilisierung der Gesellschaft hinsichtlich anderer Kulturen und Identitäten. Es sollen Stereotype abgebaut und das Interesse an Menschen anderer Herkunftsländer geweckt werden.
„MammaMia“, Pro Mente OÖ
„MammaMia“ ist ein Projekt des Institutes für Suchtprävention und richtet sich an Mütter mit nicht deutscher Erstsprache, die in Linz leben und wenig Zugang zu herkömmlichen Elternbildungsangeboten haben bzw. diese nicht in Anspruch nehmen. Bei „MammaMia“ treffen sich Mütter zu moderierten Gesprächsrunden im privaten Umfeld. Dabei wird über das Erziehungsverhalten diskutiert, das Handlungsrepertoire sowie das soziale Netzwerk der Mütter erweitert und hilfreiche Informationen vermittelt. Zwölf Frauen wurden im Frühjahr 2013 zu Moderatorinnen ausgebildet. Sie finden Gastgeberinnen, die zu einer Gesprächsrunde zu sich nach Hause einladen. Die Moderatorin leitet das Thema mit Hilfe von speziell vorbereiteten pädagogischen Impulsmaterialien und begleitet eine Diskussionsrunde in der jeweiligen Muttersprache.
„Frauen entdecken Linz auf 2 Rädern“, Kroatische Gemeinschaft OÖ
Die Kroatische Gemeinschaft organisiert dabei spezielle Radrundfahrten in und um die Landeshauptstadt mit Picknick-Pausen. Neben dem Kennenlernen von Linz steht der Austausch unter den Teilnehmerinnen im Mittelpunkt.
Anerkennungspreis: „Fachwerkstatt“ - Vorbereitungslehrgang für Gesundheits- und Sozialbereich, BFI - Berufsförderungsinstitut OÖ
Das Projekt „Fachwerkstatt“ fördert die Teilhabe von insbesondere weiblichen Flüchtlingen im Bildungs- und Berufsbereich durch intensive sprachliche und fachliche Vorqualifizierung im Gesundheits- und Sozialbereich in einem Lehrgang und insbesondere durch fachsprachliche Ausbildungsbegleitung für den Lehrgang FachsozialbetreuerInnen Altenarbeit. Dadurch werden die Chancen am Arbeitsmarkt für Flüchtlinge verbessert.
Kategorie II: „Förderung der Integration und des Zusammenlebens in Linz“
„Vorlesebuch“, IBUK - Verein für Interkulturelle Begegnung und Kulturvermittlung”
„Vorlesebuch“ ist ein Mentoring-Projekt für Kinder im Kindergartenalter. SeniorInnen helfen Mädchen und Buben dabei, ihre Sprachkompetenz zu verbessern. Sie lesen den Kindern Bücher vor, motivieren sie und wecken das allgemeine Interesse am Umgang mit Büchern. Vor allem die Kindergartenkinder mit migrantischem Hintergrund sollen dabei in ihrem Spracherwerb und ihrer späteren Lesekompetenz unterstützt werden.
„KO-OPERATION“ - Eine gemeinsame interkulturelle Elterninitiative in Zusammenarbeit mit Bildungsinstitutionen, Institut Interkulturelle Pädagogik (IIP)
Bis jetzt war jede Elterninitiative in Linz auf sich alleine gestellt und hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die einen arbeiten schon seit Jahren und haben sich bereits etabliert, andere hingegen stehen erst am Anfang. Durch KO-OPERATION wird Elterninitiativen eine gemeinsame Plattform geboten, auf der sich die Vertreter untereinander austauschen, vernetzen und weiterbilden sowie mit einer Stimme nach außen auftreten können.
Acrobaleno-Chor, Verein Begegnung – acrobaleno
Im Acrobaleno-Chor singen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam Lieder aus allen Ländern und in verschiedenen Sprachen. Mit dem Singkreis werden Mehrsprachigkeit gefördert und Sprachen von Migranten mehr wertgeschätzt. Die Pluralität im Chor wird sichtbar, erlebbar und vor allem hörbar gemacht.
„Jedes Ende ist ein neuer Anfang“, TURCO – Atib – Dachverband der Türkischen Vereine OÖ
„Ein Projekt zur Förderung der interkulturellen und interreligiösen Zusammenarbeit durch informative Veranstaltungen (Landesnervenklinik Wagner Jauregg, Stadtfriedhof Linz etc.) über Trauer, Bestattung und Organspende.
