Über Lehrermangel und Quereinsteiger
Oliver Kölli von der Bildungsdirektion Südweststeiermark im Interview
Der Lehrermangel ist in der Steiermark derzeit ein großes Thema, MeinBezirk.at hat sich mit dem Abteilungsleiter der Bildungsdirektion Südweststeiermark Oliver Kölli zu diesem Thema unterhalten, dieser gab spannende Einblicke in diese Thematik.
SÜDWESTSTEIERMARK. Die gute Nachricht vorweg, die Südweststeiermark kann sich nicht über einen Lehrermangel beklagen, denn die offenen Stellen in den verschiedenen Ausschreibungsphasen können stets nachbesetzt werden. Zwar gibt es die Tendenz eines Lehrerrückgangs, doch für die nächsten Jahre sieht sich die Bildungsdirektion in den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg rund um Oliver Kölli gut aufgestellt.
Offene Stellen
Derzeit können sich Lehrerinnen und Lehrer für 15 offene Stellen in der Südweststeiermark bewerben, die Ausschreibungsphase läuft noch bis zum 28. November. Sollten danach noch Stellen offen bleiben, so gibt es im Dezember eine weitere Ausschreibungsphase. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass 15 unbesetzte Posten keine hohe Zahl sind und nachbesetzt werden können, erzählt Oliver Kölli. "Wir sind überzeugt davon, dass wir das schaffen."
Ausschreibungen zu Schulbeginn
Als Vergleichswert führt Oliver Kölli jenen zum Start des Schuljahres an, denn hier gab es 95 Ausschreibungen, davon konnten bis auf vier Stellen alle besetzt werden, zudem gelang es alle Klassen zu besetzten.
"Die offenen vier Stellen sind sogenannte Lehrerreservestellen, zur Erklärung: es gibt Kolleginnen und Kollegen, die in einer Stammschule angestellt sind und dort unterrichten, wenn es jedoch einen Ausfall in einer anderen Schule gibt, fahren sie zu dieser und übernehmen die Stunde."
Oliver Kölli, Abteilungsleiter Bildungsdirektion Südweststeiermark
Studierendenpool
Die Verantwortlichen sehen sich sehr gut aufgestellt, dazu trägt auch der Studierendenpool bei. Hier dient eine Lehrerin aus einer Volksschule im Bezirk Leibnitz als Anschauungsbeispiel, die eben jenem angehört. Kolleginnen und Kollegen, die noch kein Lehramtszeugnis haben, sich aber im letzten oder vorletzten Semester ihres Studiums befinden können sich bewerben. Wenn diese Person in der selben Gemeinde wohnt, in der sich die Schule befindet, für die sie oder er sich beworben hat, so wird jene oder jener schon in den Schulalltag eingebunden.
Verkehrsproblem
Angesprochen auf die Frage, weshalb es in anderen Regionen einen Lehrermangel gibt und die Südweststeiermark davon verschont bleibt, stellt Oliver Kölli die Hypothese auf, dass es vielleicht an der Verkehrsanbindung liegen könnte. Speziell Schulen im Bezirk Leibnitz sind in der glücklichen Lage, dass man gut an die Autobahn angebunden ist und auch mit dem Zug erreicht werden kann.
Schwierigkeiten im Studium
Ein weiterer Grund für einen möglichen Lehrermangel könnte die Tatsache sein, dass Lehrerinnen und Lehrer nach ihrem Bachelorstudium noch den Master machen müssen. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, wenn man parallel dazu eine volle Lehrverpflichtung ausübt. Deshalb entscheiden sich viele dafür nur eine halbe Lehrverpflichtung sprich 11 Wochenstunden auszuüben (eine Unterrichtsstunde entspricht zwei Arbeitsstunden aufgrund der Vor- und Nachbereitungszeit). Dafür zeigt Oliver Kölli auch vollstes Verständnis.
Lehrerrückgang
Begibt man sich auf Ursachenforschung und hinterfragt, weshalb es vor einigen Jahren noch deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer gab, so liegt die Antwort auch wieder in der Ausbildung begründet. Denn diese wurde im Bachelorstudium um ein Jahr, sprich von drei auf vier Jahre verlängert. Zudem gibt es sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, die gerade in Pension gehen.
Quereinsteiger
Derzeit gibt es in vielen steirischen Schulen sogenannte Quereinsteiger, als solche bezeichnet man Lehrerinnen und Lehrer, die zwar unterrichten, aber kein abgeschlossenes Lehramtstudium haben. Auch diese sind in der Südweststeiermark vertreten, Oliver Kölli gibt hier ein Anschauungbeispiel:
"Wir haben viele Quereinsteiger, die super unterrichten und diese Lösung macht auch Sinn. Ich nehme als Beispiel ein Polytechnikum, bei dem ich jemanden im Fach Holzverarbeitung brauche. Da ergibt es Sinn einen Tischler mit Meisterabschluss einzustellen, der sogar noch ein Studium hat. Dieser ist für jenen Bereich hochqualifiziert und muss im Laufe seiner Tätigkeit sowieso eine pädagogische Ausbildung machen."
Oliver Kölli, Abteilungsleiter Bildungsdirektion Steiermark
Auch von den Kolleginnen und Kollegen werden diese sehr gut aufgenommen. Abschließend gilt es zu sagen, dass die Südweststeiermark sehr gut aufgestellt ist, die Belastung für Lehrerinnen und Lehrer, speziell in Krankheitsfällen der Kolleginnen und Kollegen größer als im Vergleich zu den Vorjahren ist.
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