Zum heutigen Tag ...

Die scheinheiligen Doppelmoralisten ...

Angesichts der heurigen lächerlichen Opernballoperette fragt man sich zu Recht: „Glückliches Österreich, hast keine größeren Sorgen“? Eigentlich müssten die Herrschaften von der Regierung dem schrulligen Baumeister noch dankbar sein, weil er mit seinen skurillen Gästen vom aktuellen Geschehen und echten Skandalen in der Tagespolitik ablenkt und somit die ganze Meute von Medien auf sich und seinen fragwürdigen Gast zieht.
Eine kleine südländische Liebesdienerin löst einen, ach so wichtigen Sturm im Wasserglas aus. Wissen wir wirklich, was sich da alles auf dem Ball wälzt, was in den Logen abgeht, welche dunklen, zwielichtigen Geschäfte wieder besiegelt werden? Denn laut Politik ist dieser Staatsball auch ein Ball mit hohem diplomatischen Hintergrund. Eine reine gegenseitige Händewäscherei! Was ist schon eine kleine geschäftstüchtige Freudenspenderin gegen jene schwergewichtige Gäste, die das ehrwürdige Haus am Ring schon früher beglückten? Da sind andere, die den Opernball schon längst entweihten, da waren schon Diktatoren, Waffenlobbyisten, Geldwäscher, Drogendealer, Menschenrechtsverletzer, Umweltzerstörer, Atombefürworter, pelzverbrämte Tierquäler und dergleichen mehr zu Besuch, aber nicht etwa von sich aus als Opernballbesucher, oh nein, sie wurden honorigen Politikern, Industriellen, Wirtschaftsbossen, Gönnern und Banken in deren Logen eingeladen. Prostitution gabs schon immer, so oder so! Die einen brauchen Betten, die anderen brauchen keine, da genügt Schmiergeld. So gesehen ist doch die kleine Plaudertasche vom europäischen Stiefel vergleichsweise harmlos wie eine Fledermaus im alten Operngebälk.
Die scheinheilige Doppelmoral der ballverantwortlichen Dame und Bankiersgattin ist schlichtweg zum Magenumdrehen, beschert ihr doch das rassige Mädel in vielen Tageszeitungen doppelseitige Interviews vom Anstand und was man allgemein darunter versteht. Massive Medienpräsenz also, die ohne Rubinchen sonst nicht zustande gekommen wäre oder wie? Ihre süßsaure Ansage, als was Mörtel das ach so arme ausgenutzte Mädchen seiner Tochter vorstellen wird? Nun, deswegen braucht sie sich keine Sorgen zu machen, das Betontöchterlein, weiß schon ziemlich genau, wie das Leben so läuft. Da braucht sich die Frau "von und zu" keine Gedanken um ihre moralische Verpflichtung um die Fünfhaus- und City-Erbin zu machen.
Es wird dereinst der Tag kommen, wo man sehr bedauern wird, daß sich die ganze Welt mit den Medien nicht mehr auf den Opernball und seine Skandälchen stürzen wird, weil der gute alte Onkel mit der großen Brieftasche aus Wien schon müde geworden ist. Eigentlich müsste man ihm so bald als möglich den höchsten Orden Österreichs verleihen, denn so lange es ihn gibt und so lange sich die Moralisten über ihn aufregen, solange schaut die ganze Welt auf Österreich.

Fr. A.

alles walzer...
böse opernballsatire

mengen die drängen
raffen und gaffen
roben die wogen
fräcke der gecken
orden der vorderen
glatzen die platzen
glunker die funkeln
brüste die sich brüsten
viel haut die beschaut
wimpern die klimpern
schühchen mit mühchen
haargebind die falsch sind
champagner der schaumperlt
sitzen und schwitzen
küsse die müssen
augen die saugen
blender die glänzen
lachen mit rachen
vorlaut wer sich traut
fächeln und hecheln
preise die sich preisen
walzer der sich wälzt

das hohe getier
mit eitlem gezier...

fr. a.

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