Prozess in Wien
Glänzende Goldgeschäfte: Betrug oder höhere Gewalt?

- Am Landesgericht für Strafsachen in Wien fand der erste Verhandlungstag gegen Repräsentanten der GGM Trading statt.
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Anleger eines vielversprechenden Goldgeschäftes warten auf ihr Geld. Am Landesgericht für Strafsachen in Wien begann ein Verfahren gegen den Gesellschafter einer Goldmine in Guyana und gegen ein Ehepaar, das den Vertrieb dieses Geschäftsmodells aufgebaut hat.
WIEN, LEOBEN. Erster Verhandlungstag am Landesgericht für Strafsachen Wien in einem vermeintlichen Anlagebetrug um Investoren in eine Goldmine in Guyana: Auf der Anklagebank sitzen ein Alexander Sch., ein 67-jähriger ehemaliger Beamter des Außenministeriums, er war auch Konsul in Brasilien, sowie Helmut K. und seine Gattin Katarina, ein in Österreich lebendes Ehepaar. Alle drei Angeklagten – für sie gilt die Unschuldsvermutung – bekannten sich nach den Eröffnungsplädoyes der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung für "nicht schuldig".
Laut Anklageschrift der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht es um 7.000 Investoren, die getäuscht worden sein sollen. Der Schaden wird mit rund 34,6 Millionen Euro angegeben. Versprochen wurde den Anlegern ein ertragreiches Geschäft: Gold aus einer Mine der Aulicio Mining in Guyana (Südamerika) sollte Anlegern in Europa zu außergewöhnlich hohen Gewinnen verhelfen.
Vernichtendes Gutachten
Die Vertriebsschiene – federführend das angeklagte Ehepaar – handelt mit Goldprodukten als Termingeschäft. Bis zu 50 Prozent Rabatt wurde den Anlegern versprochen, falls sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt auf die Lieferung verzichten, im Regelfall waren dies drei Jahre.
"Tausende Anleger warten auf ihr Gold: Das Gold ist gestern nicht gekommen, heute nicht und wird auch morgen nicht kommen", behauptete Oberstaatsanwalt Marcus Schmitt. Die Anklage der WKSta stützt sich auf ein Gutachten eines Buchsachverständigen, das die ordnungsgemäße Geschäftsführung und den produktiven Betrieb der Mine in Guyana mangels aussagekräftiger Geschäftsberichte in Frage stellt. "Das Geschäftsmodell hat nicht funktioniert, das haben die Angeklagten gewusst, sie haben von Beginn an mit Vorsatz gehandelt", sagte Schmitt.

- Rohgold aus Guyana soll Anlegern in Europa zu beträchtlichen Gewinnen verhelfen.
- Foto: Symbolfoto Goldmine Sessa
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Anleger über Risiko aufgeklärt
Die Verteidigung weist die Betrugsabsicht strikt zurück und argumentiert die Verzögerung der Liefertermine gegenüber den Anlegern als Folgen von "höherer Gewalt": Infolge von Covid-19 konnte in Guyana nicht produziert werden. Im Mai 2021 sei die Mine und ihre Förderanlagen und Geräte durch ein Jahrhunderthochwasser schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. "Es ist kein Betrug, es ist ein Unglück, es ist Pech", argumentierte Rechtsanwalt Klaus Ainedter, dessen Kanzlei das Ehepaar vertritt. Zudem seien die Anleger auf ein Risikogeschäft mit möglichem Totalverlust hingewiesen worden.
Die Verteidigung aller drei Angeklagten übten Kritik am Gutachen: Es sei unvollständig, widersprüchlich und falsch. Daher wurde ein Antrag auf Neubestellung eines unabhängigen und fachlich fundierten Sachverständigen eingebracht.
Vier weitere Verhandlungstage sollen folgen, der erste am 8. Jänner 2025, am 30. Jänner rechnet Richter Christian Böhm mit dem Urteilsspruch des Schöffengerichtes.
Sponsoring des DSV Leoben bleibt aufrecht
Die Firma GGMT startete 2021 ein Sponsoring des obersteirischen Fußballclubs DSV Leoben, aktuell ist es die Nachfolgefirma TGI AG. Helmut K. auf Nachfrage von MeinBezirk, ob dieses Sponsoring angesichts des laufenden Verfahrens am Landesgericht für Strafsachen in Wien aufrecht bleibe: "Unseren Vertrag mit dem DSV Leoben halten wir ein, wir lassen den Verein nicht im Stich. Wir wollen hier etwas bewegen." Der Hauptsponsor bestätigte auch, dass von TGI monatliche Zahlungen eines höheren fünfstelligen Betrages an den DSV Leoben fließen.
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