Hohenberg
"Fridays For Future": Demo wegen Ölpipeline vor isoplus
Am Freitag zwischen 10:00 und 12:00 Uhr demonstrierten Vertreterinnen und Vertreter der Bewegung "Fridays For Future" vor dem Firmengelände von isoplus in Hohenberg. Grund dafür war die Beteiligung des Unternehmens am Bau einer beheizten Ölpipeline in Afrika. Aus heutiger Sicht würde man den Vertrag nicht mehr unterzeichnen, so isoplus.
HOHENBERG. „Die Proteste sind friedlich und planmäßig verlaufen. Wäre nicht vor unseren Werkstoren protestiert, sondern mit uns gesprochen worden, hätten wir Fridays for Future gerne unsere Produktion gezeigt", sagt Christian Rockenbauer, Geschäftsführer der isoplus Fernwärmetechnik Ges.m.b.H.
"Unsere Produktion deckt den kompletten Wärmebedarf durch Fernwärme aus dem benachbarten Biomasseheizwerk des Sägewerks Brunner-Stern. Der Strom kommt aus dem am Firmengelände gelegenen Wasserkraftwerk der EVN und demnächst geht eine Photovoltaik-Anlage mit über 1.000 kWp am Werksdach in Betrieb. Damit produzieren wir dann in Hohenberg komplett CO₂-neutral. Fridays for Future hat von Bundeskanzler Karl Nehammer eine Anschlusspflicht aller Haushalte an die Fernwärme gefordert. Das unterstützen wir! Denn es sind Technologieführer wie isoplus, die den Ausstieg aus der fossilen Energie und den Green-Deal technisch umsetzen", so Rockenbauer.
Ölpipeline im Fokus
Grund für die Demonstration ist der Bau der "East African Crude Oil Pipeline" (EACOP). Sie ist eine ostafrikanische Rohölpipeline, die auf 1.400 Kilometern durch Uganda und Tansania zum Indischen Ozean führt. Die Pipeline muss beheizt werden, damit das Öl sich leichter durch die Pipeline pumpen lässt.
isoplus sei über das Joint Venture ISOAF an der Isolierung der Rohre beteiligt, so die Begründung von FFF für die Demonstration in Hohenberg. Auch die "Fridays For Future"-Gruppen in Deutschland und Italien demonstrieren vor den Niederlassung des isoplus-Headquarters in Rosenheim (Deutschland) sowie des Joint Ventures in Padua (Italien) gegen den Bau der EACOP.
Forderung: isoplus solle sich zurückziehen
„Während wir in Österreich am liebsten mit dem Finger auf Länder wie China zeigen, wenn es um die Reduktion von Emissionen geht, befeuern unsere Unternehmen gleichzeitig Klimakiller-Projekte wie die EACOP mit ihren Produkten und schlagen nach wie vor Profit aus der fossilen Zerstörung“,
so Johanna Frühwald, Sprecherin von "Fridays For Future Austria."
“Man kann nicht gleichzeitig Vorreiter für nachhaltige Energieversorgung sein und die größte beheizte Ölpipeline der Welt bauen. Das passt einfach nicht zusammen",
so Johanna Frühwald.
isoplus: "Ausrichtung auf Nachhaltigkeit"
"Der Protestaktion ging eine aus unserer Sicht offene und sachliche E-Mail-Korrespondenz voraus. Die Gesprächsebene wurde von Fridays for Future leider verlassen und der Protest gewählt. Das Demonstrationsrecht ist eine Errungenschaft unserer Demokratie. Dieser Schritt ist zu akzeptieren, wenn auch für uns nicht verständlich",
so isoplus in einer Stellungnahme. Das Unternehmen ist europaweit führender Anbieter von wärmeisolierten Rohrsystemen für Fernwärme.
Ein seit 2022 neu aufgestelltes Management habe die Ausrichtung von isoplus komplett auf Nachhaltigkeit umgestellt. Ab dem Jahr 2024 werde der Anteil aus Projekten des Öl- und Gasgeschäft am Gruppenumsatz nur mehr ein Prozent betragen. 99 Prozent des Umsatzes von isoplus werden dann aus Fernwärmeprodukten generiert.
