In der ÖVP gärt es weiter
Paukenschlag bei der geplanten ÖVP-Klausur in Leibnitz

Laut einer Umfrage der ÖVP Leibnitz, an der rund 1000 Menschen ihre Meinung abgaben, gibt es einen möglichen Kandidaten für die Gemeinderatswahl im März 2025. Noch reagiert man allerdings abwartend. | Foto: Koller
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  • Laut einer Umfrage der ÖVP Leibnitz, an der rund 1000 Menschen ihre Meinung abgaben, gibt es einen möglichen Kandidaten für die Gemeinderatswahl im März 2025. Noch reagiert man allerdings abwartend.
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Zum Eklat kam es bei der jüngsten, vom Vorstand beschlossenen, ÖVP-Klausur. Laut Informationen wurde die Tagesordnung kurzerhand geändert, sodass der Haussegen intern wieder sehr schief hängt.

LEIBNITZ. Dass es in der ÖVP Stadtpartei Leibnitz seit geraumer Zeit gärt, ist ein offenes Geheimnis. Nachdem im März Vizebürgermeister Berndt Hamböck mitgeteilt hatte, dass er bei der Gemeinderatswahl im März 2025 nicht mehr als Spitzenkandidat zur Verfügung steht, schien für einen Teil des ÖVP-Teams, der massiv auf den Rücktritt drängte, die Welt - zumindest nach außen hin - wieder in Ordnung zu sein. Angekündigt wurde eine offene Kandidatensuche im Rahmen einer Befragung der Leibnitzer Bürgerinnen und Bürger. Doch von Einigkeit kann absolut keine Rede sein und die jüngste ÖVP-Klausur brachte das Fass zum Überlaufen.

Wie vom Vorstand beschlossen, war für den 21. Juni nun eine Klausur vereinbart, bei der eine Kandidatinnen- und Kandidatenfindung für die Gemeinderatssitzung 2025 aus den Ergebnissen der ÖVP-Befragung geplant gewesen wäre. "Unmissverständlich sei aus der Befragung hervorgegangen, dass sich die Bevölkerung eine politisch unverbrauchte Person als ÖVP-Kandidaten wünscht und diesen Kandidaten habe man gefunden", heißt es aus internen Kreisen. 

Mit dieser Reihung ging die ÖVP Leibnitz in den Gemeinderatswahlkampf 2020. Mittlerweile ist das Team total zerrüttet. | Foto: ÖVP
  • Mit dieser Reihung ging die ÖVP Leibnitz in den Gemeinderatswahlkampf 2020. Mittlerweile ist das Team total zerrüttet.
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Unverhoffte Änderung der Tagesordnung

Doch zur Kandidatenfindung kam es überraschenderweise an diesem Freitagabend nicht, was bei einigen Anwesenden angeblich für großen Unmut sorgte. Und auch wenige Tage später hängt der Haussegen in der ÖVP offenbar komplett schief. Die Rechnung, dass die Öffentlichkeit nicht von der geplatzten Klausur erfährt, ging nicht auf.

Aus sicherer Quelle wird behauptet, dass der noch amtierende Stadtparteiobmann Gerald Hofer und Vizebürgemeister Berndt Hamböck die Tagesordnung umgehend geändert hätten, "und anstelle einer Klausur mit der Diskussion möglicher Spitzenleute im Eilzugstempo eine Vorstandssitzung mit der Wahl eines Spitzenkandidaten für 2025 durchziehen wollten." Gemunkelt wird, dass die Wahl in diesem Fall möglicherweise wieder auf Hamböck gefallen wäre. Doch der Widerstand sei zu groß gewesen und treibende Kräfte in der ÖVP hätten verhindert, dass Hamböck noch eine Chance bekommt. Somit wurde die Wahl des Spitzenkandidaten nicht weiter behandelt.

Im Wahlkampf 2020 haben Gerald Hofer (damals noch Vizebürgermeister) und Berndt Hamböck Schutzvisiere für Volksschulkinder organisiert. Jetzt wird beide Kandidaten ÖVP-intern massiv kritisiert. | Foto: Arthur Mallaschitz
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Stellungnahme von Berndt Hamböck

Berndt Hamböck gibt auf Anfrage von MeinBezirk umgehend Auskunft: "Vor, während und nach der Besprechung am Freitag hat es in der Tat intensive Diskussionen gegeben, die gezeigt haben, wie wichtig ein konstruktiver Dialog für die Zukunft der ÖVP Stadtpartei ist." Und er macht auch kein Hehl daraus: "Ja, ich hätte mich als Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl 2025 aufstellen lassen, wenn es dazu gekommen wäre."

