Müllbaron treibt in Leibnitz sein Wesen

- Ein Herz aus ausgelaufenem Clever!-Energydrink
- hochgeladen von Christian Gorinsek
Leibnitz hat einen Müllbaron.
Begonnen hat alles, wie es diese Dinge immer an sich haben, harmlos. Von den jahrelangen Spaziergängen am Grallaweg, war dem Abfalljäger von Leibnitz die Gegend wohl bekannt. Der Müll fiel ihm erst in den letzten Monaten so richtig auf, weswegen er an drei Stellen des Weges Müllsäcke installierte, die von den Spaziergängern sofort positiv angenommen wurden. Aber die verstreuten Müll-Fleckerl zwischen den Säcken störten ihn noch, weswegen er sich überlegte, eine Ausnahme-Aktion zu starten, um diese Abfallreste zu beseitigen. "Es tut ja niemand freiwillig, weil sich jeder denkt 'Wozu soll ich den Müll der anderen wegräumen?'. Also, ging ich aus Neugier halt mal los."
Staunen und Schmankerln
Der gebürtige Wagnarianer staunte nicht schlecht, als er in den folgenden Tagen spontan mit einem 60 Liter Müllsack loszog und herausfinden wollte, wann dieser denn voll werden würde. "Allein bei der grünen Insel bei der Kreuzung Grallaweg / Wasserwerkstraße, zwischen Wasserverband Leibnitz, STEG und Lackierer "Einfalt" war der Sack bereits halbvoll!" Als er dann den Grallaweg Richtung Gralla hinaufspazierte, mußte er den Sack vor der Bundesstraße B74 bereits neben einen Strommasten abstellen. Daß Müll auch faszinieren kann stellte er bei einer ausgeronnenen "Clever!"-Energydrinkdose fest. "Der ausgeronnene Energydrink hatte die Form eines Herzens. Das mußte ich sofort mit der Handykamera festhalten."
Die üblichen Verdächtigen
Häufig angetroffene Hinterbliebene eines Spaziergängers oder einer Jugendbande auf Spritztour sind Herr Memphis ebenso wie die Herren Benson & Hedges oder Chesterfield. Achtlos weggeworfene Energydrinkdosen machen ebenso wie Bierdosen von den Braumeistern Schwechater, Puntigamer und Gösser ein Gros des Sackinhaltes aus. Ein Klassiker sind die Tüten von McDonalds, die einen jugendlichen Täter vermuten lassen. Das macht die Natur überhaupt nicht happy, wenn auch "Happy Meal" draufsteht. "McDonalds sollte einen McUmweltverschmutzung anbieten, dann verstünde ich es wenigstens, wenn die Becher und Burgerkartons umherliegen", meint der zynische Moralapostel beiläufig. Dabei ergänzt er scherzhaft: "Ich hab bei der Hack'n zwar nichts zu befürchten, aber ab und zu ist dennoch ein Leibwächter dabei, manchmal auch ein Jägermeister. Meist muß ich sie vorher von der Erde befreien, bevor ich die Fläschchen in den Sack werfen kann." Gar nicht selten kommen auch Bier- und Vodkaglasflaschen und Plastikverpackungen vor.
Am Müll erkennt man den Menschen
Aus Erfahrung weiß der Müllbaron von Leibnitz, daß nicht jeder Mensch automatisch ein Umweltsünder ist. "Zuerst muß sich die Gelegenheit für das Wegwerfen bieten, z. B. man befindet sich irgendwo, wo es keinen Mülleimer gibt." Dann müsse die Hemmschwelle gerade niedrig sein, z. B. bei hohem Adrenalinspiegel und guter, überheblicher Laune eines Jugendlichen, der mit Freunden im Auto unterwegs ist und gerade beim McDrive war. "Die Menschen hier in Leibnitz - und ich meine sagen zu können in der ganzen Welt - sind innerlich, geistig-seelisch sehr verschmutzt. Das beginnt ja schon in der Schule und im Elternhaus. Daß sich das im Müll auf den Wegen widerspiegelt ist nur die logische Konsequenz davon." Die Müll-Ferkel zu schelten lehnt er jedoch ab. "Niemand ist deswegen ein schlechter Mensch. Aber es wäre doch schön, würden die Menschen sensibler werden und mehr auf die Sauberkeit ihrer Heimat achten." Manchmal kann der Hobby-Müllmann sogar ahnen, auf welchen Mist der Abfall gewachsen ist. "Es fährt da so ein Penner mit einem Radl durch Leibnitz. Ich kenn' seine Route und er hat oft Bierdosen in seinem Salat-Plastiksackerl drinnen. Neulich fand ich eines dieser Sackerl genau neben meiner neuen Müllstation am Grallaweg. Ich wette, das hat der Penner dorthin geworfen. Ich freu' mich, wenn er diese Möglichkeit der Müllentsorgung zu schätzen weiß."
Menschen motivieren, selbst loszuziehen
Dieser Artikel, der zur reinen Selbstdarstellung des arbeitslosen Frühpensionisten verfaßt wurde, soll andere Leibnitzerinnen und Leibnitzer dazu anregen, selbst ein Paar Einweghandschuhe und einen Müllbeutel beim nächsten Spaziergang mitzunehmen. "Wir warten immer darauf, bis wir für eine Leistung belohnt werden, entweder mit Geld oder mit Dank und Aufmerksamkeit. Ich weiß, daß ich für deppert gehalten werden, was sicherlich auch stimmt. Es hört sich fast unglaublich an, aber gerade durch diese eigenständigen Ideen und deren Durchführung findet man im Leben den Boden unter den Füßen wieder, in dieser materialistischen Gesellschaft, und seine Wertschätzung für die kleinen Dinge im Leben."


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