"Fridays for Future kennt diese Ausrichtung, erzürnt sich aber an der 24,9-Prozent-Beteiligung der isoplus Fernwärmetechnik am Joint Venture ISOAF S.r.l. Durch diese Joint-Venture-Beteiligung ist die isoplus Fernwärmetechnik zur Isolierung der Pipeline-Rohre der East African Crude Oil Pipeline verpflichtet. Die Vorverträge zu dieser Beteiligung liegen acht Jahre zurück",
so isoplus. Die isoplus Fernwärmetechnik habe hier Vertragspflicht zu leisten. Ein Vertragsbruch hätte Schadenersatzansprüche und damit die Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz zur Folge. Das Management habe hier auch eine rechtliche, wirtschaftliche und soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Geschäftspartnern.
"Würden Vertrag heute so nicht mehr abschließen"
„Mit dem heutigen Wissen und unserer Firmenphilosophie würden wir diesen Vertrag heute so nicht mehr abschließen. Aber wir können aus diesem Vertrag nicht aussteigen, ohne die eigene Firmenexistenz zu bedrohen. Wir sind bereits Teil der sozial-ökologischen Transformation und in nachhaltigen, regenerativen Zukunftsfeldern tätig. Aber der eingeschlagene Weg kann nicht mit dem Fallbeil, sondern nur schrittweise erfolgen. Es gibt Verpflichtungen und bindende Rechtsverhältnisse, davon lebt ein Rechtsstaat“,
sagt Christian Rockenbauer, Geschäftsführer der isoplus Fernwärmetechnik Ges.m.b.H.
Isoplus hofft trotz der Protestaktion auf eine ungestörte Produktion und den reibungslosen Abtransport der in Hohenberg produzierten Fernwärmerohre für das Projekt WarmtelinQ, dem größten europäischen Fernwärmeprojekt, an dem isoplus beteiligt ist. Die Restwärme des Rotterdamer Hafens wird künftig rund 120.000 südholländische Haushalte mit recycelter CO₂-armer Energie versorgen.
Im Rahmen der 24,9-Prozent-Beteiligung am Joint Venture ISOAF werden in Hohenberg keine Rohre produziert. Die Beschichtung der Rohre erfolgt nicht in Österreich. Stattdessen verlassen wöchentlich acht Waggons mit je acht Fernwärmerohren das Werksgelände in Richtung Rotterdam.
FFF: Menschen verlieren durch Projekt EACOP Heimat
Die Pipeline vertreibe Menschen aus rund 400 Dörfern und ziehe eine 30 Meter breite Schneise durch eine der artenreichsten Regionen weltweit, so die Vorwürfe von "Fridays For Future" gegen das Projekt EACOP.
Zudem sollen durch das Projekt jährlich 34 Mio. Tonnen CO2 in die Luft geblasen werden – das entspricht der Hälfte des CO2-Ausstoßes von ganz Österreich. Dabei werde es jedoch nicht bleiben, denn es ist anzunehmen, dass die EACOP den Weg für weitere Ölförderungen in Afrika ebnen soll - beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo oder in Ruanda.
Die EACOP zwinge rund 100.000 Menschen in Uganda und Tansania dazu, ihre Heimat zu verlassen; sie werden für das unnötige Ölprojekt enteignet, so FFF. Es werden zwar finanzielle Entschädigungen oder Ersatzgrundstücke versprochen - wie Erfahrungsberichte zeigen, verlaufen die Entschädigungen bisher aber nur spärlich oder mangelhaft.
Klimagerechtigkeitsaktivist Nicholas Omonuk aus Uganda, der am heutigen Protest in Hohenberg mit dabei ist, sagt dazu:
„Tausende Menschen wurden bereits vertrieben. Die ursprünglichen Siedler haben nun kein Ackerland mehr, um Nahrungsmittel anzubauen. Sie verlieren damit ihre Lebensgrundlage und werden in die Armut getrieben. Ich rufe alle Menschen auf der ganzen Welt auf, sich dem Kampf gegen EACOP anzuschließen: People over pipelines!"
Für die Dauer der Demo wurde die Straße LB 214 halbseitig gesperrt, Autofahrer mussten mit Verzögerungen und kurzfristigen Totalsperren bis zu 15 Minuten rechnen.
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