"Die jüngsten Entwicklungen und die zahlreichen positiven Rückmeldungen von Mitgliedern sowie Bürgerinnen und Bürgern (auch während und nach unserer Leibnitz Umfrage) haben mir gezeigt, dass die Arbeit und den Einsatz, den ich die letzten Jahre gezeigt habe, positiv wahrgenommen wird."
Berndt Hamböck, ÖVP-Vizebürgermeister

Dieser Zuspruch habe Hamböck sehr schnell davon überzeugt, dass es bisher der richtige Weg gewesen sei, und auch in Zukunft ist, und dieser, mit Teilen des aktuellen Teams, mit frischen Personen und mit ihm an der Spitze weitergeführt werden müsse.

"Es ist kein Geheimnis, dass es in der ÖVP Leibnitz derzeit unterschiedliche Meinungen und Ansichten gibt. Ich persönlich sehe dies jedoch nicht als Schwäche, sondern als Zeichen einer lebendigen und dynamischen Partei", so Hamböck, der weiter betont: "Diese Diskussionen und Auseinandersetzungen sind notwendig, um die besten Lösungen für unsere Stadt zu finden und gemeinsam an einer positiven Zukunft zu arbeiten."

"Meine persönliche Vision für die ÖVP Leibnitz und unsere Stadt bleibt klar: Ich möchte weiterhin an einer nachhaltigen, prosperierenden und lebenswerteren Stadt arbeiten, in der alle Bürgerinnen und Bürger gehört und eingebunden werden. Dazu gehört auch, den internen Dialog zu fördern und Brücken zwischen den verschiedenen Standpunkten zu bauen.Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam die Herausforderungen meistern und Leibnitz erfolgreich in die Zukunft führen können."
Berndt Hamböck

Das derzeitige Team der ÖVP Leibnitz mit Berndt Hamböck an der Spitze (4.v.l.) im Gemeinderat. Waltraud Roßmann war für Berndt Hamböck stets eine große Stütze. Sie verstarb nach schwerer Krankheit am 19. März 2024. Waltraud Roßmann folgte Max Gröbner in den Gemeinderat nach. | Foto: ÖVP
  • Das derzeitige Team der ÖVP Leibnitz mit Berndt Hamböck an der Spitze (4.v.l.) im Gemeinderat. Waltraud Roßmann war für Berndt Hamböck stets eine große Stütze. Sie verstarb nach schwerer Krankheit am 19. März 2024. Waltraud Roßmann folgte Max Gröbner in den Gemeinderat nach.
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Was den bevorstehenden Stadtparteitag der ÖVP angeht, bleibt Berndt Hamböck zuversichtlich: "Ich freue mich auf den Stadtparteitag, wo alle Mitglieder eingeladen sind, mitzuentscheiden, ob das der Weg ist, den wir alle gemeinsam gehen werden. Ich bin dazu bereit, gemeinsam mit meinem Team und meinen Unterstützern, konstruktiv, positiv und ehrlich für Leibnitz zu arbeiten!"

Rücktritt von Gerald Hofer steht bevor

Gerald Hofer seien an diesem Abend "Verfehlungen in der Führung vorgeworfen worden", sodass dieser versicherte, er werde beim Stadtparteitag im Juli/August als Stadtparteiobmann zurücktreten. 

"Ich habe meine Funktion immer gerne und mit Freude ausgeübt. Aber unter diesen Umständen kann und will ich gar nicht mehr weitermachen", betont Hofer und weist darauf hin, dass die Familie vorgeht. "Es war durchaus bereits seit längerer Zeit bekannt, dass ich das Amt des Stadtparteiobmanns zur Verfügung stellen werde", so Hofer weiter. Hofer ist auch nach wie vor davon überzeugt, dass Berndt Hamböck der richtige ÖVP-Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl 2025 ist.

Das sagt Rudi Hrubisek

Der langjährige und amtierende ÖVP-Gemeinderat Rudi Hrubisek bezeichnet den derzeitigen Sachverhalt als "sehr schwierig": "Wenn ein Kandidat einmal zur Verfügung steht und dann wieder nicht, ist das für mich wie halbschwanger." Hrubisek: "Wir hätten ja einen neuen unverbrauchten Mann. Beim Stadtparteitag kann jeder seine Stimme abgeben und die Mehrheit wird entscheiden." Im Gespräch ist der Direktor der Polytechnischen Schule Leibnitz Jochen Pießnegger, ein politischer Quereinsteiger.

Aus der Sicht von Hrubisek wäre es sinnvoll, wenn der neue Stadtparteiobmann auch als Spitzenkandidat in die Gemeinderatswahl 2025 geht: "Es muss endlich Ruhe einkehren."

MeinBezirk fragte bei auch ÖVP-Bezirksparteiobmann NAbg.  Joachim Schnabel nach, der der Klausur beiwohnte. Er hält sich kurz: "Wir werden den Bezirksparteitag ausschreiben und die Mehrheit wird entscheiden, wer Spitzenkandidat wird."

Darüber haben wir im März berichtet:

Die ÖVP Leibnitz steht vor einem Totalumbau

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