Edelsteine aus der Asche der Verstorbenen

- Bei traditionellen Bestattungsformen mit Sarg und Urne geht der Trend Richtung Individualität.
- hochgeladen von Klaus Niedermair
BEZIRK (nikl). Der Friedhof als letzte Ruhestätte bekommt immer mehr Konkurrenz durch andere Bestattungsformen.
2013 verstarben im Bezirk 1166 Personen. Viele dieser Verstorbenen wollen heute so begraben werden, wie sie gelebt haben: individuell oder zugehörend zu einer bestimmten Gruppe. Die Veränderungen der Trauer- und Bestattungskultur geht auch an Bestattern selbst nicht vorbei. Paul Oberhuber, in vierter Generation Bestatter in der Gemeinde Neuhofen an der Krems, hat die Zeichen der Zeit erkannt: Vom Bestatter zum emotionalen Dienstleister. Vom Abholen des Leichnams über die Erstellung der Parte bis hin zur Beisetzung wird den Angehörigen die Arbeit abgenommen. "Wir arbeiten hier Punkt für Punkt mit einer Checkliste ab. Diese hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. So vermeidet man etwas, zu übersehen. In meinem Beruf ist ein großes Einfühlungsvermögen gefragt", betont Oberhuber.
Zu den bisher traditionellen Bestattungsformen zählen die Erd- und Urnenbestattung. Der Trend geht zur individuellen Gestaltung der Grabstätte, zum Beispiel werden hier die Materialien Glas und Alu verwendet. Bei der Urnenbestattung wünschen sich immer mehr Menschen, die letzte, individuell gestaltete Ruhestätte vor Ort im eigenen Garten zu finden. Dabei muss die Gemeinde aber zustimmen.
Schmuck für Hinterbliebene
Nachdem sie von dem Verstorbenen genommen haben, möchten immer mehr Angehörige einen Teil des geliebten Menschen so nahe wie möglich bei sich haben. Das Züchten eines Edelsteins aus einem Teil der Asche des Toten ist nur eine Möglichkeit. Dabei werden aus der Asche verschiedene Bestandteile gewonnen, aus denen ein farbiger Saphir oder Rubin entsteht. Es ist auch möglich, aus Haaren des Verblichenen einen Edelstein erwachsen zu lassen. Dieser Edelstein wird dann in ein Schmuckstück eingearbeitet. Oder man lässt sich den Fingerprint des geliebten Menschen für die Ewigkeit in Gold oder Silber gießen, um als Schmuck – Ring oder Halskette – bei sich zu tragen. Ein Beispiel für den modernen Umgang mit der Trauer bietet das weltweite Internet: Auf der Homepage der Firma Oberhuber ist das kostenlose Servicetool „Aspetos". Es wurde für Angehörige entwickelt und bietet die Möglichkeit, online zu trauern. Es treffen sich dabei Trauergemeinschaften im geschützten Trauerforum unter psychologischer Anleitung auf dem individuellen Gedenkportal. Weiters hat man die Möglichkeit sich unteinander auszutauschen, zu kondolieren, virtuelle Kerzen anzuzünden und Fotos auf das Portal hochzuladen. Immer mehr junge Menschen, die mit dem Internet aufwachsen, werden eventuell langfristig solche Formen der gemeinsamen Trauer in Betracht ziehen.
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