„Pflege-Eltern.Jetzt“
Landesrat Michael Lindner rollt Kampagne zur Suche nach Pflegeeltern in Freistadt, Linz-Land und Perg aus
Markante Fragen wie „Kannst du mir eine Jause einpaggn? ± jeden Tag“ oder „Bleibst du bei mia bis ich schlafe?“ lassen sicher niemanden unberührt. Das ist auch das Ziel der Kampagne „Pflege-Eltern.Jetzt“. Somit möchte man mehr Menschen für eine Pflegeelternschaft – ob Voll- oder Teilzeit – gewinnen. Nach dem erfolgreichen Kampagnenstart 2023 in den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden wird diese nun in Freistadt, Linz-Land und Perg ausgerollt.
FREISTADT, LINZ-LAND, PERG. Unmittelbar nach der Kampagne in Vöcklabruck und Gmunden gab es ca. 40 Anfragen von Interessierten für die Aufnahme als Pflegeeltern. In den beiden Bezirken hat sich ein kleiner Pool an rund 10 Unterstützungs-Plätzen gebildet, von denen derzeit einige belegt sind.
70 Kinder suchen jährlich Pflegefamilien
Aktuell haben im Bezirk Freistadt 44 Pflegekinder in 29 Pflegefamilien ein zweites Zuhause. Im Bezirk Linz-Land leben 53 Pflegekinder in 37 Pflegefamilien. Und im Bezirk Perg haben 20 Pflegekinder ihren Platz in 18 Pflegefamilien gefunden. Für 70 Kinder in Oberösterreich sucht die Kinder- und Jugendhilfe jährlich geeignete Pflegefamilien.
Aufmerksamkeit auf die wertvolle
Arbeit als Pflegeeltern lenken
Mit markanten Fragen und Aussagen will man mit dieser Kampagne aufmerksam machen, wie wertvoll die Aufgabe von Pflegeeltern für die Kinder- und Jugendhilfe und für die Gesellschaft ist. Dafür ist in den drei Bezirken nun ein markantes Plakat positioniert worden. Darüber hinaus erhält jeder Haushalt Postkarten, die mit weiteren Kinderwünschen Aufmerksamkeit erregen. Weiters arbeitet man mit den altbekannten, klassischen Abreißzetteln. „Sie sind auch in einer digitalisierten Welt eine einfache und effektive Methode, um Informationen ,offline' in der lokalen Umgebung zu teilen und auf diese Weise Pflegeeltern zu gewinnen“, erklärt Andrea Wildberger, Bezirkshauptfrau von Freistadt.
Darüber hinaus findet man die Sujets in den jeweiligen regionalen Medien. Somit will die Wirkung der Werbebotschaft verstärken und das Angebot in möglichst alle Haushalte der Bezirke gebracht werden.
So zeigt man Wertschätzung im Bezirk Freistadt
Wildberger: „Pflegeeltern sind von unschätzbarem Wert, da sie Kindern in schwierigen Lebenssituationen Geborgenheit und Stabilität bieten. Im Bezirk Freistadt legen wir großen Wert darauf, regelmäßig mit den Pflegeeltern in Kontakt zu bleiben, um ihre wichtige Arbeit zu unterstützen. So zeigen wir unsere Wertschätzung und stärken die enge Zusammenarbeit zum Wohl der Kinder.“
Spezielle Aktion mit der Limo
Vor Ort im Bezirk Freistadt hat man sich auch eine spezielle Aktion einfallen lassen. Die Braucommune Freistadt unterstützt diese Kampagne und stellt eine Palette Limos der Sorten Cola und Maracuja – ganz im Stil der Kampagne mit passenden Etiketten versehen – zur Verfügung. Diese werden an zwei Aktionstagen im Oktober in Freistadt und Unterweißenbach verteilt.
Das sind die Hoffnungen aus im Bezirk Perg
„Wir brauchen mehr Menschen die sich um Kinder kümmern. Unsere Hoffnung ist, dass sich durch diese Kampagne im Bezirk Perg auch Personen melden, die Kinder in besonderen Situationen unterstützen möchten. Wir erleben es immer wieder, dass Eltern(teile) kurzfristig ausfallen und es im Umfeld der Familie niemanden gibt, der einspringen kann. Gerade in solchen Situationen braucht es Menschen, die für Kinder vorübergehend bzw. ergänzend da sind“, betont Pergs Bezirkshauptmann Werner Kreisl.
Neues Modell der Teilzeit-Pflegepartnerschaft
Neben der Vollzeit-Pflegeelternschaft werden auch immer mehr Menschen für die neue Form der „Teilzeit-Pflegepartnerschaft“ gesucht. Bei dieser flexiblen Form der Betreuung bleibt das Kind in der leiblichen Familie, und die Unterstützungspersonen helfen der Familie im Alltag. Somit bleibt die Hauptverantwortung bei den Eltern, die Unterstützungspersonen übernehmen nur einen Teil der elterlichen Aufgaben. Diese flexible Betreuungsform ist noch sehr wenig bekannt.
Wie kann man Pflegeeltern werden?
„Interessierte nehmen Kontakt mit der Kinder- und Jugendhilfe in ihrem Wohnbezirk auf und
erhalten dort eine umfassende und unverbindliche Beratung über die verschiedenen Möglichkeiten. Je nach Betreuungsform sieht der weitere Weg dann unterschiedlich aus“, so Landesrat Michael Lindner. Dieser betont: „Gespräche mit Sozialarbeitern und Psychologen helfen, die künftige Aufgabe realistisch einzuschätzen. Ein Blick ins Strafregister ist selbstverständlich, sowie auch eine ärztliche Untersuchung und ein Hausbesuch. „Klassische“ Vollzeit-Pflegeeltern besuchen im Anschluss an die Eignungsüberprüfung verpflichtende Seminare zur fachlichen Vorbereitung auf ihre Aufgabe.
Pflegeeltern-Podcast
Seit Juli sind auch die ersten Folgen des Pflegeeltern-Podcasts der Kinder- und Jugendhilfe OÖ online. Die Gastgeber sprechen unter anderen mit einem ehemaligen Pflegekind, einer Pflegemama und einer Frau, die sich im Zuge der Vorjahres-Kampagne als Unterstützungsperson gemeldet hat, über ihre Erfahrungen. Abzurufen ist der Podcast auf allen gängigen Plattformen und auf www.pflege-eltern.jetzt, wo Interessierte auch alle wichtigen Informationen finden.
„Herz und Zuhause für Kinder öffnen!“
Für Kinderschutz-Landesrat Michael Lindner ist das Engagement von Pflegeeltern ein unverzichtbarer Beitrag für unsere Gesellschaft und verdient höchsten Respekt und Anerkennung: „Pflegeeltern öffnen ihr Herz und ihr Zuhause für Kinder, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können, und schenken ihnen Stabilität, Sicherheit und Geborgenheit. Ihr Engagement bedeutet weit mehr als nur Versorgung – es ist die Chance, einem Kind einen neuen Anfang, Vertrauen und Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben. Pflegeeltern sind Alltagshelden, die mit ihrer Fürsorge und Hingabe das Leben von Kindern nachhaltig verändern und bereichern.“
Für den Landespolitiker gibt es auch einen Wermutstropfen in der sozialrechtlichen Absicherung – sprich Anrechnung der Pensionszeiten – für die Pflegeeltern. „Seitens der Länder haben wir den Bund schon öfters aufgefordert, dieses Defizit zu beseitigen“, erklärt Linder im Gespräch mit MeinBezirk.
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