Studierende aus Linz-Land ziehen Bilanz
Skihütte ja, Hörsaal nein

Das vierte Semester seit Pandemiebeginn neigt sich dem Ende zu. Ein guter Zeitpunkt, um bei Studierenden aus dem Bezirk nachzufragen, wie es ihnen geht und wie das Studieren unter dem Einfluss der Corona-Pandemie im aktuellen Semester läuft.

BEZIRK LINZ_LAND. „Ich studiere jetzt das zweite Jahr und kann meine bisherigen Präsenzlehrveranstaltungen an zwei Händen abzählen”, sagt Magdalena Hronek aus Leonding. Die 19-Jährige studiert Politikwissenschaft und Rechtswissenschaften in Wien und seit Ende November finden alle Lehrveranstaltungen ihrer beiden Studiengänge online statt. Einen Umstand, den sie mit vielen anderen Studierenden teilt. Obwohl die meisten Universitäten im vergangenen Sommer appellierten, an den Studienort zu reisen und vor Ort zu sein, war die Zeit der Präsenzlehrveranstaltungen eine kurze: „Nach anfänglicher Durchführung diverser Lehrveranstaltungen in Präsenz (circa vier von acht), wurden diese ab Anfang/Mitte November zur Gänze auf digitale Lehre umgestellt”, sagt Jakob Osawaru. Der 24-jährige Nöstlbacher studiert International Management im Master und sein bereits zweites Bachelorstudium Politikwissenschaft in Wien.

Wenig Nachvollziehbarkeit

„Ich persönlich würde mir wünschen, dass man besser nachvollziehen kann, warum gerade eine bestimmte Regelung gilt. Warum kann man beispielsweise Seminare mit bis zu 15 oder 20 Personen nicht vor Ort durchführen?”, fragt die Lehramtsstudentin (Französisch und Mathematik) Laura Moser aus Leonding. „Ich darf ins Kino und in die Skihütte, aber nicht in den Hörsaal. Ich finde, hier stimmen die Relationen nicht”, meint Hronek, die außerdem die hohe Durchimpfungsrate (über 80 Prozent) der Studierenden in Österreich betont.

Der Faktor Konzentration

„Es ist mit Sicherheit so, dass man sich schwieriger konzentrieren kann, weil zum Beispiel die Gefahr besteht, dass man bei Kursen, wo man nicht die Kamera anschalten muss, andere Dinge macht”, sagt Moser. Die Aufmerksamkeitsspanne sei wesentlich kürzer als vor Ort und in den eigenen vier Wänden würden sich oft Dinge finden, die man alternativ zur Vorlesung machen könnte: „Immer wieder finde ich mich nach ein paar Minuten am Handy, beim Zimmer zusammenräumen, beim Kochen oder beim Essen”, beschreibt Hronek den Faktor Aufmerksamkeit.

Austausch vor Ort

Weniger Probleme mit der Aufmerksamkeit, dafür aber ein verstärkter Wunsch nach mehr Austausch mit Lehrenden und Mitstudierenden äußert Osawaru: „Selbstverständlich fehlen physische Austausche mit Studienkolleginnen und Kollegen außerhalb der Lehrveranstaltungen. Auch diverse soziale Events am Campus und Fortgeh-Abende gehen ab.” Der 21-jährige Jusstudent (JKU Linz) Florian Gallner aus Ansfelden merkt außerdem an, dass es durch die Online-Lehre schwieriger sei, relevante Prüfungsinhalte herauszufiltern: „Nicht bloß einmal stand ich am Beginn der Klausurvorbereitung und fragte mich, welches der Lehrbücher nun am ehesten relevant ist und welche Zusammenfassungen und Skripten den prüfungsrelevanten Stoff am besten widerspiegeln.” Bei Präsenzvorträgen, dem stattfindenden Austausch mit anderen Studierenden und einer größeren Aufmerksamkeit sei ihm das leichter gefallen.

Neue Kontakte knüpfen

„Aus meinem Studiengang kenne ich die Leute hauptsächlich unter ihren Zoom-Namen, persönlich kenne ich nur einige wenige”, sagt Magdalena Hronek. Auch die angehende Lehrerin Laura Moser meint, dass es sehr schwer sei neue Leute kennenzulernen und kümmert sich deshalb verstärkt um ihre bestehenden Kontakte: „Die alten Freundschaften halte ich durch viel WhatsApp-Kontakt oder Spaziergänge aufrecht.” Dies bestätigt auch der angehende Jurist Florian Gallner: „Persönlich und längerfristig habe ich in den vergangenen vier „Covid-Semestern“ keine neuen Studienkollegen kennengelernt, im Wesentlichen beschränken sich meine Kontakte auf jene vor der Pandemie.”

Anstehende Prüfungen

Der Großteil der anstehenden Prüfungen findet bei den vier Befragten online statt, einige wenige aber auch vor Ort. Ihren Studienfortschritt sehen sie trotz der schwierigen Situation nicht in Gefahr, mit sogenannten open-book Prüfungen können sie gut leben: „Ich finde das Format sehr sinnvoll, da man weniger auswendig lernt, sondern viel mehr den Stoff anwenden muss und ich bei Online-Prüfungen keine Angst haben muss, dass ein PCR-Test zu spät ankommt oder ich zum Prüfungstermin in Quarantäne bin”, sagt Hronek.

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