„2 für 1“ – DUO-LINGUALES Kommunikationsprojekt, Anton Schnur
Das DUO LINGUALE Kommunikationssystem ist ein integratives Lernen, bei dem die Teilnehmer Sprache, Denken und Kultur des Anderen erlernen. Der Kursumfang teilt sich in festgelegte Unterrichtsstunden und in den Erwerb der Sprachkenntnisse bei gemeinsamen Aktivitäten auf. Die Unternehmungen können Lokalbesuche, Einkäufe, Kochkurse, kulturelle Veranstaltungen oder Besuche von Institutionen und Firmen sein.
„Hingeh´n / Seh´n / Versteh´n“, Verein der Bosniaken „NUR“ Linz
Dieses Projekt wendet sich in erster Linie an Jugendliche der zweiten Generation bosnisch-stämmiger Bürger in Linz. Hierbei stehen primär soziales Engagement, Gemeinschaftssinn, Integration und Zusammenarbeit im Vordergrund. Jugendliche sollen Einblick in das soziale Umfeld von Menschen gewinnen, mit denen sie selten oder noch nie in Kontakt gekommen sind, wie etwa Obdachlose oder pflegebedürftige ältere Menschen. Hierfür wurden Organisationen ausgewählt, die genannten Gruppen Hilfe bieten. Ziel des Projekts ist es, sich mit sozialen Einrichtungen der Stadt Linz auseinanderzusetzen, zusammenzuarbeiten und einen eigenen Beitrag in Form sozialen Engagements zu leisten.
Anerkennungspreis: „SPEAK DATING“, Migrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ Linz
„SPEAK DATING“ schafft Begegnungen von Personen verschiedener Muttersprachen: Ein mehrsprachiger Text wird mit Hilfe von so genannten SPEAK DATES an Orten der Mehrsprachigkeit übersetzt, wie etwa in interkulturellen Vereinen. Dabei werden im Besonderen die persönlichen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Vorteile der im Herkunftsland erworbenen Sprachen aufgezeigt.
Kategorie III: „Interkulturelle Kinder- und Jugendintegrationsarbeit“
„Ich bau dir eine Lesebrücke“, Kindergarten Anastasius-Grün-Straße
Um das Abenteuer Lesen und Mehrsprachigkeit für unsere Kinder und Eltern attraktiv zu machen, haben sich fünf Linzer Kindergärten zum Projekt „Ich bau dir eine Lesebrücke“ zusammengeschlossen. Einmal pro Monat treffen sich Mädchen und Buben aus verschiedenen Kindergärten in einem der Häuser zu einem gemeinsamen kulinarischen und literarischen Austausch. Die Vielfalt der Sprachen und Kulturen spiegeln sich auch in einem Lesefrühstück wider. Geschichten werden dabei in zwei Sprachen vorgestellt. Um auch Eltern die Wichtigkeit des Lesens näher zu bringen, veranstalten die Kindergärten für Mütter, Väter und deren Kinder mehrsprachige Lesenachmittage. Eltern können sich darüber hinaus einen Lese-Trolley ausborgen, den sie zu Hause eine Woche lang mit der ganzen Familie entdecken können. Der Abschluss des Projektes wird mit einem gemeinsamen interkulturellen Fest gefeiert.
Colours of the World – Kindergartenprojekt, AISEC Linz
Das ursprüngliche Projekt „Colors of the World“ wurde für Schulen entwickelt und bereits erfolgreich umgesetzt. Dieses Jahr gibt es nun erstmals auch für Kinder aus Kindergärten die Möglichkeit, an diesem spannenden kulturellen Austausch teilzunehmen. Das Projekt besteht aus einem interaktiven Workshop, in dem StudentInnen aus Asien, Südamerika, Osteuropa und Afrika den Mädchen und Buben ihre Länder vorstellen. Ziele sind: Erlebnis von anderen Kulturkreisen, Verständnis von unterschiedlichem kulturellem Verhalten, Entwicklung einer Sensibilität für kulturelle Unterschiede.
„Vorurteilskalender“, RIFF Jugendzentrum Spallerhof / Bindermichl
Das Jugendzentrum RIFF (ältere Jugendliche mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft) und ATLANTIS (vorwiegend jüngere Jugendliche mit österreichischer Herkunft) haben gemeinsam mit den Jugendlichen typische Vorurteile ausgearbeitet und Fotos dazu gemacht. Diese Fotos wurden zu einem Vorurteilskalender zusammengefasst, der Ende 2013 kostenfrei beziehungsweise in Form von einer Spende an Jugendliche, deren Eltern und VernetzungspartnerInnen verteilt wird.
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