Frauenberg
Zerstörung historischer Votivstatuetten lebt in Kunstaktion weiter
Bei archäologischen Grabungen am Frauenberg wurden vor rund zehn Jahren ganz zufällig 17 historische Votivstatuetten in Form von stillenden Muttergöttinnen ohne Köpfe gefunden. Berührt vom Anblick der Funde wurde Künstlerin Marina Stiegler aktiv und ließ das Projekt "wERDEN Frauenberg 2024" in sich reifen. Die Einweihungsfeier der Arbeit findet am 30. August um 18 Uhr im Beisein der Künstlerin statt.
LEIBNITZ. Bei archäologischen Grabungen am Frauenberg wurden vor etwa zehn Jahren ganz zufällig 17 historische Votivstatuetten in Form von stillenden Muttergöttinnen ohne Köpfe gefunden. Im Zuge der Christianisierung wurden diese Votivgaben ihrer Antlitze beraubt, ihre Köpfe wurden teilweise abgeschlagen und absichtlich zerstört. Berührt vom Anblick der Funde in der Vitrine wurde Künstlerin Marina Stiegler gedanklich gefesselt und ließ das Projekt "wERDEN Frauenberg 2024" in sich reifen.
Ein Kreis aus Lehmköpfen
Im heurigen Sommer war es nun soweit: Künstlerin Marina Stiegler setzte sich intensivst mit der Abwesenheit dieser Köpfe auseinander und baute im Juli einen Kreis aus Lehmköpfen, die mit Pflanzensamen angereichert eine Verbindung mit der Erde eingehen werden. Es ist eine vergängliche Kunstaktion zum ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens, die als Ehrerbietung an das weibliche Prinzip und die Göttin verstanden werden will.
„Marina Stiegler beschäftigt sich in ihrer Kunst explizit mit Weiblichkeit, deren Verbindung von der Mythologie und altem Wissen über Psychologie bis zu ihr als mit der Natur und besonders der Erde in ihrer Ganzheit tief verwobene Lebensgeberin und -schützerin reichen“, betont Elisabeth Fiedler, die Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark.
Mit der Arbeit "wERDEN Frauenberg" gelingt es der Künstlerin nicht nur, an Brutalität und tiefen Schmerz auslösende mutwillige Zerstörung der lediglich 27 bis 37 cm großen Figurinen zu erinnern, sie initiiert in markanter, dabei sensibler Material- und Formgebung auch einen Impuls zur Heilung“, so Fiedler.
Aus der Geschichte lernen
„Vor drei Jahren, bei meinem ersten Besuch des Tempelmuseums am Frauenberg, hat mich der Anblick der enthaupteten Göttinnen-Statuetten so tief berührt, dass ich gar nicht anders konnte als der Zerstörung etwas Positives entgegenzusetzen. Von diesem Zeitpunkt an, ist die Idee meines Projektes in mir gereift, hat sich ihre Form bis zur Umsetzung gesucht und gefunden. Es war mir klar, dass ich eine Arbeit kreieren will, die hier am Frauenberg entsteht und, die eine tiefe Verbindung mit diesem Ort eingeht“, erzählt Marina Stiegler, die seit wenigen Tagen in Wildon wohnt. "Ich danke allen, die mich hier am Frauenberg so gut aufgenommen und unterstützt haben", betont Stiegler weiter, die das Projekt als Ideenzünder für weitere Aktionen sieht. Nach der Einweihungsfeier am 30. August (18 Uhr) sollen u.a. Workshops und Vorträge folgen.
Das Kunstprojekt "wERDEN"_Frauenberg
Als Schöpfungsmaterial ist Lehm Bestandteil von Mythen verschiedenster Kulturen. In unseren Breitengraden ist Lehm im Außenbereich ohne Überdachung nicht dauerhaft beständig, kann aber Lebensgrundlage für Neues sein. In diesem Bewusstsein wird das Kunstwerk mindestens ein Jahr lang der Witterung ausgesetzt und ist am Außenareal des Tempelmuseums ganzjährig zu besuchen. Die Objekte aus Lehm werden sich durch Wind und Wetter verändern. Die Form darf sich mit der Zeit auflösen, und Neues kann „wERDEN“.Lob für die Künstlerin
„Die Zusammenarbeit mit der Künstlerin war sowohl für uns als Museumsteam, als auch für den Ort selbst sehr bereichernd. Sie hat unseren inhaltlichen Fokus erweitert und während ihrer Arbeit vor Ort vielen Museumsgästen großartige Einblicke in ihr Schaffen gegeben. Wir freuen uns über die andauernde Zusammenarbeit und sind sehr neugierig, wie sich die vergängliche Kunstinstallation entwickeln wird“, dankt Ursula Pintz, Referatsleitung Stadtgeschichte und Tempelmuseum der Gemeinde Leibnitz.
„Wir freuen uns sehr, am 30. August 2024 das Projekt mit unserer langjährigen Partnerin und wunderbaren Künstlerin Marina Stiegler einweihen zu dürfen. Dieses Projekt liegt uns besonders am Herzen, da es nicht nur die künstlerische Vision von Marina widerspiegelt, sondern auch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die wir über die Jahre hinweg aufgebaut haben. Es ist für uns eine besondere Freude, gemeinsam ein Zeichen für die Kultur und die Verbundenheit mit dem Frauenberg zu setzen“, so Sandra Kocuvan, stellvertretende Präsidentin der Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik.
Wissenswertes zur Künstlerin
Die bildende Künstlerin, Kunsttherapeutin und Musikerin Marina Stiegler, geboren in Salzburg, lebt in Wildon. In ihrer künstlerischen Arbeit verfolgt Marina Stiegler seit Jahren eine Spur, die tief in die Frühgeschichte, zu den Ursprüngen der Kunst der Menschheit führt und, die einen Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart bis hin in eine teils utopische Zukunft spannt. Die Frau steht im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. In diesem Zusammenhang beschäftigt sie sich seit geraumer Zeit mit der Erforschung von Symbolen und Darstellungen der „Großen Mutter“ in Europa.Einweihungsfeier des Kunstprojektes
- Die Einweihungsfeier des Projektes "wERDEN" von Marina Stiegler findet am Freigag, dem 30. August um 18 Uhr im Beisein der Künstlerin statt. Die Künstlerin Marina Stiegler geht mit ihrer künstlerischen Arbeit unter anderem der Frage nach, wo und warum die Göttin, die auch immer eine Allegorie auf die Natur und die Erde ist, vom Patriarchat und dem Christentum verdrängt und auch dämonisiert wurde
Kooperation
Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, dem Tempelmuseum Frauenberg und der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik. Mit Unterstützung der Stadtgemeinde Leibnitz und der Leopold Valentan Stiftung.
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