Eine echte Plage: Drüsiges Springkraut ist Neophyt des Jahres 2018
Naturschutzbund fordert dringend Maßnahmen für besonders schützenswerte Lebensräume.
Der heiße Sommer zeigt es deutlich: Nur robuste Wildpflanzen können sich gegen konkurrenzstarke zugewanderte Arten behaupten. Zu letzteren zählt das Drüsige oder Indische Springkraut oder der Japanische Staudenknöterich. Sie haben das Potenzial andere Pflanzen zu verdrängen. Werden diese geschwächt – sei es durch Hitze oder auch gestörte Lebensräume – haben invasive Neophyten leichtes Spiel. Vielerorts kommen sie fast in Reinbeständen vor. Der Naturschutzbund fordert zumindest in besonders schützenswerten Lebensräumen aktive Bekämpfungsmaßnahmen und legt auch selbst Hand an. Um die Bevölkerung auf das Thema aufmerksam zu machen hat er das „Indische Springkraut“ (Impatiens glandulifera) zum Neophyt des Jahres 2018 erklärt.
Eine echte Plage
Wir werden sie nicht mehr loswerden, denn Neophyten sind inzwischen einfach zu weit verbreitet und zu gut etabliert. Die meisten von ihnen haben sich als unproblematische neue Mitbewohner herausgestellt, doch einige wenige machen Probleme – sei es als wirtschaftliches bzw. gesundheitliches Risiko für uns Menschen, als übermächtige Konkurrenz zu heimischen Pflanzen oder als Bedrohung ganzer Ökosysteme.
Zu letzteren zählt auch das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera), das der Naturschutzbund zum „Neophyt des Jahres“ erklärt hat. Damit will er auf die Problematik solcher invasiver Neophyten hinweisen. Vor allem das oft gut gemeinte Anpflanzen des Indischen Springkrauts durch Gartenbesitzer und Imker muss aufhören.
Ursprung im Himalayagebiet
Impatiens glandulifera stammt ursprünglich aus dem Himalayagebiet und wurde als Zierpflanze nach Europa und Nordamerika gebracht. Wegen ihres reichen Nektarangebots, das sie zu einer attraktiven Pflanze für Bienen macht, wurde sie zunächst aktiv gepflanzt. Das Indische Springkraut wächst bevorzugt in feuchten Wäldern, Auen- und Uferlandschaften mit hohem Nährstoffgehalt, da es für sein schnelles Wachstum eine ausreichende Wasserversorgung benötigt. Seine Nähe zu Fließgewässern ermöglicht ihm zudem eine starke natürliche Verbreitung. Man findet es dabei vor allem in vom Menschen beeinflussten Gebieten, da diese den Samen genügend offene Stellen zur Keimung bieten. Die rasante Ausbreitung basiert auf der langen Blütezeit von Juni bis Oktober und der schier unglaublichen Produktion von Samen: Eine Pflanze kann mehrere Tausend davon hervorbringen und mit einem speziellen Schleudermechanismus schon bei leichter Berührung der Kapseln bis zu sieben Meter weit in alle Richtungen schleudern.
I. glandulifera wird vor allem in gestörten Lebensräumen zu einem Problem, wo es in kürzester Zeit Wuchshöhen von über zwei Meter erreichen kann und so andere Pflanzen schnell überdeckt. Der Naturschutzbund drängt deshalb darauf, die heimischen Ökosysteme zu stärken und in besonders schützenswerten Lebensräumen aktive Maßnahmen gegen gebietsfremde Arten zu ergreifen. Als Handlungsbasis dienen bereits zahlreiche internationale und europäische rechtliche Regelungen – vom Übereinkommen über die Biologische Vielfalt von 1992 bis zur aktuellen EU-Verordnung zu EU-weit problematischen Arten. Diese geben Richtung und Handlungsbedarf klar vor. In seinem Grundsatzpapier fordert der Naturschutzbund darüber hinaus nationale gesetzliche Regelungen – von der Abfallwirtschaft bis zum Naturschutz – um dieser dynamischen und breiten Problematik gerecht zu werden.
Ab sofort wird der Naturschutz jedes Jahr einen „Neobionten“ ernennen – immer abwechselnd einen Neophyten (gebietsfremde Pflanze) und ein Neozoon (gebietsfremdes Tier). Er will damit auf den Einfluss zugewanderter bzw. eingeschleppter Arten auf die heimische Artenvielfalt aufmerksam machen und helfen eine aktive Verbreitung nicht-heimischer Tiere und Pflanzen zu verhindern.
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