Klimaschutz
Drei Gemeinden lassen jetzt Bürger:innen zu Wort kommen
Die Gemeinden Michaelerberg-Pruggern, Öblarn und Sölk führen einen Bürger:innenbeteiligungsprozess zu den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit durch. Im Pruggerer Dorfsaal fand die Auftaktveranstaltung mit Blackout-Vorträgen von Anna Schaunitzer und Ernst Trummer statt.
MICHAELERBERG-PRUGGERN. Mit dem Programm der "Lokalen Agenda 21" wird Gemeinden der Handlungsauftrag erteilt, gemeinsam mit der Bevölkerung einen Beteiligungsprozess für die Zukunft zu gestalten. Dabei werden die Bürger:innen als gleichwertige Verhandlungspartner beim Dialog innerhalb der Gemeinde gesehen.
Im Rahmen dieses Projektes, unterstützt vom Land Steiermark und der Europäischen Union, führen die Gemeinden Michaelerberg-Pruggern, Öblarn und Sölk einen Beteiligungsprozess zu den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit durch. In den kommenden Monaten sind diesbezüglich mehrere Veranstaltungen in diesen Gemeinden geplant, wobei die Einbindung der Bevölkerung einen wesentlichen Teil einnimmt.
Im Zentrum stehen dabei die Entwicklung von Strategien für eine „klimafreundliche Gemeinde“, Maßnahmen zur Energieverbrauchsreduktion und Bewusstseinsbildung.
Naturkatastrophen schweißen zusammen
Warum sich die drei Gemeinden an diesem Projekt beteiligen, das von der Landentwicklung Steiermark abgewickelt wird, erklärt Hannes Huber, Bürgermeister der Gemeinde Michaelerberg-Pruggern. "Die Ausgangslage war, dass unsere Gemeinden durch Unwetterereignisse sensibilisiert worden sind. Wir wollen daher die Bevölkerung erreichen, die Ideen der Bürger abfragen und sie mitgestalten lassen."
Natalie Prüggler von der "Klar! Zukunftsregion Ennstal", die Modelle zur Anpassung des Klimawandels ausarbeitet, meint: "Wenn wir jetzt keine Maßnahmen ergreifen, ist es zu spät. Schließlich wollen wir den hohen Lebensstandard im Ennstal erhalten."
Der Sölker Vizebürgermeister Karl Brandner sieht das ähnlich: "In den letzten Jahren haben Starkniederschläge enorme Schäden im Sölktal hinterlassen. Man ist fast ohnmächtig dabei, kann nur zusehen, aber nicht einschreiten. Wir mussten Menschen evakuieren – und da hat glaube ich jeder begriffen, es muss etwas passieren."
Jeder kann etwas bewirken
Warum die drei Gemeinden ihre Bürger:innen bei diesen Themen zu Wort kommen lassen, erklärte der Öblarner Ortschef Franz Zach. "Oftmals gibt es immer noch das Denken, die Politik macht das schon oder jemand anderer. Die Leute sollen umdenken, denn auch ‚der kleine Mann oder die kleine Frau‘ können etwas bewirken."
Knapp an Blackout vorbeigeschrammt
Als letzter Programmpunkt standen Blackout-Vorträge von Anna Schaunitzer und Ernst Trummer an der Tagesordnung. Schaunitzer (Zivilschutzverband) machte gleich zu Beginn auf die reale Gefahr eines längerfristigen und überregionalen Stromausfalls aufmerksam. "Wir sind schon oft knapp an Ausfällen vorbeigeschrammt."
Extremwetterereignisse oder Hackerangriffe gelten als größte Bedrohung. Als Beispiel nannte sie einen Eisregen in Slowenien, der 2014 dazu führte, dass das ganze Land eine Woche lang ohne Strom war. Ähnlich schlimm erwischte es Argentinien 2019, dort hatten 45 Millionen Einwohner neun Stunden keinen Strom. Ihr Fazit: "Es stellt sich nicht die Frage, ob ein Blackout passiert, sondern wann!"
Verheerende Auswirkungen
Ernst Trummer vom E-Werk Gröbming schilderte Maßnahmen zur Blackout-Prävention aus der Sicht seines Unternehmens. Das E-Werk wurde im August 2017 erstmals mit diesem Thema konfrontiert. "Sintflutartige Niederschläge mit Wolkentürmen von 14 Kilometern Höhe (!) haben sich über Sölk, Öblarn und Donnersbach entladen. Das Großsölktal war zehn Tage lang ohne Strom."
"Erstaunlicht schlecht vorbereitet"
Allgemein betont er, sei Österreich "erstaunlich schlecht" auf ein Blackout vorbereitet. Das E-Werk Gröbming produziere bereits dreimal mehr Strom wie benötigt werde. Der Grund dafür? "Weil sich Österreich nicht mit Strom versorgen kann", erklärt Trummer und fügt an: "Österreich importiert heuer 18 Prozent aus dem Ausland und das ist luprenreiner Atomstrom."
Abschließend hält er fest: "Wenn ein Blackout nur einen Tag dauert, wird es wahrscheinlich zehn Tage bis zur völligen Wiederherstellung brauchen." Gut, dass zumindest das E-Werk Gröbming einen Notfallplan in der Schublade hat.
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